Das Glück von Brins Fünf
worden; vier Vasallen kraxelten an der nächsten Wegbiegung zu mir herauf.
Ich begrüßte sie, immer noch außer Atem, erzählte meine Geschichte und überreichte ihnen Rilpos Nachrichtenband. Sie waren alle muskulös und entschlossen und trugen drei Knoten auf ihren Tuniken; jeder von ihnen hätte der Bravo sein können, der mich oben auf der Scholle erwischt hatte. Ihr Benehmen wurde etwas freundlicher, als sie das Band lasen, und sie setzten ihren Weg fort, um die Sänfte auszugraben. Ich saß müßig am Straßenrand und betrachtete die Dächer und Zelte von Cullin und die Wolkenschatten, die über die Große Ebene zogen. Der Fluß Troon glitzerte hinter deren breiten Hainen grau wie Metall im Licht. Bald danach erklang Gesang, und da waren sie: Rilpo ritt jetzt auf Harfner Roy, Tsammet grinste vom Rücken des Harfners herab, während Tewl daneben schritt, Roys kostbare Harfe schlug und ein altes Berglied sang: „Süßer Vogel des Schnees.“
So stiegen wir alle hinab. Ich ging neben Tewl her und weidete mich am Anblick eines Granden. Es herrschte eine Heiterkeit, eine Ausstrahlung bei Tewl und Rilpo, die völlig ihrem Prunk entsprachen. Ich konnte es fast verstehen, solchen Personen zu dienen, ein treuer Vasall wie Tsammet zu sein. Ich hatte den Drang, ihnen zu trauen, Taucher zu bitten, ihnen ebenfalls zu trauen und ihnen seine Geschichte zu erzählen und seine Magie zu zeigen und seine Kenntnisse des Luftschiffs zu enthüllen. Aber ich behielt diese gefährlichen Gedanken für mich, und wir gelangten schließlich, in der Dunkelheit vor dem Aufgang der zweiten Sonne, zum Flußufer außerhalb der Stadt.
Der Troon entspringt an der Westflanke des Hingstull und fließt durch große Wasserfälle und Höhlen, so daß er ein ansehnlicher Fluß ist, wenn er sich um den Fuß des Berges windet und der Steinbach in ihn mündet. Hinter der Mündung schlängelt er sich durch die Stadt in die Große Ebene hinein. Wir erblickten das Geleit mit dem Luftschiff im Netz, das ans Ufer des Troon gezogen worden war, wo die beiden Gewässer sich vereinigen. Dort lag ein Radkahn bereit und ein kleineres Segelboot. Als wir zum Ufer gingen, waren die für das Geleit verantwortlichen Vasallen dabei, das Luftschiff auf den Kahn zu laden.
Taucher konnte Tsammet auf dem Landesteg absetzen, und wir alle drängten uns näher, um das Verladen zu beobachten. Kaum lag das Luftschiff auf dem Kahn, als es auch schon mit breiten Segeltuchbahnen abgedeckt und wie eine große Fracht gewöhnlicher Waren verschnürt wurde.
„Geheimhaltung“, flüsterte Harfner Roy. „Tiath Gargan will nicht, daß es durch Cullin getragen wird.“ Taucher war unruhig und angespannt, aber er rührte sich nicht.
Rilpo Galtroy, der mit den Vasallen gesprochen hatte, zog uns alle beiseite. „Freunde …“, sagte er, „ich muß euch allen auferlegen – erklärt es eurem stillen Verwandten, wenn ihr könnt –, niemals über das zu reden, was ihr hier gesehen habt.“
„Meint Ihr dieses Luftschiff“, fragte Harfner Roy. „Wo kommt es her, Hoheit?“
Rilpo und Tewl wurden still und stumm. „Ihr habt dieses Emblem erkannt“, sagte dann Tewl. „Der Große Älteste hat die besondere Notwendigkeit des Schweigens betont.“
„Ich möchte dies sagen“, schaltete Rilpo sich vorsichtig ein. „Es wird angenommen, daß eine fremde Rasse aus dem Weltraum hergeflogen ist und sich auf den Inseln eingenistet hat.“
„Aber wir erlegen es euch feierlich auf …“ Tewls Augen leuchteten in der Dämmerung. „Sagt nichts, nicht einmal zu eurem nächsten Verwandten. Mißbraucht nicht unser Vertrauen.“
„Glaubt mir, Hoheiten“, murmelte Harfner Roy, „ich spreche im Namen von uns allen und sage, wir werden kein Wort über diese Angelegenheit je munkeln.“
„Hoheit …“ Ich zupfte Tewl sanft an ihrem Umhang.
„Ist es nicht möglich, daß eine fremde Rasse unsere Freunde sein könnten? Vielleicht gleichen sie uns an Gestalt? Sie könnten sich zu uns gesellen und sich unter uns mischen, ganz wie Moruianer?“
„Ich wünschte, es wäre so, liebes Kind“, sagte Tewl. Ihre Stimme war süß und zart. Sie streifte einen kleinen Silberring, der wie ein Seil geflochten war und auf dem Knoten einen blauen Brillanten hatte, von ihrem Finger und steckte ihn auf meinen Finger. Ich errötete und küßte ihre kühle Hand.
Rilpo lächelte. „Kommt, ihr habt unser Leben gerettet und uns ungeheure Dienste geleistet. Solche Dienste können wir nicht wettmachen. Ich
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