Das Glück von Brins Fünf
Jetzt umherstreifend mit den Geisterhelden.“
„Dein Anführer?“ fragte Beeth Ulgan.
„Petsalee, der Gastgeber der Geister.“
„Du wirst diese Botschaft dem Anführer bringen, mit einer Gabe aus Silber“, fuhr die Ulgan fort.
„Gewiß …“, seufzte Mooneen im gleichen gespenstischen Ton.
Die Wahrsagerin sprach schnell und ernst: „Sage Petsalee, daß er von der Schöpferin der Maschinen Lob und Reichtum erhalten wird, wenn er sofort flußabwärts zieht und in allen Städten und Dörfern zwischen hier und Otolor auftritt. Der Inhalt seiner Lehre soll sein: Kein Teufel kam aus dem Weltraum herab, sondern ein echter Geist, der dem Land Torin Ruhm und Frieden und Ehre bringen wird.“
Taucher konnte dem nicht ganz folgen; aber als ich aus dem Licht in die Dunkelheit spähte, verblüffte mich die List der Wahrsagerin.
Als die Wirblerin die Botschaft in sich aufgenommen hatte, wachte sie auf. Ich sah, wie sie mit einem Umhang bekleidet wurde, Silber überreicht bekam und dann in das nächtliche Licht geschickt wurde. Beeth Ulgan rief uns zurück und stellte uns zum erstenmal den Lehrling vor, dessen Name Gordo Beethan – Gordo, Beethans Helfer – war. Kein Fünf-Name, oder er hatte einen, den er nicht benutzte. Ich versuchte mir vorzustellen, was es hieß, mit einer Lehrmeisterin zu leben statt in einer Familie. Die Ulgan erklärte: „Gordo ist ein Zeuge. Der einzige in Cullin eingetragene. Fragt Taucher, ob so etwas seines Wissens nach besteht.“
Wir hatten bereits zu erklären versucht, wie wir Taucher Botschaften zukommen ließen. Er verstand recht gut, was wir meinten, schien allerdings daran zu zweifeln, ob es funktionierte. Er gab zu, daß er selbst gedankenblind war, aber nicht sein ganzes Volk. Einige besaßen die Fähigkeit, Gedanken miteinander zu verbinden. Er fragte nun, ob sich das vorführen lasse.
Die Ulgan war dazu nicht imstande. „Man muß glauben“, sagte sie. Gordo sah selbstgefällig aus; er wußte seine Fähigkeit zu schätzen. Ich war schläfrig und eifersüchtig.
„Ich werde Gedanken mit dem Zeugen verbinden“, sagte Beeth Ulgan. „Wenn er dann zu einer bestimmten Zeit aus der Ferne ruft, höre und spreche ich durch ihn, während er sich in Trance befindet. Seine Zuhörer hören mich sprechen.“
In diesem Augenblick ertönte ein melodisches Schlagen aus dem Innern des Hauses; Beetli Ulgans große Seiden- und Holzuhr in ihrem Glockenraum. Längst bevor die widerhallenden Holztöne verklungen waren, wußte Taucher, um was für einen Mechanismus es sich handelte, und wollte ihn sehen. Die Uhr machte mich noch schläfriger; ich hatte all die Stunden völliger Dunkelheit verloren, die das Bergvolk zu seinem besten Schlaf nutzt; die Ferne Sonne stand schon stundenlang am Himmel. Der Lehrling Gordo rollte sich im Vorderzimmer neben dem Ofen in einem blauen Schlafsack zusammen, der vielleicht aus unserem Gewebe angefertigt worden war, denn wir lieferten der Ulgan ihre meiste Ausstattung. Ich kehrte in den Innenraum zurück und schlief ein.
Plötzlich war ich hellwach; Harfner Roy war fort. Ich empfand einen stechenden Schreck, obwohl der Raum warm und schön war; ich war allein. Dann hörte ich Stimmengemurmel und sah Taucher, ganz nahe, mit der Ulgan sprechen. Einer meiner Familie war da … ich war in Sicherheit. Der Harfner, wußte ich, war gegangen, um die anderen aus der Höhle am Steinbach zu holen; sie würden den Kahn der Ulgan, gemäß dem Plan, den wir ausgeheckt hatten, außerhalb der Stadt beim Zusammenfluß besteigen. Darum schlief ich wieder ein und wachte ein- oder zweimal halb auf, um Taucher und Beeth Ulgan gesellig über Sterne und Maschinen reden zu hören, wie zwei Alte, die bei der Frühlingsmesse über ihre Spitzenwebstühle plauderten.
Die zwei Sonnen schienen, und der Himmel war so klar, daß er sich bis nach Rintoul auszudehnen schien. Die Kälte fraß an unseren Knochen, während wir am Kai kauerten; das Wetter war klar und kalt, wie es die Ulgan vorausgesagt hatte. Wir fröstelten und warteten hinter einem Stapel Stoffballen: Taucher und ich, Dorn, nur wir beide. Am Kai war es ruhig. Wir hatten gerade Petsalee, den Anführer der Wirbler, gesehen, der seine schmuddelige Herde in ein schäbiges altes Vogel-Boot pferchte, beladen mit Leimruten und alten Käfigen, um flußabwärts zu fahren. Pentroys Offizier und zwei Vasallen waren da, um die Wirbler aus der Stadt zu vertreiben. Jetzt lungerten diese Vasallen, zweihundert Fuß von uns entfernt,
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