Das Glück von Brins Fünf

war so beschaffen, daß das leiseste Wort eines jeden Redners verstanden werden konnte; ein einzelner Ton aus dem Muschelhorn sorgte für Stille, und dann wurde die Ratssitzung offiziell von dem Oberherold eröffnet. Daraufhin erhob sich Tiath Pentroy, um das Wort zu ergreifen.
    „Ich habe diesen Rat nicht einberufen, aber ich freue mich, daß dies geschah“, sagte er. „Ihr seid hierher gekommen, um Wunder zu sehen, und Ihr werdet sie sehen.“ Seine Stimme war weich, fast versöhnlich, aber irgendwo besaß sie Schärfe. Ich sah Guno Wentroy, die steif dasaß, und den Blinden Mari mit seinem langen Gesicht, der sich halb dem Großen Ältesten zuwandte und ihm zuhörte.
    „Was Ihr gehört habt, entspricht der Wahrheit. Es gibt Fremde in Torin, und einer ist, dank großem Glück, in unserer Hand, damit Ihr ihn alle sehen könnt.“
    Eine Welle von Geräuschen und Bewegungen ging durch den Pavillon; die Zuschauer raschelten und seufzten und wurden von Tiath Pentroy zur Ruhe gebracht.
    „Diese Kreatur ist allgemein als Teufel bezeichnet worden, aber es ist kein Teufel. Unsere Gefahr wäre geringer, wenn es ein Teufel wäre … denn Teufel können, laut den alten Fäden, durch Gebete und Beschwörungen in Schach gehalten werden. Diese Kreatur wird Mensch genannt, und sie stammt aus einer fernen Welt im Griff einer Feuer-Metall-Magie, die tief geht und tödlich ist. Ihr werdet sehen, daß diese Kreatur kein Monstrum ist – in vieler Hinsicht gleicht sie einem Moruianer. Ich habe zwei junge Moruianer hier, aus dem wilden Norden, und der Mensch hat unter ihnen gelebt. Dorn Brinroyan, antworte mit deinem Namen!“
    Der Vasall war im Begriff, mich hinzuschubsen, aber ich stand schon am Geländer, wobei ich zu vergessen suchte, daß die Augen der Hundert auf mir ruhten, und antwortete: „Ich bin Dorn Brinroyan.“
    Diesmal gab mir der Vasall einen Puff, und ich fügte hinzu: „Hoheit …“
    Es wurde etwas gelacht. „Er ist ein Bergkind“, sagte Tiath Pentroy, um die Anwesenden für ihr Lachen zu tadeln.
    „Ist der Mensch Scott Gale im Warmen See am Hingstull in einem Luftschiff gelandet?“
    „Ja, Hoheit.“
    „Hat er in eurem Zelt gelebt und moruianische Nahrung gegessen?“
    „Ja, Hoheit.“
    „Das ist alles. Tritt vor, Gordo Beethan!“
    Ich zog mich zitternd von dem Geländer zurück, während Gordo vortrat. Die letzte Gelegenheit, für Taucher zu sprechen, war dahin, und ich empfand nur eine leere Erleichterung. Ich hörte kaum, wie der Große Älteste Gordo nach seiner Begegnung mit Taucher ausfragte.
    „Es war eine große, wie ein Moruianer gekleidete Person, aber ihre Augen waren blau.“ Gordon leierte seinen Text herunter.
    Guno Deg erhob sich und tauschte ein Nicken mit dem Oberherold aus. „Eine Frage an Dorn Brinroyan.“
    Ich trat wieder vor und war mir jeden Geraschels und Gekichers bewußt.
    „Wurde, als ihr dieses Wesen, Escott Garl, gerettet hattet, es Teil eurer Familie?“
    „Ja, Hoheit – er wurde zu unserem Glück gemacht.“
    Als Reaktion darauf entstand erst ein ahnungsvolles Gemurmel, das dann schnell zu einem Stimmengewirr anwuchs. Sobald Guno wieder ihren Sitz eingenommen hatte, gab Tiath seinen Vasallen einen Wink, und Taucher wurde hereingeführt. Er war wieder entkleidet worden und stand, bis auf einen Vasallen, allein auf einem Podium mit höherem Geländer neben den Fünf Ältesten. Tiath Pentroy ließ den Lärm im Saal durch einen Muschelhorntusch verstummen.
    „Hier ist diese Kreatur aus dem Weltraum“, rief er, „und ich werde hernach eine Bewilligung für ihre Beaufsichtigung und für den Schutz von Torin beantragen.“
    Ein gespanntes Regen unter den Granden setzte ein, und einer, nicht weit von uns, rief: „Eine Schande, Pentroy! Laßt ihn seine Kleidung haben!“
    Das löste weitere Rufe aus, und Tiath schaltete sich erneut mit einem Tusch zur Stille ein und wandte sich an Taucher.
    „Mensch … wie heißt Ihr?“
    „Ich heiße Scott Gale. Ich bin in Frieden gekommen.“
    „Spricht er denn Moruianisch?“ rief jemand.
    Es erfolgte eine spöttische Antwort aus demselben Teil des Raums. „Nein … Tiath Gargan ist ein Stimmenwerfer!“
    Dann erklang der Ruf: „Frage!“, und ein junges Ratsmitglied der Wentroys stand auf. „Heißt Ihr Garl Brinroyan?“
    „So ist es.“
    „Habt Ihr eine Maschine namens Tomarvan zum Sieg beim Wettflug des Vogel-Clans in Otolor gesteuert?“
    „Ja, Hoheit.“
    „Nennt mich lieber Euren Freund“, sagte der Wentroy steif,