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Das Glück von Brins Fünf

Das Glück von Brins Fünf

Titel: Das Glück von Brins Fünf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherry Wilder
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Taucher herein; er war bis auf einen Lendenschurz nackt und barfuß; seine Handgelenke waren mit stärksten Seilen gefesselt. Den Zuschauern stockte der Atem; er hatte sich seit fünf oder sechs Tagen nicht rasieren können, und ein dichter Haarwuchs bedeckte den unteren Teil seines Gesichts. Seine blasse Haut und seine Behaarung ließen ihn ausländisch aussehen. Zwei Vasallen standen hinter mir, waren aber nicht auf der Hut; ich sprang nach vorne unter den Tisch, schoß zwischen den Sesseln und den langen Gewändern der Ältesten hindurch und rannte an Tauchers Seite.
    „Haben sie dir wehgetan?“ keuchte ich. „O, Taucher …“
    „Kopf hoch“, sagte er, das Blitzen seiner Augen tröstete mich.
    Die Vasallen schlugen mit ihren Stöcken auf mich ein. „Laßt das Kind in Ruhe“, sagte Taucher.
    „Großer Wind“, rief der Blinde Mari aus, „er spricht wie eine Person!“
    „Kommt näher“, sagte der Große Älteste leutselig, „Kind und Teufel, beide zusammen. Wie geht es Euch, Scott Gale?“
    „Hoheit, mir ist es kalt ohne meine Kleidung.“
    „Habt Ihr Euch zu Herzen genommen, was wir besprochen haben?“
    „Ich habe tief darüber nachgedacht.“
    „Seht ihr“, sagte Tiath zu den anderen, „er ist ein intelligentes Wesen.“
    „Und glaubwürdig“, sagte der Blinde Mari. „Sehr glaubwürdig. Gale, wenn das Euer Name ist, woher kommt Ihr?“
    „Aus dem System eines anderen Gestirns, Hoheit. Ich kam zufällig zum Hingstull, und eine Bergfamilie kümmerte sich um mich.“
    „Habt Ihr Beziehungen zu dem Zauberer Nantgeeb?“
    „Ich glaube, ich habe mit dieser Person gesprochen, aber ich habe niemals Nantgeeb von Angesicht zu Angesicht gesehen.“
    „Oh, was für eine Stimme“, sagte der blinde Älteste. „Sie ist bestimmt nicht aus dieser Welt. Könnt Ihr singen, Fremder?“
    „Ein bißchen, Hoheit.“
    „Quatsch …“, sagte Orn Margan. „Doch ist er ein verflixt komisch aussehender Teufel, der so gut spricht.“
    „Laßt ihn mich singen hören“, bettelte der Blinde Mari. Tiath Pentroy nickte, und ein Vasall klopfte Taucher auf die Schulter. Er sah zu mir herunter und murmelte den Namen des Liedes, dann sangen wir zusammen:
     
    „Een Turugan arabor va-ban,
    Gwerdolee ma na dobaggarnee,
    Mor-roy anstar utothor ma-wen,
    Turu geer da, tu-u-uru geer da!“
     
    Und als wir das gesungen hatten, sang Taucher dasselbe in seiner eigenen Sprache:
     
    Ins Feld muß der junge Harfner rücken,
    Er wird in den Reihen des Todes gefunden,
    Die wilde Harfe auf seinem Rücken,
    Das Schwert seines Vaters umgebunden!
     
    Dann ließ ich wegen der Lieblichkeit dieses Lieds und der schönen sicheren Zeit, als Taucher es auf dem Troon dem Harfner beibrachte, den Kopf hängen und spürte, daß mir Tränen über die Backen rannen.
    Die Ältesten schwiegen einige Pulsschläge lang, bis zumindest der Blinde Mari geneigt zu sein schien, dem Gesang Beifall zu spenden.
    „Meine Bewilligung …“ sagte der Große Älteste leise. Er gab noch einen Wink, und ein Vasall legte einen Umhang um Tauchers Schultern. Plötzlich wurde am anderen Ende des Seeblumengemachs ein ganzer Teil des Wandschirms aufgerissen, und eine kleine Gestalt in Dunkelgrün stürmte wütend herein.
    „Noch nicht zu spät“, rief eine heisere Stimme. Guno Deg stolzierte oder stürzte sich zum Tisch und schlug mit geballter Faust darauf.
    „Hier wird keine Gerechtigkeit vollzogen! Ihr werdet betrogen und zu Kreaturen des Pentroy-Clans gemacht!“
    „Halt den Mund, Böse Alte“, sagte Tiath. „Ich verlange meine Bewilligung!“
    „Wenn du Geheimhaltung verlangst, bekommst du sie nicht, Gargan“, rief Guno. „Die Sache ist schon zu weit gegangen, über die Reichweite deiner Stricke und Mörder und Geheimverliese hinaus. Ich habe ein Lied gehört, als ich zu diesem Gemach kam, aus dem Munde dieses Gastes Escott Garl Brinroyan. Ich habe dasselbe Lied in den Straßen und Gassen der Stadt gehört. Ich sah dieses Runenband an jedem Baum und Gerüst in Rintoul hängen.“ Sie schmiß ein orangefarbenes Nachrichtenband auf den Tisch, und die Ältesten ließen es schnell von Hand zu Hand wandern.
    „In der Tat zu weit“, sagte Tiath. Seine Stimme war steinhart, und er hatte die grüblerische Miene aufgesetzt, die ich schon beim erstenmal gesehen und erkannt hatte.
    „Dieses Gift und diesen Wahnwitz, den diese fremde Kreatur mitten in den Frühling unseres Leben hereinbringt. Es sieht wie einer von uns aus, ist es aber nicht … wie wir

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