Das glückliche Ende der Welt.
Kränzchen, kein Sträußchen am Rockaufschlag der Männer! Eine traurige Hochzeit! Wo sich doch die ärmsten Leute für diesen Tag der Eheschließung herausputzten! Wie hätte man doch diese Doppelhochzeit feiern können! War kein Wunder, wenn die beiden Holzhauer von der Kirche weg etwa gleich wieder zur Arbeit in den Wald gingen. Zwei komische Burschen waren sie sowieso, der gedrungene Kaspar mit dem fröhlichen breiten Gesicht, und der lange Ambros, dessen helle Blauaugen so flink und listig blinzeln konnten, als wären sie nicht unter die Stirne eingebaut, sondern oben an der langen Nase befestigt.
Wenn man es sagte, wie es war: zwei solche Gespanne hatte Stinglreut wohl noch nie erlebt. Dabei waren die Bräute gar nicht so übel. Die Walburga sah aus wie das blühende Leben, und dem Sterl seine Karolina war doch trotz der Sommersprossen, die selbst den Winter überstanden hatten, recht hübsch.
Mit dem Segen und ein paar freundlichen Worten entließ der Pfarrer die Paare und geleitete sie noch bis an die Kirchentüre:
»Also«, sagte er dort und gab ihnen die Hand, »vergeßt nicht, was ich euch gesagt habe: Zusammenhalten, in den schönen und auch in den stürmischen Tagen.«
»Fehlt sich nix, Herr Pfarrer!« versicherte der Ambros, und dann standen sie wieder im hellen Tag vor der Kirche und waren verheiratet. Keine Musik erwartete sie und kein juchzender Hochzeitslader ging ihnen voran, und doch war ihnen bewußt, daß an diesem Tag ihrer Lebenswende die Sonne schien und der Wald rauschte. Sie ließen sich die Hände drücken, und dann wurde wohl dem Ambros die Bedeutung des Tages erst bewußt, denn mit einem Juhschrei warf er den Hut hoch und wandte sich mit einem spitzbübischen Lachen an die Umstehenden.
»Wir danken euch halt, Herr Förster und liebe Leut, und jetzt behüt euch Gott, wir packen es und wollen gar nimmer länger warten! Der Holzbauer hat eingespannt. Nehmt es uns net übel, daß wir gar nix feiern.«
Der Förster Greiner, der kaum ein Wort gesprochen hatte, ging, und der Sägmüller meinte zum Sterl: »Schade ist es schon um die Hochzeit. Ist ja wie eine Kriegstrauung gewesen. Aber was willst machen!«
»Wir brauchen die Brautleute ja net«, tröstete ihn der Sterl, »Einkehren zu einem Frühschoppen können wir ja auch so.«
Vom unteren Dorf herauf lärmten die Schöllen der Waldstierherde, die dort zum Auftrieb gesammelt hatte. Voran führte ein stämmiger Bub den Leitstier, dessen Hörner mit Bändern geschmückt waren, und hinterdrein trieb der Waldhirte Schreindl mit zwei Helfern die große, tummelnde Herde. Durch den Ort aufwärts gegen die hochansteigenden Waldhöhen bewegte sich der rasselnde Zug und zerstörte den Morgenfrieden.
Vor dem Daglwirt stand der Wagen des Holzbauern, beladen mit einem Kasten, einer Truhe und den Betten. Hintendrauf stand ein Faß Bier. Der Holzbauer hatte kleine Tännlinge an die Leitern des Wagens genagelt und den Pferden das Festgeschirr angetan. Für die beiden Paare war hinter dem Fuhrmann ein Querbrett über den Wagen gelegt. Die Sterlin und die Sägmüllerin gaben ihren Töchtern noch gute Ratschläge, und der Sterl nahm sich den Ambros zur Seite und flüsterte ihm zu:
»In der Truhe ist ein Abschraubstutzen. Wirst ihn schon brauchen können da droben.«
Der Ambros lachte, und dann bestiegen sie den Wagen. Der Holzbauer ließ die Peitsche knallen, und der wunderliche Brautzug setzte sich in Bewegung.
»Recht haben sie!« sagte der Sterl hinter ihnen her. »Sind junge Leut, die werden mit der Gschwend schon fertig.«
Beim Reibenwirt waren Fenster und Türen geschlossen und die Vorhänge vorgezogen. Ein wenig ängstlich schielte der Kaspar nach dem Wirtshaus, als sie vorbeifuhren, und er atmete auf, da sie das letzte Haus des Ortes hinter sich hatten. Die Glocken klangen nun wieder vom Zwiebelturm, um zur ersten Messe einzuladen, den jungen Paaren klang es wie ein Abschiedsgeläute, obwohl sie nur zwei Stunden bergauf von der alten Heimat entfernt wohnen würden. In den Wiesen leuchteten die sonnengelben Sterne der Dotterblumen und die blaßgoldenen Himmelsschlüssel, am Weg wiegten sich die weißen Buschwindröschen auf schwachen Stielen, die weißen Birkenleiber strahlten dem schwelgenden Grün entgegen. Dann nahm sie der duftende »Wald auf und rauschte ihnen der Teufelsbach entgegen. Taufeucht lag noch der Grund, eingeschattet das steinige Sträßlein, auf dem die Hufe der Pferde gleichförmig klapperten. Ein Stück vor ihnen ging
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