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Das glückliche Ende der Welt.

Das glückliche Ende der Welt.

Titel: Das glückliche Ende der Welt. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Friedl
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wohl nur auf den Höhen und nicht im Tal, in der Nähe von Stinglreut, gejagt. Dort hatte er die Spitzbuben zu suchen. Vergeblich war er stundenlang in den Wirtshäusern gesessen, um die Männer zu beobachten und sich aus ihren Gesichtern und Reden einen Vers zu machen. Dieser Weltkrieg hatte sie alle verdorben: man hatte ihnen das Schießen beigebracht.
    Waren es Holzhauer oder Leute von der Säge, war es ein junger Bauer, der da herumwilderte, oder ein Knecht? War es einer der Älteren, der sich in der schlechten Zeit einen Braten ohne Fleischkarte aus dem Walde besorgte und das Wildern nun nicht mehr lassen konnte? Wie sollte er dahinterkommen! Es war vergebliche Liebesmüh, die Holzhauer zu befragen, sie wußten nichts und sagten nichts.
    Er stand auf, hing das Gewehr um und ging wieder auf den verborgenen Pfaden aufwärts, der Teufelsbachklause entgegen. Bis er über den Hochruck und über den Höhenkamm seinen Reviergang beendet haben würde, kam ohnedies wieder der Abend. Auf der Gschwend wollte er heute noch nicht vorbeikommen, aber er hatte das Gefühl, als müßte er künftig sich an die neuen Gschwender Bewohner halten, um auf eine Spur zu kommen.
    Der Mittag war schon vorbei, als er, auf einem Baumstumpf sitzend, sein Wegebrot verzehrte und dann bis zur Grenze hinaufging, um dieser entlang den Ostrand seines Reviers abzugehen.
    Eine Schneise führte über die Höhen, in der die Grenzsteine in kurzen Entfernungen die Länder trennten. Über einen abgeholzten Wald hinweg sah Greiner weit ins Böhmische, und auch dort schienen die dunklen Forste im Unendlichen zu verlaufen.
    Gelegentlich traf er hier auf die Grenzstreife, und er kannte die Zeiten, da er ihnen begegnen konnte. Bald marschierten auch zwei Mann in den grüngrauen Uniformen an. Den älteren Beamten kannte der Förster und sie blieben, wie öfter, auf einen kurzen Plausch stehen.
    »Wird Sommer, Herr Förster«, lachte der Grenzaufseher freundlich, »die unruhigen Zeiten gehen wieder an.«
    »Bei mir hat der Zauber schon begonnen« gab der Förster Greiner verdrossen Bescheid, »und so harmlos geht es bei mir nicht ab wie bei euch.«
    »Sagen Sie das nicht«, bemerkte der jüngere Grenzer, »unsere Mark wird immer weniger wert, und die Krone drüben steht gut. Der Schmuggel blüht.«
    »Weiß es«, meinte Greiner düster, »Schmuggler schießen aber selten.«
    »Vielleicht könnten Sie uns mal einen Tip geben. Sie kennen doch Ihre Leute da drunten«, meinte der Ältere, doch Greiner lehnte mit einem schwachen Lächeln ab: »Hab selber genug zu tun, um auch noch auf die Grenzgänger aufzupassen!«
    Sie trennten sich wieder.
    »Ist nicht gut aufgelegt, der Schwarzbart«, lachte der junge Grenzer, als der Förster außer Hörweite war.
    »Hat einen sauren Posten«, wandte der andere ein, »in der heutigen Zeit möchte ich nicht Förster sein da heroben.«
    Auf der Gschwend hatten die jungen Frauen die erste Mahlzeit gekocht und die Ziegen versorgt. Dann sahen sie sich mit ihren Männern in ihrer neuen Heimat um, gingen die weite Waldblöße ab, standen vor der Martersäule, einem aufgestellten Vierkantstein, in dem ein eingemeißeltes Kreuz daran erinnerte, daß es an dieser Stelle einmal zwischen zwei Inwohnern der Gschwend-häuser zu einer tätlichen Auseinandersetzung gekommen war, wobei einer den andern mit der Axterschlug. Daswarvor der Zeit, da der alte Sterl aufgezogen war.
    »Da heroben wenn eine Feindschaft einreißt, dann istdas schlimmer, als wenn sich drunten die Leute streiten«, sagte die Karolina. »Sie haben den Stein aufgestellt, daß man das nie vergessen soll.«
    »Wird nix zwischen uns kommen, könnt mir gar nixdenken, was uns verfeinden könnte«, versicherte derKaspar.
    Mit Stolz zeigten sie ihren Frauen das von ihnen schon in den ersten Tagen bestellte Kartoffelfeld, und sie planten, wie sie ein weiteres Stück dieses verfilzten Urbodens umarbeiten und ein Haferfeld anlegen wollten. Im Walde blühten die Heidelbeeren, und ein Stück ab von der Gschwend zeigte ihnen die Karolina einen Hang, der im Sommer mit den roten Preiselbeeren überschüttet sein würde.
    Die Aussicht über die Waldberge konnten sie nicht genug bewundern. Wenn die Burgl an den Winter dachte, wurde sie bange, doch sie sprach nicht davon.
    Als die Sonne unterging und das Abendrot Wald und Wiese um die Häuser von Gschwend in einem milden Widerschein einfärbte, saßen sie auf der Hausbank, bis das Tagesgestirn hinter den Wäldern verschwunden war.
    »So, und

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