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Das glückliche Ende der Welt.

Das glückliche Ende der Welt.

Titel: Das glückliche Ende der Welt. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Friedl
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nirgends aufder Welt! Aus dem bisserl Angst, das ich alleweil noch gehabt habe, ist eine große Freud geworden.«
    Dann richteten sich die Paare in ihren Häusern ein, undihr fröhliches Lachen und Scherzen klang aus den Fenstern.
    In dieser Stunde holte der Kaspar Thums die versäumte Liebeserklärung nach.
    »Weißt, ich kann mir es gar nimmer vorstellen, wie ich zu dem Glück gekommen bin«, gestand er der Burgl, »wenn net der Ambros gewesen wäre — ich hätt mir meiner Lebtag nix zu sagen getraut. Und ich hab dich soviel gern.«
    Sie lachte ihn aus: »Wenn ich net gewollt hätte, dann hätte dir dem Ambros seine Fürsprache auch nix genützt. Aber ich hab dich halt gut leiden können, und da hab ich nimmer lang überlegt.«
    »Ich bin halt ein ungeschicktes Mannsbild und kann es net so fein sagen, aber reuen soll es dich net, daß du mich genommen hast.«
    Sie legte ihm die Arme um den Hals, und sie lachten sich an.
    Verstohlen packte indes der Ambros den Abschraubstutzen aus der Truhe und versteckte ihn unterm Dach.
    Rasch hatte sich der Förster Greiner nach der Trauung verabschiedet und war aus dem Ort gegangen. Er ging nicht den Weg zurück zur Guglwies, sondern stieg hinter Stinglreut durch den Fichtenwald linksseitig vom Teufelsbach die Höhe hinan; langsam sich umsehend undin den Wald horchend. Trotz der Sorgen, die ihn bedrückten, entging ihm kein Laut. Als er vor einer Stunde heruntergekommen war, um einen Trauzeugen zu machen, hatte es hier auf dieser Seite gekracht, und am Hall war zu erkennen, daß der Schuß seitwärts vom Hochruck gefallen war, wo die Schlucht des Teufelsbaches sich in den Berg bohrte und ihn auseinanderriß. Der Zorn hatte ihm den ganzen Morgen verdorben, und die Ohnmacht dem Treiben der Wildschützen gegenüber fraß seit Wochen in seinem Herzen wie ein bohrender Wurm.
    Was vermochte er allein in diesen stundenweiten Wäldern, in diesen Felsriegeln und Schluchten, im dichten Gefüchs, auf diesen Höhen auszurichten? Gar nichts! Er konnte nur darauf warten, bis ihm einmal einer vor die Büchse kam und nicht mehr verschwinden konnte. Kreuz und quer führten die kaum erkennbaren Steige aufwärts, überquerten eine Holzabfuhrstraße und stiegen immer höher. Er trat aus dem Wald auf einen Felsen hinaus, der die Teufelsschlucht überragte und einen Blick auf den tosenden Bach hinunter und durch den grünen Dobl hinauf freigab. Dort kauerte er sich hin und beobachtete mit dem Jagdglas den gegenüberliegenden Waldhang, der aus dem Tal wuchs und in grünen Buckeln hinaufreichte bis zur Höhe, wo die Bäume schon den blauen Schimmer der Ferne bekamen und unter dem Himmelsrand die Gschwend als ein lichter Flecken im dunklen Gehölz lag. Mit dem Fernglas konnte er den blühenden Kirschbaum, die alten Ahorne und die zwei Holzhauerhäuser ausmachen.
    Für die Gschwend hatte er wohl die rechten Bewohner gefunden. Das beruhigte ihn. Die leeren Häuser wären bald Unterschlupf für die Wilderer und Schmuggler geworden, da würden der Keppl und der Thums sich schon nichts ins Haus kommen und sich auch auf nichts einlassen. Hoffen konnte man das wenigstens, aber zu trauen war hier schließlich niemandem. Die Frauen, die sie sich ausgesucht hatten, paßten gut zu ihnen und waren sicher resolut genug, ihre Männer vor Dummheiten zu bewahren. Diese zwei forschen Mädel würden die Einschicht schon überwinden, denn sie brauchten nicht viel Gesellschaft, kein Theater und keine Konzerte, kannten keine großen Tanzvergnügen und keine Mode. Unverbildet und glücklich waren sie, und für einen Förster wäre es auch gut, wenn er statt einer gebildeten Stadtfrau ein einfaches Mädel in seinem einsamen Forsthaus hätte.
    Auf dem schmalen, vergrasten Steig drunten neben dem Bach kam die Waldstierherde herauf, und das Geschölle der Viehglocken lärmte die enge Klamm aufwärts gegen den Hochruck. Nun begann also der Sommer in den Waldbergen. Hinter sich hörte er im Forst das Schlagen der Äxte und das Singen der Baumsägen. Jetzt, am hellichten Tag, brauchte er nicht mehr zu lauern, die Wilddiebe waren nur am späten Abend und am frühen Morgen unterwegs. Wie oft war er in der letzten Zeit bis in die Nacht hinein auf der Lauer gewesen oder schon vor der Sonne herumgestreift: ohne Erfolg. Aufbrüche und Schlingen waren das einzige, was er gefunden hatte. Daß er nur einen einzigen bestimmten Wildschützen im Revier habe, glaubte er langst nicht mehr. Sie kamen auch nicht von drüben, denn dann hätten sie

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