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Das glückliche Ende der Welt.

Das glückliche Ende der Welt.

Titel: Das glückliche Ende der Welt. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Friedl
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Vieh-Schmuggel! Der Wirt und Viehhändler Josef Obermeier und der Waldhirte Schreindl arbeiteten zusammen! Ja — und morgen würde für eine Weile die Herde des Schreindl um ein oder zwei Stücke größer sein. Dazu brauchten sie die Halsschöllen, damit es nicht auffiel. Und der Mittelsmann saß droben in der Hirtenhütte. Er war ein wenig enttäuscht. Trotzdem: es schadete nicht, wenn er das wußte, und wenn er sie im Auge behielt, dann führte ihn diese Spur vielleicht auch noch zu den Leuten, die er suchte. Vorläufig wollte er es den Grenzern überlassen, sich ihre Spitzbuben selbst zu suchen. Er hatte mit seinen eigenen Dingen zu tun.
    Der Sommer ging über den Wald.
    Fast hatte man in Stinglreut die beiden Paare schon vergessen, die im Mai auf die Gschwend gezogen waren. Man sah sie selten, und wenn sie an den Sonntagen herunterkamen, um in die Kirche zu gehen, dann blieben sie nicht lange, machten höchstens einen Besuch bei den Angehörigen und waren bald wieder auf dem Rückweg. Schon hatten sie etwas von der Art der Einöder angenommen, redeten wenig und fragten auch dem Dorfklatsch nicht nach. Der Ambros rauchte ständig seine Pfeife und tat, als wäre das für ihn genug Beschäftigung, nur der Kaspar war immer gut gelaunt und ansprechbar, aber die beiden Frauen zeigten nur wenig Interesse am Geschehen im Dorf.
    »Daß man so maulfaul werden kann!« kritisierte die Holzbäuerin und gab zu: »Die Gschwender sind aber alleweil so gewesen.«
    Wogegen der Holzbauer meinte: »Die haben es gut. Die brauchen sich um nichts zu kümmern und haben da droben ihre Ruhe. In der Stadt sind die Leute jetzt ganz politisch, und bei uns traut auch schon einer dem andern nimmer.«
    Auf der Gschwend waren die Sonntage in der Sonne und Bergluft so schön, daß die jungen Bewohner gerne heimwärts trachteten, um den Nachmittag auf der Hausbank zu versitzen und herunterzuschauen auf die Berge, die sommerlich verschleierten Wälder undauf das Tal von Stinglreut, wo das scharfe Auge des Ambros über die Bäume hinweg gerade noch die Turmzwiebel der Kirche ausmachen konnte. Ab und zu kam der Förster mit Frau und Kind und verhielt sich eine Stunde bei den Einödern.
    Der gebrochene Arm des Kaspar war ausgeheilt, und er arbeitete wieder in seiner Partie. Seine gute Laune warin diesen Wochen jedoch ein wenig getrübt, und er griff nicht mehr so oft zur Mundharmonika. Nur wenn das kleine Annerl des Försters bettelte, dann harfte er seine böhmischen Weisen herunter. Oft saß er grübelnd und überhörte es, wenn man ihn ansprach. Diese Veränderung war auch dem Förster Greiner aufgefallen, und er äußerte einmal seiner Frau gegenüber:
    »Den Thums drückt etwas. Er ist nimmer so wie früher. Wenn ich den zwei Männern nicht so sehr vertrauen würde, könnte ich meinen —«
    Was er meinte, sagte er nicht mehr.
    Einige Samstage hatte der Ambros die Besorgungen im Dorf gemacht, oder der Kaspar hatte bei seinen Gängen zum Arzt einiges mitbesorgt, nun trug er wieder jede Woche den Hausbedarf der beiden Familien auf die Gschwend.
    Er stritt sich förmlich um diese Gänge, und dem Ambros war es recht. Einige Male brachte der Kaspar es fertig, nicht beim Reibenwirt zuzukehren, weil er es diesem so schnell nicht vergessen konnte, daß er ihm ein Fahrrad ohne taugliche Bremsen aufgehängt hatte, oftmals ging er auch weiter zur Stadt, ohne daß es die Burgl und die anderen wußten, und kam dann spät in der Nacht erst heim.
    Und einmal kehrte er doch beim Reibenwirt wieder zu, denn der Tag war heiß gewesen und der Durst war groß.
    Der Holzhauer Weber war da wie jeden Samstagabend, und der Wirtssepp empfing den Kaspar wie einen alten Freund, erwähnte aber wohlweislich den Radkauf nicht mehr. Auch die Wirtsresl setzte sich wieder zu ihm an den Tisch, und froh darüber, daß man ihm beim Reibenwirt anscheinend nichts mehr nachtrug und die Resl sich aus seiner Verheiratung nichts mehr machte, fühlte sich der Kaspar in der verrauchten und bierduftenden Gaststube ganz heimisch.
    Mißtrauisch wurde er erst, als der Wirtssepp einmal so beiläufig bemerkte: »Dir geht es ja net schlecht da droben, da kannst du dir schon was leisten. So gut gelegen möcht ich auch wohnen, ich wüßte auch, was ich da täte.«
    Als der Wirt sah, daß dem Kaspar dabei das Lachen vergangen war, fügte er schnell hinzu: »Na, ja, wohnungsfrei, holzfrei —«
    Ein andermal machte den Kaspar die Frage stutzig, was er denn alles eingekauft habe. Der Wirt konnte so

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