Das glückliche Ende der Welt.
mußte sich den Mund zuhalten, um nicht aufzuschreien: es waren Geldscheine, tschechische Kronen!
Ihr Kaspar schmuggelte!
Die Scheine legte sie oben auf sein Gewand. Er sollte nur wissen, daß sie ihm hinter die Schliche gekommen war! Dann zog sie sich an und setzte sich draußen in der Stube auf die Wandbank, verbrachte den Rest der Nacht in Ängsten und düsterem Sinnieren. Im Halbschlaf stellte sie sich vor, wie der Kaspar irgendwo über die Grenze schlich, wie er, der nichts bei sich behalten konnte, sich selbst verriet, und wie ihn die Gendarmen abholten.
Als der Tag anbrach, schlich sie sich aus dem Haus und klopfte drüben beim Ambros an das Fenster.
»Steht schnell auf, ihr müßt mir helfen!« rief sie, und als der Ambros, nur mit Hose und Hemd bekleidet, die Türe öffnete, huschte sie hinein und erzählte ihnen unter Tränen von der Entdeckung, die sie in der Nacht gemacht hatte, von ihrer Angst, und daß sie sich nicht mehr helfen könne und sich davor fürchtete, wenn der Kaspar wieder zu sich käme.
Ungerührt hörte ihr der Ambros zu. Die Lina lachte zuerst, wurde dann aber doch nachdenklich und meinte:
»Ist zwar net so schlimm. Ein bisserl hat mein Vater auch geschwärzt, als wir noch da heroben waren, aber für den Kaspar ist das nix, fürcht ich. Und daß er es so heimlich macht und uns nix davon sagt, ist auch net richtig. Aufkommen wenn es tut, dann redet auch das Forstamt mit, und was soll sein, wenn die euch die Wohnung aufkündigen?«
»Das werden wir gleich haben!« meinte der Ambros trocken. »Muß ich halt einmal mit ihm reden.«
»Warte wenigstens, bis er ausgeschlafen hat«, wollte die Burgl noch bitten, doch der Ambros grinste nur:
»Den wecke ich mir schon auf!«
Im Hausgang nahm er den breiten Mahdgürtel von der Wand und verließ das Haus.
»Er wird ihm doch nix tun?« bangte die Burgl und wollte ihm nach, doch die Lina hielt sie zurück.
»Da darfst du dich jetzt net hineinmischen, das ist Männersache, und die zwei werden sich das schon ausmachen.« Hinter der Haustüre stehend, lauerten sie, und die Burgl wurde bleich und zitterte, als drüben hinter den hölzernen Wänden und den kleinen Fenstern ein dumpfes Klatschen, ein Stampfen, Stöhnen und Winseln anhub und schließlich der Kaspar in der Unterhose aus der Türe geschossen kam und hinter dem alten Ahornstamm Schutz suchte. Ihm folgte der Ambros, der tat, als wäre er nur eben für einen Augenblick einer ganz gewöhnlichen Tätigkeit nachgegangen. Er hing den Mahdgürtel wieder an die Wand und streckte gähnend die Arme, soweit die niedere Stubendecke das erlaubte.
»Wir gehen in die Kirche, Lina.«
»Um Gottes willen, sagt meinen Leuten nix!« erschreckte sich die Burgl, und als der Ambros nur mit einem schiefen Lächeln antwortete, rannte sie aus dem Haus und folgte ihrem Manne, der, sich den Rücken reibend, sein Versteck hinter dem alten Baum verließ undwieder in seine Stube zurückkehrte.
»Hat er dich verdroschen?« begann die Burgl schüchtern.
»Nein«, sagte der Kaspar zerknirscht, »ist nur eine harte Aussprache gewesen.«
»Das hätt es net gebraucht. Was bildet sich denn der Ambros ein? Das laß ich mir net gefallen, daß er einfach meinen Mann verdrischt! So ein störrischer Holzstock!«
»Sag nix über meinen Kameraden!« brauste der Kaspar auf und fuhr kläglich fort: »Viel eher hätt er das tun müssen! Recht hat er gehabt, aber der Buckel brennt wie Feuer!«
Plötzlich hatte sie Mitleid mit ihm. »Ist ja gut, Kaspar ist ja gut. Hättest es net verheimlichen brauchen. Der Vater von der Lina hat auch gelegentlich mal ein bisserl geschwärzt. Aber das ist kein Tollpatsch gewesen. Dich erwischen sie.«
Sie zog ihm das Hemd über den Kopf und rieb ihm den gestriemten Rücken mit Arnikageist ein, während der Kaspar beichtete, bereute und versicherte, daß er nur etwas für die Einrichtung der Stuben tun und ihr eine Freude machen wollte.
»Der Ambros muß mir helfen, daß ich aus diesem Schlamassel wieder herauskomme.«
Dann verschlief er den ganzen Tag, und am Abend gingen sie hinüber zum Ambros und der Lina, wo der Kaspar noch einmal freimütig erzählte, wie alles gekommen war, und wie ihn gestern im Wirtshaus bei den anzüglichen Reden des Wirtes und des Weber die Angst gepackt hatte. Sie saßen dicht beisammen am Tisch und sprachen leise darüber, was nun geschehen sollte.
»Da hast dich in eine Sache eingelassen, daß dir darüber die Augen noch tropfen werden, fürcht ich«,
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