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Das glückliche Ende der Welt.

Das glückliche Ende der Welt.

Titel: Das glückliche Ende der Welt. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Friedl
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gekehrt. Der Kaspar nahm ihr alle Arbeit ab.
    »Jetzt wenn ich ihr eine Freude machen könnte«, sagte er zum Ambros, »gar nix will mir einfallen!«
    Als sie wieder einmal in der Stadt die karge Unterstützung holten, kaufte er eine Kuckucksuhr und trug sie mit der Gewißheit heim, daß die Burgl sich daran freuen würde. Doch nur einmal rief der hölzerne Vogel aus dem Gehäuse, dann bat die Burgl den Kaspar, er möge den Perpendikel anhalten, weil das Ticken der Uhr nicht zu ertragen sei.
    »Mir ist, als tät das Uhrl meine Zeit abzählen.«
    Immer gingen ihr die vergangenen Monate im Kopf um. Für die Zukunft hatte sie keinen Sinn mehr. Die Sorge, mit der der Kaspar sie umgab, erwiderte sie mit einem schwachen, dankbaren Lächeln.
    »Ist eigentlich komisch gewesen«, meinte sie einmal, »wie wir zwei zusammengekommen sind. Gar net, wie es so bei jungen Leuten ist, und gar net viel hast du mir vom Gernhaben gesagt. Du bist ein guter Kerl, und noch keine Minute hab ich es bereuen müssen, daß ich mich damals so schnell entschlossen habe. Ich bin glücklich. Was das Schicksal bringt, dafür können wir beide nix.«
    Wenn sie so daherredete, dann zog es dem Kaspar das Herz zusammen, und ratlos streichelte er ihre Hand. Es war schon immer so, daß er nichts zu sagen wußte, wenn er gerne soviel gesagt hätte. Sie bemühten sich alle um die Burgl, und als sie zum erstenmal wieder ins Nachbarhaus gehen konnte, verzichteten die Männer auf das Rauchen, und sogar der Ambros war gesprächiger als sonst. In der Folge verbrachte die Burgl die meiste Zeit des Tages an der Wiege des kleinen Ambrosi und übertrug alle ihre Liebe, mit der sie auf das eigene Kind gewartet hatte, auf den kleinen, nun wieder quicklebendigen Buben. Dabei lebte sie wieder auf.
    Sonnentage kamen, und als die Burgl einmal zu ihrem Mann sagte, er könnte eigentlich wieder einmal die Mundharmonika nehmen und ein wenig spielen, tat es dieser glücklich und mit feuchten Augen.
    Aus dem Tal von Stinglreut hatte sich der Schnee in die Berge zurückgezogen. Auf den Wiesen wuchs das erste Grün, am Waldrand öffneten die Buschwindröschen die weißen Blüten, und am rauschenden Teufelsbach standen die Dotterblumen in gelben Teppichen.
    Im letzten Schnee stellten die Grenzstreifen droben auf dem Kamm eine Trittspur fest, die herüberführte und in die stellenweise noch vereiste Ziehbahn bei der Guglwies einbog. Beim Reibenwirt in Stinglreut tauchte der alte Thums wieder auf, und am selben Tag erschien auch der Christian Weber aus der Stadt wieder im Ort. In der Wirtsküche saßen sie nun wieder um den Tisch und hatten ihre Heimlichkeiten. Nur der Holzhauer Weber fehlte.
    »Fast hab ich keine Lust mehr«, brummte der Wirtssepp den anderen zu. »Die Grenzstreifen sind verstärkt, und jetzt gehen sie auch die Wege über die Guglwies ab und sind jeden Tag hier. Die Gendarmen sind alle Augenblicke da, und wenn etwas schiefgeht, haben wir mit der Haussuchung zu rechnen.«
    »Ich mache mein Geschäft«, erklärte der Thums, »und erwischen werden sie mich net. Ich brauch nur die Ware von euch. Ist mir eh lieber, wenn es die kleinen Schnapper aufgeben müssen. Wär ja bald soweit gewesen, daß jeder Lausbub über die Grenze gegangen wäre. Haben mir viel Geschäft verdorben. Ich komme durch, um mich braucht ihr euch keine Sorgen zu machen.«
    »An der kleinen Ware bin ich net interessiert«, lehnte der Wirt ab, »wenn das Ochsengeschäft nimmer geht, dann geb ich es auf.«
    »Warten wir halt einmal ab. Ich bin für die Ware, und ich meine, wir müssen zusehen, daß was geht. Alleweil wird das mit dem Geld net bleiben, dann ist eh nix mehr zu wollen.«
    »Mir geht die letzte Sache mit den Ochsen im Kopf um«, räsonierte der Wirtssepp, »wir sind verkauft worden. Daß es Zufall gewesen wäre und die Grenzer ausgerechnet zu dieser Stunde da waren, das glaube ich net. Der Thums Kaspar ist mir seither nimmer ins Haus gegangen.« Er fixierte den alten Thums scharf und wurde hitzig: »Ich meine, auf deinen Buben ist kein Verlaß. Vielleicht ist er es gewesen, der uns hingehängt hat?«
    »Wie hätte er das machen sollen?« wehrte der Thums ab, »Wenn wir verraten wurden, dann ist das ein anderer gewesen.«
    »Also, was ist es! Wann fangen wir wieder an?« drängte der Weber Christian.
    »Der Krug geht so lange zum Brunnen —« spöttelte die Wirtsresl. Zweideutig setzte sie hinzu: »Ich hab mir die Geschichte anders gedacht, und wenn das net wird, dann muß ich mir das

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