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Das glückliche Ende der Welt.

Das glückliche Ende der Welt.

Titel: Das glückliche Ende der Welt. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Friedl
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brauste Greiner auf, »du weißt ganz genau, daß jetzt keine Schußzeit ist!« »Könnten doch auf einen Marder oder sonst was geschossen haben«, grinste der Hirte, steckte aber rasch um, als der Förster eine Bewegung machte, als wollte er ihm den Gewehrkolben um den Buckel schlagen.
    »Ich weiß nix, bei der Heiligen Jungfrau —«
    »Ich glaube, daß ich doch die Stinglreuter wissen lassen muß, daß sie nur mit einem anderen Hirten auftreiben können. Du steckst mit den Spitzbuben ganz bestimmt unter einer Decke.«
    »Nix weiß ich! Auf Ehr und Seligkeit net! Und der Teufel soll mich auf der Stelle holen, wenn ich weiß, wer geschossen hat! Hab auch niemanden gesehen!«
    »Dich holt der Teufel so oder so — und den andern kannst du es sagen, daß der Förster auf der Guglwies sein Gewehr scharf geladen hat und ohne Gnade schießt.«
    »Ich werd’s —« Erschrocken zuckte der alte Mann zusammen.
    »Du wirst es ihnen sagen«, lachte der Förster grimmig, »das hast du doch gemeint? Ich komme dir noch auf die Schliche, Bursche.«
    Er entfernte sich, blieb aber im Schutz der Bäume noch eine Weile stehen und beobachtete die Hütte. Es geschah nichts mehr. Der Schreindl reparierte das eingedrückte Dach und sah sich dabei nicht einmal um.
    Der Ambros trottete die Ziehbahn hinunter, und nur sein Pflichteifer ließ ihn schneller gehen als gewöhnlich. Einem Wildschützen nachlaufen, der so weit weg im Walde geschossen hatte? Wie sich der Förster das vorstellte! Als ob der Mann wartete, bis einer kam und nachsah, wer da im Wald herumpledderte! Wohl, er hatte es schon öfter knallen hören. Warum aber sollte er das jedesmal dem Förster melden? Wenn man an den Burschen nicht schon nahe genug herankam, ehe er schoß, war alles umsonst. War vielleicht der Weber schon wieder aus dem Gefängnis entlassen? Seine Zeit mußte ja bald um sein. Daß er aber gleich wieder in den ersten Tagen wilderte, das konnte doch nicht sein!
    Es rührte sich nichts im Walde — und warum sollte der Wilddieb auch gerade ihm in die Hände laufen? Der war längst über alle Berge. Bei der scharfen Kurve der Ziehbahn über der Teufelsschlucht blieb er stehen und besah sich die Stelle, wo im Winter sein Schlitten in die Tiefe gesaust war.
    »Oh«, entfuhr es ihm überrascht.
    Wo der rauschende Bach dicht am Wald vorbeifloß, tauchte unter den Bäumen ein Mann auf, watete eilig durch das Wasser, rannte ein Stück auf dem Steig weiter und sprang wieder in den Wald. Er trug einen Rucksack und hatte um sein Gesicht ein dunkles Tuch. Es war nur ein kurzer Augenblick gewesen, und doch hatten die scharfen Augen des Ambros den Mann ganz deutlich gesehen.
    Er kannte diesen Mann — aber wer war es! Wer hatte diese Haltung und ging so ausgeprägt steif und etwas nach vorne gebeugt? Der Ambros rieb sich das lange Kinn und dann die Stirne, aber es wollte ihm nicht einfallen. Hätte er nur das Gesicht sehen können!
    Der da drunten den Bach überquert hatte, war ein Stinglreuter, das war gewiß — und er kannte ihn und wußte im Augenblick nur nicht, was ihm so bekannt vorgekommen war.
    Ein schwarzer Verdacht kam in ihm auf, und er schüttelte den Kopf. Ob er sich da nicht irrte! Überlegend trabte er weiter. Gewiß — es konnte kein anderer sein! Die Bewegungen kannte er! Aber auch ein Irrtum war möglich. Was sollte er dem Förster sagen? Was wußte er eigentlich? Gar nichts! Sollte er sagen, daß er einen Mann gesehen habe? Dann würde der Förster ihn so lange ausfragen, bis er etwa gar mit seinem Verdacht nicht mehr zurückhalten konnte! War schnell einem Mitmenschen etwas hinaufgesagt — und wenn es doch nicht stimmte?
    Also würde das dem Förster gar nichts nützen, und wenn er überhaupt nichts davon sagte, kam er auch in keine Verlegenheit.
    Im Forsthaus war ein Fenster gegen die Frühlingssonne hin geöffnet, und als der Ambros über die Lichtung näher kam, hörte er die streitende Stimme der Försterin:
    »Diesen Winter habe ich noch ausgehalten, aber jetzt bin ich mit meinen Nerven am Ende!« Und sarkastisch klang die Antwort des Försters:
    »Du kommst hier im Wald um deine gesunden Nerven? Hier, wo andere gesunde Nerven bekommen? Das ist absurd! Ich bitte dich, nimm dich zusammen.«
    Die Stimme der Frau wurde laut und schrill: »Du hintergehst mich, das weiß ich schon lange! Du belügst mich und willst gar nicht versetzt werden! Du machst mir nur etwas vor! Ich hab selbst schon mit dem Forstmeister gesprochen. Du willst einfach nicht

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