Das glückliche Ende der Welt.
Hirte.
»Kannst du zahlen? Erst das Geld, dann das Bier! Die Herumsauferei auf unsere Kosten hat aufgehört!«
Der alte Schreindl erhob sich-: »Ich kenn mich aus. Reibenwirt, die haben dich in der Hand, und ich weiß auch, warum. Schau dir meine Haare an, die sind über Nacht weiß geworden. Der Förster geht um und ist bei mir droben gewesen — und zu euch wird er auch noch kommen.« »Jetzt fangt er noch zu spinnen auch an!« erboste sich die Resl und riß die Türe auf: »Hinaus — und laß dich nimmer sehen.«
Nun kicherte der Alte: »Gehen tu ich, aber du wirst mich wieder holen. Der Schreindl weiß zuviel! Der weiß mehr, als ihr denkt.«
»Bleib da!« brüllte der Sepp auf, doch die Resl stieß den Alten aus der Türe, und dieser trottete aus dem Wirtsgarten auf den Dorfplatz hinaus.
Der Holzbauer nahm ihn in sein Knechtstübl auf.
»Müßt euch einen andern Hüter suchen«, brevelte der Schreindl ganz verstört, »und, Holzbauer, wenn mit mir was sein sollte, dann laß schnell den Gendarmen und den Pfarrer holen.«
Über die Gschwend war der Spätsommer ruhig und friedlich gegangen. Das Leben der Einöder war mit der schweren Tagesarbeit der Männer und der sorgenden Hausarbeit der Frauen ausgefüllt. Der Ambros ging umher, als hätte er eine unsichtbare Last zu tragen, und an einem Sonntagmorgen holte er seinen Abschraubstutzen aus dem Versteck und putzte ihn.
»Was willst damit?« wollte die Lina wissen.
»Er kommt wieder, sag ich dir, und mir ist, als tät ich dann den Stutzen brauchen.«
»Wer kommt?«
Darauf erhielt sie keine Antwort. Der Ambros war sonderlich geworden.
»Ich furcht, daß er den Einöderkoller hat, aber das wird sich schon wieder legen«, sagte die Lina.
Wenn der Ambros eine Stunde für sich hatte, dann trug er seinen Buben umher oder stand mit ihm vor der Kuckucksuhr und wartete, bis das Türl aufging. Wenn der Vogel heraussprang, krähte der kleine Ambrosi vor Vergnügen. Der Kaspar hatte der Burgl fast alle Arbeit abgenommen. Sie hustete und hielt sich immer etwas vornübergebeugt, war zufrieden, wenn sie in der Sonne auf der Hausbank sitzen konnte. Dann liebte sie die Stille oder lächelte müde, wenn der Kaspar sie mit einem Späßlein aufheitern wollte.
»Ich kann mir net genug schauen, und alleweil ist mir, als müßte ich bald einmal abziehen von der Gschwend«, sagte sie oft und sah mit fieberglänzenden Augen über die himmelweiten Wälder hin, die nun wieder die Herbstfarben anlegten.
Die Sommerarbeit im Wald ging zu Ende, die Holzhauer waren wieder arbeitslos, nur der Keppl und der Thums von der Gschwend wurden vom Forstwart Hauser weiterbeschäftigt. An den Samstagen ging der Kaspar mit dem Rucksack ins Dorf, machte die Einkäufe für die beiden Haushalte, suchte die Sägmühle auf und auch die Mutter des Ambros und sprach auch beim alten Sterl vor, der nun die Axt für immer niedergelegt hatte und von seiner Rente lebte. Bis in den Winter hinein kamen die Gschwender abwechselnd zur Sonntagsmesse herunter und vergaßen nie, das Grab des Försters Greiner zu besuchen. Den Wirtshäusern blieben sie fern.
Von ihren Angehörigen erfuhren sie, was im Dorf geschah und daß noch keine Ruhe um den Tod des Försters eingetreten war. Ab und zu kam noch ein Kriminalbeamter und fragte die Leute aus, der Weber war einmal zwei Tage zur Vernehmung fort gewesen, und der alte Waldhirte Schreindl, der beim Holzbauern sein Bleiben hatte und im Kopf nicht mehr ganz richtig war, erzählte, daß der tote Förster in der Nacht zu ihm in die Hirtenhütte gekommen sei. Die Seele des Ermordeten konnte keine Ruhe finden, und auch auf dem Friedhof sei oftmals schon ein irrendes Licht gesehen worden. Seit das Reibenwirtshaus auf so unerklärliche Weise den Besitzer gewechselt hatte, ging es dort immer weiter abwärts. Der Sepp hatte gar nichts mehr zu sagen, und einmal waren seine Schwester, die Resl, und sein Schwager über ihn hergefallen und hatten ihn blutig geschlagen. Der Weber Christian holte sich oft Freunde aus der Stadt und hielt mit ihnen Saufgelage ab. Den neuen Forstwart und seine Frau hatte die Wirtsresl auf der Straße aufgehalten und sie eingeladen, doch einmal beim Reibenwirt einzukehren. Mit dem Förster Greiner hätten sie in bestem Einvernehmen gelebt, und er sei oft zu Gast bei ihnen gewesen, erzählte sie. Doch Forstwart Hauser war kein Biertrinker und beließ es bei einem einzigen, kurzen Besuch im Wirtshaus.
Von diesen Dorfneuigkeiten redete man auf der
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