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Das Glücksbüro

Das Glücksbüro

Titel: Das Glücksbüro Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Izquierdo
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Zeit.«
    Albert wusste nichts darauf zu antworten. Was hätte er auch sagen können? Jeder wusste, wie Mike war. Es war völlig sinnlos, gegen das Bild anzukämpfen, das jeder von Mike Schulze hatte. Alle würden Elisabeth glauben – nur Albert glaubte ihr nicht.

42.
    Ohne darüber nachzudenken, war er zum Büro Elisabeth Seel   /   Mike Schulze, VII.8 geeilt, fest entschlossen, ausgerechnet für Mike Schulze einzutreten. Waren die beiden bis vor Kurzem nicht ein Paar gewesen? Hatte Elisabeth ihm nicht gestanden, dass sie Mike Schulze liebte? Dass sie ihn umsorgt hatte, als er krank gewesen war, und immer für ihn da war? Wie konnte es eine Belästigung geben, wenn alles im Einverständnis geschehen war?
    Albert klopfte und trat ein.
    Mike war nicht da, hatte sich für die nächsten Tage krankgemeldet, was in der Abteilung vermutlich niemanden mehr interessierte. Albert fragte sich, wie Elisabeth es eigentlich aushalten konnte, mit Mike in einem Büro zu sitzen, wissend, dass er sich ihr gegenüber ungebührlich verhalten hatte.
    »Guten Tag, Albert«, grüßte Elisabeth und lächelte freundlich.
    Albert erwiderte den Gruß nicht, sondern sah sie lange an.
    »Was ist?«, fragte sie irritiert.
    »Ist das wahr, Elisabeth?«, fragte Albert.
    »Was meinen Sie?«
    »Haben Sie Herrn Schulze wirklich bei Herrn Wehmeyer beschuldigt?«
    Sie erschrak so sehr, dass sie einen Schritt vor Albert zurückwich, sie wandte sich um und schüttete sich an der Kaffeemaschine eine Tasse ein, obwohl auf ihrem Schreibtisch noch eine halbvolle stand.
    »Elisabeth, ich weiß ja, dass Sie beide so Ihre Schwierigkeiten hatten …«
    »Und wenn?!«
    Sie hatte sich blitzartig umgedreht und wirkte vollkommen verändert: Aus ihrem Gesicht war die Unsicherheit verschwunden. Trotz und Entschlossenheit ließen es hart und undurchdringlich wirken. Sogar die Schultern hatte sie gespannt, als ob sie sich größer machen wollte, als sie tatsächlich war.
    »Sie verbauen ihm seine Zukunft.«
    »Ich verbaue ihm gar nichts. Sie wissen so gut wie ich, dass Mike Schulze seiner Arbeit nie nachgekommen ist. Ich will gar nicht wissen, wie oft ich seinen Job gemacht habe, nur um ihm zu helfen … ich dumme Kuh.«
    »Das ist bedauerlich, nur war das Ihre eigene Entscheidung. Sie hätten ihm nicht helfen müssen.«
    Elisabeth ging zwei Schritte auf ihn zu, und ihr Gesicht war ganz blass vor Zorn: »Wissen Sie, was er zu mir gesagt hat?«
    Albert schwieg.
    »Er hat gesagt, dass er sich mit mir langweilt! Nach allem, was ich für ihn getan habe.«
    Vielleicht war genau das das Problem, schoss es Albert durch den Kopf, dass sie immer da war, immer alles getan hatte, aus lauter Furcht vor Ablehnung so präsent war, dass sie schließlich in einem Akt selbsterfüllender Prophezeiung abgelehnt wurde. Sie addierte die guten Taten und forderte dafür Liebe. Wenigstens aber Treue. Sie hatte ein Recht darauf, denn sie hatte dafür gearbeitet.
    Albert versuchte, einen diplomatischen Ton anzuschlagen: »Das tut mir leid, Elisabeth, aber eine Beschuldigung, wie Sie sie formuliert haben …«
    Sie ließ ihn nicht ausreden: »Nein, nein, es wird Zeit, dass der Herr mal einen Denkzettel verpasst bekommt.« Sie hielt einen Moment inne und sagte dann kalt: »Und wissen Sie, von wem? Von mir! Der kleinen Elisabeth.«
    Albert blickte auf sie herab und glaubte, dass sich ihre ansonsten hübschen blauen Augen zu Eis gewandelt hatten. Da war nichts mehr von der Frau, die alles für ihren Liebhaber tun würde, da war nicht einmal eine Frau, die sich rächen wollte, sondern nur noch eine, die triumphierte. Die ihre Möglichkeiten demonstrierte und in aller Härte zurückschlug, weil sie gekränkt worden war.
    Sie war Elisabeth die Große, nicht die Kleine.
    Albert sah sie ruhig an und fragte: »Und das ist dann Liebe?«
    Sie wandte sich kühl um und antwortete: »Dinge sind nicht immer so, wie sie zu sein scheinen.«

43.
    Das Mittagessen war gar nicht schlecht, aber Albert hatte keinen Appetit. Den Chefkoch und Fräulein Traurig hatte er auch nicht beobachtet, denn ihm war nicht nach jungem Glück zumute.
    Glück. Liebe. Romantik.
    Alles Worte, die sich wie Läufer entrollten und auf denen sich jeder die Schuhe abtrat, wenn sie nicht das erfüllten, was man sich erhofft hatte. Man putzte sich die Hoffnung von den Sohlen und ging mit sauberen Schuhen weiter. Alles, was blieb, war ein dreckiger Teppich, den keiner mehr wollte.
    Albert rührte in seiner Suppe und entdeckte, dass die

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