Das Glücksprojekt
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Fröhlich gehen wir los, der Weg schlängelt sich sanft steigend über die grünen Hügel, Schmitz rennt die Strecke fünf Mal und nach zwei Stunden stehen wir vor dem angestrebten Rasthaus. Ein wunderschönes, gemütliches Holzhaus. Hinter den Fenstern hängen rot-weiß karierte Vorhänge und an der Tür ein Schild:
Geschlossen
Ich kneife mir sofort in die Haut zwischen Daumen und Zeigefinger. L. geht zu einem Zettel, der neben die Eingangstür gepinnt ist. »Da kommt noch eine Hütte ein bisschen weiter, lass uns da hingehen.« Wir marschieren also weiter und es dauert keine halbe Stunde, da sehen wir es schon: ein kleines Holzhäuschen, davor eine Terrasse mit Blick ins Tal, auf der nur eine Bank und ein Tisch stehen, ein Blumenstrauß darauf. Die dicke, freundliche Wirtin bringt uns frisches Bier und einen wunderbaren Schweinebraten mit dampfendem Knödel. Für Schmitz holt sie einen Napf Wasser, der sie dafür sofort küssen will.
Während wir ins Tal zurückgehen, verfinstert sich der Himmel, Wind kommt auf und die Schwalben fliegen plötzlich ganz tief. Schon kracht es in den Wolken und es fängt an zu prasseln. Ein warmer Sommerregen setzt alles unter Wasser und platzt in Blasen auf den Weg. Wir laufen zum nächsten Baum und stehen geschützt unter dem grünen Blätterdach. Nur Schmitz läuft vergnügt im Regen herum. Es riecht nach nassem Grün und während wir Arm in Arm unter dem Baum stehen, hört es langsam auf zu regnen, die Sonne strahlt die frisch gewaschene Landschaft an und vor dem gewitterdunklen Horizont erstrahlt ein riesiger Regenbogen. Sieht aus wie ein Landschaftsfoto in Power-Point-Präsentation, es fehlt nur der tiefsinnige Sinnspruch davor. »Wahnsinnig schön«, finde ich und auf dem Weg zu unserem Auto glänzen die unzähligen Tropfen, die an den Blättern hängen. Während der Fahrt sehe ich beseelt und schweinebratensatt aus dem Fenster.
Bis es laut »Pokpok!« macht.
»Warst du das?«, frage ich L. Der schüttelt den Kopf. »Nein, ich dachte, du warst das.« – »Pokpok!«, macht es noch einmal und das Auto stottert kurz, als müsste es sich räuspern. Wir sehen uns kurz an. »Pokpok! Pokpok!«, macht es wieder, das Auto stolpert noch kurz weiter und rollt dann mit einem sanften »Pokpokpokpok« aus.
»Wenigstens sind wir nicht mehr auf der Autobahn«, sagt L. und ich bewundere wieder einmal seine Fähigkeit, in jeder Situation einen Vorteil hervorzukramen. Ich steige aus und gehe mit Schmitz ein wenig am Feld entlang, L. wirft einen fachmännischen Blick unter die Motorhaube und sucht dann im Handschuhfach das Papier mit der Notfallnummer. Wir stehen am Feldrand und warten auf den Abschleppdienst. Währenddessen geht langsam die Sonne unter. Vereinzelte Wölkchen schweben rosa, pink und orange gefärbt im blauen Himmel. Die Bäume und Gräser, unser Auto und wir drei werfen lange Schatten auf die Landstraße.
Über so viel Kitsch vergessen wir die Zeit und erschrecken, als es plötzlich hinter uns hupt: der Abschleppdienst. Den Wagen bringt er in die Werkstatt, aber vorher fährt er uns noch nach Hause, sagt der Abschlepper. Zu dritt sitzen wir vorne im Abschleppauto, Schmitz auf meinem Schoß. Unser Abschlepper heißt Marco, ein Italiener mit einer großen Liebe zu Autos und einer Stimme wie ein Bär. In seinem CD-Wechsler läuft gerade eine Adriano-Celentano-CD. Während Marco L. die Vorteile italienischer Automobilhersteller aufzählt, erkenne ich die Melodie von Azzurro und summe leise mit. Marco sieht zu mir rüber: »Gefällte dir, hm?« Er dreht die Musik lauter.
»Kennst du die Text?« Ich schüttle den Kopf, »Nein, außer dem Wort Azzurro nichts.« Marco nimmt die Mütze mit dem Logo der Abschleppfirma ab, denn jetzt wird es ernst:
»Azzurro il pomeriggio è troppo azzurro e lungo per me«, sagt er langsam und deutlich. »Los, jetzte du.«
Ich schließe die Augen und versuche mich zu erinnern. »Azzurro il pomeridgo y tropo y lungo por me …«
Marco strahlt. »Das ware schon gut!«, und dann sagt er mir den Satz noch hundert Mal vor. Es dauert nicht lange und L. und ich können den Refrain. Marco dreht das Lied schön laut und wir schunkeln zusammen im Takt und singen aus vollem Hals:
Azzurro,
il pomeriggio è troppo azzurro
e lungo per me.
mi accorgo di non avere più risorse,
senza di te,
e allora
io
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