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Das Glücksprojekt

Das Glücksprojekt

Titel: Das Glücksprojekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Reinwarth
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Earth?«
    »Ja, warum?«
    Er legt sich wieder auf den Rücken und sieht neben mir in die Sterne. »Jetzt stell dir das unendliche Universum vor und dann zoome durch Milliarden von Galaxien, bis du unsere Milchstraße siehst, suche in der Milchstraße unter Millionen Sonnensystemen unseres heraus, finde unseren Planeten, die Erde, und zoome auf unseren Kontinent, dein Land, deine Stadt, deine Straße, dein erbärmliches Ich, das es in hundert Jahren eh nicht mehr gibt und das nicht mal eine Millisekunde in der Weltzeit überdauert hat. Dein Ich, das es trotzdem für irrsinnig wichtig hält, ob du die Präsentation einer neuen Werbestrategie für Damenbinden hinbekommst oder nicht.«
    »Woher weißt du das mit den Damenbinden?«, frage ich, aber Tobias winkt nur ab: »Reine Vermutung.« Er dreht seinen Kopf zu mir. »Und? Wie fühlst du dich, wenn du dir das vorstellst?«
    »Hm. Klein. Ich glaube, mir reicht heute eine Minipizza.«
    Seit ich aus Kairo zurück bin, sehe ich oft in den Nachthimmel. Und zoome mich in Relation.

Die Zufriedenheit und ich
Nicht ständig schwarzsehen
Mich ruhig mal mit anderen vergleichen
Ein paar längst überfällige Dinge erledigen
Eine blöde Angewohnheit ablegen
    Meine Chancen stehen nicht schlecht. Im internationalen Ranking der World Database for Happiness rangiert die Zufriedenheit der Deutschen im oberen Drittel der Nationen. Besser wäre es, ich wäre Costa Ricanerin, Dänin, Isländerin, Schweizerin oder Kanadierin, die schlechtesten Aussichten auf ein zufriedenes Leben hätte ich in Benin, Burundi, Simbabwe, Togo oder Tansania. Wen wundert’s.
    Während in anderen Nationen die Zufriedenheit stetig ansteigt, gibt es jedoch vier Länder, die langsam, aber stetig immer unglücklicher werden:
Österreich (Wen wu…)
Belgien
Großbritannien
Deutschland
    Länder ohne Hunger, Not und Bürgerkrieg, in denen aber trotzdem immer alle was zu nörgeln haben. Eckart von Hirschhausen führt das auf einen zusätzlichen Schädellappen im Gehirn zurück: den Jammerlappen. Mein Vier-Phasen-Programm soll mir helfen, meinen Jammerlappen loszuwerden und zufriedener mit meiner Welt zu werden. Ich lege los mit:
    Nicht ständig schwarzsehen
    Ich halte es da wie der großartige Heiner Müller, der gesagt hat: Optimismus ist nur ein Mangel an Informationen. Oder wie der großartige L. sagt: Du siehst immer nur die Löcher im Käse. Da hat er leider nicht ganz unrecht. Andererseits bin ich hervorragend vorbereitet! Es kann eigentlich nichts passieren, was ich nicht gedanklich schon vorweg durchgespielt habe. Wenn morgen überraschend in unserer Nachbarschaft ein Vulkan ausbricht, ein Erdbeben oder eine Überschwemmung über uns kommt, der irre Axtmörder anklopft oder einer von uns eine tödliche Krankheit bekommt: Ich habe im Kopf schon kurz überschlagen, was da auf uns zukommt.
    In der Küche meiner Mutter hing immer ein gesticktes Bild in einem hübschen Rahmen, auf dem stand der Spruch:
    Und aus dem Chaos kam eine Stimme und sprach:
    Lächle und sei froh, denn es könnte schlimmer kommen.
    Und ich lächelte und war froh
    und es kam schlimmer.
    Das muss mich irgendwie geprägt haben. Ich mache das auch nicht bewusst, das funktioniert ganz automatisch. Sagt L. zum Beispiel: »Ich koche heute und ich probiere ein neues Gericht aus«, denke ich sofort: Wenn das mal gut geht – das schmeckt dann nicht und wir haben keine Tiefkühlpizza mehr. Heißt es aber: »Lass uns essen gehen«, kommt mir in den Sinn: Und das, wo wir es gerade nicht so dicke haben.
    Um zufriedener zu werden, muss ich mir dieses blöde Schwarzsehen endlich abgewöhnen. Ich werde bestätigt von jeder Menge Glücksexperten, die sich in diesem Punkt einig sind: »Denken Sie positiv!« Aber wie das geht, da halten sich die meisten sehr bedeckt. Das sind vermutlich die gleichen Schlaumeier, die einer Magersüchtigen sagen: »Jetzt iss doch mal was«, und depressive Leute mit einem »Reiß dich zusammen« erfreuen. Ich finde dann doch noch eine Anleitung, die mir in fünf Schritten helfen soll. Sebastian Lichtenberg, Heiler, Lebensberater, atemenergetischer Therapeut und Reiki-Meister, hat eine Anleitung in fünf Schritten. Er sagt:
    »Die sogenannte Haaresbreite, die Glück von Unglück trennt, hat weniger mit dem Charakter des eigentlichen Ereignisses zu tun, sondern mehr damit, wie wir dieses Ereignis sehen beziehungsweise bewerten.«
    Wenn wir uns wohlfühlten, sagt Lichtenberg, seien unsere Erwartungen in Bezug auf die Zukunft meist

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