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Das Glücksprojekt

Das Glücksprojekt

Titel: Das Glücksprojekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Reinwarth
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in einem Jahr die Single-Freundin und im nächsten, hast du nicht gesehen, ist aus ihr eine Kleinfamilie geworden. Mit Hochzeit, Mann (Geburtstag) und Baby (Geburt). Das kann in einem gewissen Alter ganz schnell gehen. Und schon ist man im Geschenkewahnsinn.
    Es gibt ja Geschenke und Geschenke. Es gibt diese Geschenke, die man verzweifelt sucht, weil eine Arbeitskollegin Geburtstag hat oder Tante Hermine Namenstag. Zuerst schiebt man die Besorgung ewig und drei Tage auf, dann läuft man sich kurz vor knapp Blasen an die Füße und landet am Schluss in einem Geschenkartikelladen, einem Ort der Verzweiflung, an dem man einkauft, wenn einem einfach nichts Passendes einfallen will. Da kommt man dann raus mit einer lustigen Tasse oder mit Eiswürfelspendern in Kuhform. Das sind keine guten Geschenke. Da ist man froh, wenn das Öffnen nicht in großer Runde zelebriert wird, wenn nicht 20 Leute um das Geburtstagskind stehen und das Auspacken mit großem Hallo begleiten. Kaum hält der Jubilar nämlich seine Kuh-Eiswürfel in der Hand, kommt ein verhaltenes »Wie schön«, und alle suchen mit den Augen in der Runde, wem das wohl eingefallen ist. Ein Tipp: Falls Sie auch eine Tante Hermine haben, verschenken Sie keine Kochschürze, auf die vorne ein nackter Mann gezeichnet ist. Auch Stoffhüte mit einer Plüsch-Geburtstagstorte obendrauf sind nicht immer ein Stimmungsbringer. Zumindest nicht bei meiner Tante Hermine. Die feinen Geschenke sind die, die einen überkommen wie eine Erleuchtung. Plötzlich hat man die Idee für das ideale Geschenk für eine bestimmte Person im Kopf und man freut sich schon darauf, es zu verschenken. Leider, leider halten sich solche Eingebungen überhaupt nicht an Anlässe und bestimmte Tage im Jahr.
    Ich möchte gerne L. eine Wahnsinnsfreude bereiten. Das hat er sich verdient. Was er normalerweise so bekommt, an Weihnachten oder zum Geburtstag, sind Dinge, die ihm zwar gefallen (Digitale Wetterstation), ihm Spaß machen (Carrerabahn) und die er genießt (eine Flasche Barolo Le Rocche del Falletto 2003), aber es sind keine Herzenswünsche.
    Es heißt ja immer, es sei schwierig, für Männer Geschenke zu finden. Das denke ich nicht, man kann schenken, was man will, Hauptsache, es sind Schalter, Stecker oder zumindest ein paar Batterien dran. Viel schwieriger ist es anscheinend für Männer, Geschenke für Frauen zu finden. Für L. auch. Aus einem mir nicht näher bekannten Grund geht er davon aus, dass ich mir Dinge wünsche, die nützlich sind. Oder zumindest Schalter, Stecker oder Batterien enthalten. Wenn kurz vor Weihnachten der Mixer kaputtgeht, weiß ich schon, wer freudestrahlend mit einem neuen Modell am 24. unter dem Baum stehen wird. Dass ich seit Wochen immer wieder fallen lasse, wie gern ich einen Städtetrip nach Venedig machen würde, kommt hingegen nicht an. Klar, Venedig ist ja auch nicht kaputtgegangen.
    Inzwischen bin ich dazu übergegangen, L. in der Vorweihnachtszeit ab und zu den Arm auf den Rücken zu drehen und ihn dreimal laut nachsagen zu lassen, was ich mir wünsche. Das finden Sie unromantisch? Unromantischer als ein neuer Mixer ist es auch nicht.
    Das ideale Geschenk für L. wäre selbstverständlich das Triumph-Motorrad. Da der Mann von der Lottogesellschaft aber noch nicht vor der Tür stand, kann dieser Wunsch jedoch vorerst direkt vor meiner imaginären Eigentumswohnung mit Dachterrasse und Pferd parken. Auf einer Internetseite, die sich auf Geschenke für Männer spezialisiert hat, finde ich aber viele andere Vorschläge:
Einen Fotowecker. Da kann man einen eigenen Text draufsprechen, mit dem der Beschenkte dann zärtlich geweckt wird, und ein persönliches Foto kann man auch einfügen. Das ist schon praktisch, der Hersteller schlägt den Satz vor: »Guten Morgen, mein Schatzi, genieße deinen Tag.« Seien wir ehrlich. Nach einer gewissen Zeit weckt man sich morgens nicht mehr mit Kosenamen. Aber der Wecker kann auch jeden Morgen tönen: »Jetzt steh schon auf, Herrgott noch mal, wie oft muss ich es denn noch sagen, jeden Morgen das gleiche Theater …« Das stelle ich mir schon schön vor.
Ein Mondgrundstück. Das habe ich noch nie verstanden. Wenn L. nach Hause käme und mir mit einem Strahlen erzählen würde, er habe gerade 1000 Quadratmeter Land auf dem Mond erworben, ich würde ihn direkt auf selbigen schicken, dann kann er sehen, ob da vielleicht ein bisschen Pfeffer wächst. Anne findet das mit dem Mondgrundstück romantisch. »Wenn man abends in den Himmel

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