Das Glücksrezept - O'Neal, B: Glücksrezept - The Lost Recipe for Happiness
Eigentümlichkeit ihres Spanischs, eine Sprache, die er ebenfalls sehr gut beherrschte, und der Wärme ihrer Haut. Sie reisten zusammen, junge Liebende, die sich ihrer Chancen und Möglichkeiten gewiss waren, aßen Tintenfisch an spanischen Stränden, tranken Ouzo auf den griechischen Inseln. Manchmal fanden sie für ein paar Wochen oder Monate Arbeit, die sie annahmen, wenn sie Lust hatten. Von Zeit zu Zeit kehrten sie nach Paris zurück zu Mia und Patrick, die dort geblieben waren, um ihre Kenntnisse zu vertiefen – Mia hatte eine Lehrstelle bei einem Patissier angenommen, Patrick arbeitete unter einem Sommelier in einem 3-Sterne-Restaurant im Marais-Distrikt.
Die Momente mit Timothy: in Paris, dicht aneinandergekuschelt in einer eiskalten Bude, ein Dachboden, der so winzig war, dass man kaum darin stehen konnte, mit Gemeinschaftstoilette auf dem Flur. Das breite Fenster bot Ausblick auf die Schindeldächer, die in der spätnachmittäglichen Sonne mittelalterlich golden und in den Morgenstunden blassrosa schimmerten. Timothy liebte es, sich die ganze Nacht an sie zu schmiegen. Sie genoss es, morgens neben ihm aufzuwachen, in seinen Armen, während sein Atem über ihre Schulter strich.
Drei Jahre waren sie zusammen, und sie dachte, es würde noch ewig dauern, doch dann kehrte er nach England zurück, und Elena hasste die Düsterkeit des feuchten, englischen Winters. Sie passte nicht zu seinen alten Schulfreunden und deren Ehefrauen, und am Ende tat Timothy, wofür Elena nicht den Mut aufbrachte – er machte Schluss. Schlicht und einfach. Elena, am Boden zerstört, kehrte nach Paris zurück.
Doch heute musste sie beim Gedanken an ihn lächeln. Es wäre bestimmt lustig, ihn aufzustöbern und zu sehen, was aus ihm geworden war, ob er noch kochte und wenn ja, wo. In ihrer Fantasie lebte er in irgendeiner englischen Kleinstadt, mit einer vollbusigen Frau, einem Stall voller Kinder und einem langen Weg in die Stadt, wo er für die Reichen kochte. Sein Geschenk – oh, ihrer beider Geschenk aneinander – war ihre Jugend gewesen. Sie waren jung gewesen, frei, voller Abenteuerlust. Sie würde ihn so gern ausfindig machen und erfahren, ob diese Abenteuer auf den griechischen Inseln, diese spanischen Strände ihn ebenso geformt hatten wie sie.
Aber vielleicht war sein größtes Geschenk gewesen, was danach gekommen war. Elena litt so sehr unter der Trennung, dass sie sich zwei Jahre lang auf keinen anderen Mann einlassen konnte. Stattdessen zog sie nach New York und widmete sich ausschließlich dem Kochen, versuchte, alles zu verstehen und sich anzueignen, was sie in diesem Restaurant, in jenem Café, in jener Küche oder auf diesem Grill aufschnappte, schmeckte, erlebte. In New York kam sie per Zufall zu dem Vergnügen, für einen berühmten, anspruchsvollen und unausstehlichen Küchenchef zu arbeiten, der alles in seiner Macht Stehende tat, um ihren Willen zu brechen. Als es ihm nicht gelang, beförderte er sie. Drei Jahre lang ließ sie die Männer in ihr Bett, wie es gerade kam, doch keinem gelang es, die Mauern um ihr Herz zu überwinden.
Mit knapp dreißig zog sie nach San Francisco und bekam einen Job als Souschefin in einem Restaurant, wo sie Marie, die Gewürzkönigin, und Andrew, den rothaarigen Australier, kennenlernte, den Mann ihres Herzens für die nächsten beiden Jahre. Zu dieser Zeit begann sie, die Karriereleiter zu erklimmen. Nach Andrew kam der Bluesmann, dann begegnete
sie Dmitri in einem von Julians Restaurants, dem Yellow Dolphin in San Francisco.
Dmitri.
Anfangs war es eine reine Arbeitsbeziehung gewesen. Sie hatten hervorragend harmoniert, hatten sich in puncto Arbeitsstil und ihrer kochkünstlerischen Visionen ergänzt und gegenseitig vorangetrieben. Nach dem Weggang des ursprünglichen Küchenchefs war Dmitri befördert worden, und als man ihm die Chance bot, die Eröffnung des Blue Turtle zu leiten, hatte er zugeschlagen. Er und Elena hatten unglaublich hart gearbeitet.
Wie witzig, dachte sie, als sie mit einer zweiten Tasse Kaffee nach oben ging. Julian musste während der Eröffnungsphase in Vancouver gewesen sein, aber sie war ihm nie begegnet – was nicht weiter ungewöhnlich war. Besitzer waren eben Besitzer. Normalerweise kamen sie mit den Details nicht in Berührung, und schon gar nicht in dem Ausmaß, wie es bei Julian im Orange Bear der Fall war. Julian war aus anderen Gründen hier. Das Restaurant gab ihm die Möglichkeit, sich zu beschäftigen.
Woran würde sie sich erinnern,
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