Das Glücksrezept - O'Neal, B: Glücksrezept - The Lost Recipe for Happiness
den höchsten Tönen von dir. So wie ein Mann von der Frau, mit der er ins Bett geht. Vögelst du schon mit ihm?
ACHTZEHN
M inutenlang drohte sie die Übelkeit zu übermannen. Wann immer sie sich rührte, erbrach sie sich erneut, bis sich ihr Magen vollständig entleert hatte. Julian zog seine Jeans an, nachdem er die Polizei gerufen hatte, und sorgte dafür, dass der Junge sich nicht vom Fleck rührte, während er Elena etwas zum Anziehen brachte. Zitternd streifte sie ihre dicke Yoga-Hose und ein Sweatshirt über. Beim Anblick all der Scherben auf dem Boden bat sie ihn, ihr auch noch Schuhe zu bringen.
»War jemand bei dir?«, fragte Julian den Jungen.
»Nein, ich war allein.« Sein Gesicht war leicht grünlich, als er den Schaden betrachtete. Der Gestank nach Bier erfüllte den Raum.
»Gott sei Dank.«
Elena musste auf die Toilette. Während Alvin die Treppe hinuntertrottete, tappte Elena vorsichtig ins Badezimmer. Adrenalin pumpte durch ihre Venen. Das Badezimmer war völlig zerstört. Die Wucht des Aufpralls hatte einige der Glasbausteine der Dusche herausgerissen, und die Tür zur Duschkabine war ebenfalls zertrümmert. Sie ging zur Toilette und putzte sich die Zähne. Als sie in den Spiegel sah, bemerkte sie Isobel, die hinter ihr stand und sie ansah. Es war so lange her, seit sie sie das letzte Mal gesehen hatte, dass sie erschrocken herumfuhr.
Sie war verschwunden. Elena wandte sich wieder zum Spiegel um. Immer noch nichts. Langsam wurde ihr bewusst,
dass sie an diesem Abend wohl nicht hier würde schlafen können.
Wieder ein Zuhause, das zerstört war.
Und heute fand die offizielle Eröffnung statt. Scheiße, scheiße, scheiße !
Wutschnaubend stapfte sie ins Schlafzimmer zurück und starrte den Jungen finster an, der mit jämmerlicher Miene zu ihr aufsah. »Dämmert es dir allmählich?«, herrschte sie ihn an. »Dass du jetzt tot sein könntest? Du wurdest aus dem Wagen geschleudert und hättest auf dem Dach oder in einem Baum landen oder in den Fluss fallen und ertrinken können. Und wo bist du gelandet? In meinem Bett , verdammt noch mal! Während ich drinliege. An dem Tag, an dem mein Restaurant offiziell eröffnet werden soll! Du dämlicher Schwachkopf!«
Julian berührte ihre Schulter. »Komm, Elena, lass uns nach unten gehen. Der Notarzt ist da.«
In diesem Moment fiel ihr Blick auf einen jungen Mann und eine streng dreinblickende Frau, die mit einer Trage hinter ihr standen und sie ungläubig ansahen. »Tut mir leid«, sagte sie beschämt. »Ich bin nur wütend.«
Ohne ein Wort zu sagen, traten sie an ihr vorbei und knieten sich neben den Jungen.
»Packen wir ein paar Sachen für dich zusammen, Elena«, sagte Julian und reichte ihr die kleine Reisetasche, die sie in ihrem Kleiderschrank aufbewahrte.
Sie betrachtete die Kommode, die umgekippt auf der Seite lag. Unterwäsche quoll aus einer Schublade, und sie hatte nicht die leiseste Ahnung, was sie mitnehmen sollte. Wohin sollte sie jetzt gehen? Wo sollte sie leben? »Ich habe so gern hier gewohnt«, jammerte sie. »Wie schrecklich!«
»Ich weiß.« Behutsam nahm er ihr die Tasche aus der
Hand, stellte sie auf den Boden und begann, Unterwäsche hineinzustopfen. »Was noch? In welcher Schublade sind deine Socken?«
Elena kniete sich hin und zog methodisch eine Schublade nach der anderen auf, nahm Socken, T-Shirts und BHs. Aus dem Schrank nahm sie ihre schwarzen Jeans, ihre guten Stiefel und ein weiteres Paar Jeans.
»Die Kleider hätten wir.« Julian legte die sorgfältig gebügelten Jeans in ihre Tasche. »Toilettenartikel?«
Mechanisch ging Elena ins Badezimmer. Unter dem Waschbecken fand sie ein Täschchen, in das sie ihre wenigen Kosmetika gab – Gesichtslotion, Reinigungsflüssigkeit, eine fetthaltige Handcreme und Melkfett für den Winter, wenn die Risse schlimmer wurden, ein paar Baumwollhandschuhe, die sie über Nacht trug, um die Creme einziehen zu lassen, einen Vorrat an Schmerzmitteln verschiedener Stärke sowie eine Zahnbürste.
»Komm«, sagte er. »Die Polizei ist da. Danach können wir etwas frühstücken.«
»Der Junge wird doch wieder gesund, oder?«
Er massierte beruhigend ihren Rücken. »Natürlich. Es geht ihm gut, Elena. Er hat die Hosen voll, aber ansonsten geht es ihm gut.«
»Das ist gut.« Sie schluckte gegen die aufsteigenden Tränen an. »Dann bringen wir es hinter uns.«
Nach einer ausgiebigen Dusche stand Elena in Julians Küche und lehnte sein Angebot, etwas Essbares zu besorgen, ab. Sie
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