Das Glücksrezept - O'Neal, B: Glücksrezept - The Lost Recipe for Happiness
die Reservierungen auf ein Maß heruntergefahren, das wir bewältigen können, und mit Hector und Peter kriege ich diese Schicht schon über die Bühne. Sie wären uns ohnehin keine Hilfe. Sie müssen sich ausruhen. Essen Sie ein bisschen Hühnersuppe.«
Sie holte tief Luft. »Okay, wir sehen uns morgen.«
»Montag ist Ihr freier Tag. Sie müssen ihn nehmen.«
Elena richtete sich auf und trat aus dem Kühlraum. »Nein, ich habe zu viel zu tun.«
»Wenn Sie so weitermachen, klappen Sie demnächst zusammen.«
Sie starrte ihn finster an. »Sie kennen die Regeln, Rasputin. Der Boss ist nie krank.«
Er schnitt eine Grimasse. »Ich kenne aber auch eine Menge ausgebrannter, versoffener Küchenchefs.«
»Klar.«
»Ich meine es ernst«, fuhr er fort. »Schlafen Sie ein bisschen. Später schicke ich jemanden mit einer Schüssel von der Hühnersuppe nach dem Rezept meiner Tante vorbei.«
Sie nickte. »Also gut.«
In der kühlen Nachmittagssonne fühlte sie sich augenblicklich besser. Zwar schmerzte noch immer jede Faser ihres Körpers, doch allein an der frischen Luft zu sein, genügte, um die Anspannung zu lösen – das und der Gedanke an die Fernsehsendung ließ mit einem Mal nicht mehr alles so grau und trostlos erscheinen. Auf dem Weg zum Wagen, Alvin tappte hinter ihr her, beobachtete sie ausgelassen lachende Leute in Skikleidung und mit dicken, bunten Schals um den Hals. Das Mittagsgeschäft an den Wochenenden würde bestimmt ein Renner werden.
Nur im Moment leider nicht.
Als sie in den Wagen stieg, schrie ihr Rücken förmlich vor Schmerz, während ihr wieder einfiel, dass sie kein Zuhause
hatte, in das sie fahren konnte. Verzweifelt ließ sie den Kopf aufs Lenkrad sinken. Warum? Wieso hatte der Himmelsvater sie verschont, nur um sie immer wieder aufs Neue scheitern zu lassen? Als lasse sie ihr geschundener Körper immer genau dann im Stich, wenn sie ihrem Traum endlich einen Schritt näher gekommen war.
Ein Klopfen am Seitenfenster ließ sie zusammenfahren. Als sie den Kopf hob, sah sie Hectors Schwester. »Ich soll Ihnen sagen, Sie sollen Ihre Mutter anrufen«, sagte sie auf Spanisch.
Erschrocken riss Elena die Tür auf. »Was? Hat meine Familie angerufen? Ist sie krank?«
Alma zuckte mit den Schultern. »Niemand hat angerufen«, erwiderte sie und tätschelte die Motorhaube, ehe sie sich einen dunkelblauen Pullover überzog und davonging. Einen Moment lang sah Elena ihr nach, dieser Gestalt in den merkwürdigen Kleidern, den zu großen Schuhen und den mageren Armen, und fragte sich, ob sie nur ein Geist war, ein Hirngespinst.
Aber zum Glück wurde sie auch noch von anderen bemerkt. Ein Mann trat zur Seite, um sie vorbeizulassen, drehte sich um und sah bewundernd auf ihr hübsches kleines Hinterteil, wohingegen ein Mädchen bei ihrem Anblick den Kopf schüttelte. Nein, Hectors Schwester war kein Geist. Sie war nur ein wenig exzentrisch.
Elena ließ den Motor an. Sie würde ihre Mutter später anrufen. Zuerst musste sie nach Hause, ins Warme, die Masseurin anrufen und ein wenig schlafen. Wenn sie nicht bald eine Mütze voll Schlaf bekam, würde sie noch umkippen.
Ihr blieb nichts anderes übrig, als zu Julian zu fahren, doch als sie an der Tür klingelte, machte niemand auf, also tippte sie den Sicherheitscode ein, den er ihr gegeben hatte, und betrat das Haus durch einen Seiteneingang. Alvin holte sein
Krokodil und trug es nach unten, um Portia zu suchen, und kam nicht mehr zurück. Elena ging die Treppe hinauf, eine qualvolle Stufe nach der anderen, sorgsam darauf bedacht, sich nicht auf den Schmerz zu konzentrieren, sondern auf das Rauschen des Wassers aus dem Stockwerk über ihr, auf seine silbrige Schönheit.
Ein Teil von ihr – ihres Verstands, ihres Herzens oder ihrer Seele – wusste genau, dass sich ihr Zustand verschlimmerte. Es hatte schon immer Tage gegeben, an denen die Kälte, Überarbeitung oder eine beginnende Grippe Schmerzen ausgelöst hatte. Besser gesagt, die Schmerzen verstärkt hatte, unter denen sie im Grunde nahezu jeden Tag litt. Ihre Märsche halfen ihr, in Bewegung zu bleiben, deshalb hatte sie sie so häufig wie möglich unternommen. Aspen war keine sehr große Stadt, und sowohl ihre Wohnung als auch das Restaurant lagen zentral, deshalb hatte sie mehrere Meilen am Tag zurückgelegt. In der Vergangenheit hätte das ausgereicht.
Jetzt nicht mehr.
Ein Schritt. Noch einer. Noch einer. Sie konzentrierte sich auf die Schritte, genauso wie damals, als sie fast acht Monate nach
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