Das Glücksrezept - O'Neal, B: Glücksrezept - The Lost Recipe for Happiness
war ihre erste Begegnung seit ihrem Gespräch in Vancouver.
Zuvor begleitete Alvin sein Frauchen – sie war nervös, zog sich dreimal um, weil sie sich nicht entscheiden konnte, ob sie geschäftsmäßig, freundlich-feminin oder locker-entspannt wirken sollte – auf ihren Märschen durch die Wohnung. Sie wünschte, das Apartment hätte eine persönlichere Note, so dass sie ein besseres Gefühl dafür hatte, wer Julian Liswood wirklich war, abgesehen von einem schwerreichen Typen, der nebenbei ihr Boss war. Unter diesen Umständen wäre wohl jeder nervös.
Als Erstes versuchte sie es mit einer weißen Bluse und schwarzen Hosen, dazu ihre Lieblingsschürze mit dem fröhlichen Chilimuster, und frisierte sich das Haar zu einem schlichten Zopf. Aber damit sah sie so … streng aus.
Sie zog sich um und entschied sich für ein gelbes Sommerkleid mit einem dünnen weißen Schal, gelangte aber zu dem Schluss, dass sie damit zu gewollt französisch-kosmopolitisch und unnatürlich aussah. Und aufreizend. Am Ende fiel ihre Wahl auf ein türkisfarbenes T-Shirt mit einem dünnen weißen Pullover darüber, dazu Jeans. Silberrohringe, das Haar fiel ihr offen über die Schultern.
Voilà . Elena!
Sie und Alvin wanderten noch eine Weile umher. Sie war
viel zu früh dran. Sie griff nach dem Telefon, wählte Mias Nummer, bekam aber nur die Mailbox dran – in London war es ziemlich spät. »Ich bin total nervös«, sagte sie. »Julian kommt zum Abendessen vorbei, und ich will brillant sein.« Sie hielt inne und überlegte kurz, was Mia jetzt sagen würde. »Natürlich willst du das. Sei einfach du selbst, sei freundlich, vergiss deine Manieren nicht. Du schaffst das schon. Danke.« Grinsend legte sie auf, ehe sie aus einem Impuls heraus erneut die Nummer wählte. »Ich kann es kaum erwarten, bis du endlich hier bist.«
Alvin sprang auf und bellte. Elena holte tief Luft und strich sich mit der Hand über ihren Pullover. Alvin lief neben ihr zur Tür. Sein eines Ohr war fragend gespitzt, als er sie ansah. Ist es das, worauf wir gewartet haben?
Sie machte die Tür auf. Davor stand Julian, elegant und hip in schwarzen Jeans und einem hauchdünnen, lässigen Hemd mit zarten Streifen in Türkis, Aqua und Grün. Sie trugen dieselben Farben, bemerkte Elena.
Für den Bruchteil einer Sekunde war sie so nervös, dass sie keine Ahnung hatte, wie sie sich verhalten sollte. Er war so viel schöner, als sie es sich auszumalen gestattet hatte, mit einem Armvoll Blumen und diesen schwarzen, endlos tiefen Augen vor dem Hintergrund des pfirsichfarbenen Himmels – der Prinz, der vor dem Haus der Bauerstochter steht.
In diesem Augenblick bohrten sich seine schwarzen Augen in sie, wanderten über ihren Mund, während er sich mit einem Anflug von Ironie verbeugte. Es lag auf der Hand, dass er an sie gedacht, sich in müßigen Stunden Fantasien hingegeben hatte. »Hallo Elena. Sie sehen gut aus.«
»Äh, Sie auch. Kommen Sie doch herein.« Sie warf Alvin einen Blick zu, um zu sehen, wie er reagierte, was im ersten Moment nicht ersichtlich war. Sie legte die Hand auf Julians Arm. »Alvin, das ist mein Freund.«
Julian, allem Anschein nach ein Hundefreund, streckte die Hand mit der Handfläche nach unten aus. »Hey, Alvin«, sagte er mit leiser, sonorer Stimme. Alvin beschnüffelte Julians Hand, das Handgelenk, den Saum seines Hosenbeins, ehe er ein leises Schnauben ausstieß und den Kopf hob. Julian strich über Alvins seidigen, flauschigen Kopf. »Na also«, murmelte er. »Du bist doch ein braver Hund, stimmt’s?«
»Okay, Alvin, das reicht jetzt. Danke. Leg dich hin.«
Mit einem letzten Schnauben trottete er in die Küche und wartete auf die beiden. Elena atmete tief aus. »Ich werde nie verstehen, wen er liebt und wen er nicht ausstehen kann. Sieht so aus, als stünden Sie auf der Liste derjenigen, die er mag.«
Julian lachte. »Er ist toll. Ich kann durchaus nachvollziehen, warum Sie so an ihm hängen.«
»Danke.«
»Er sieht wie ein orangefarbener Bär aus.«
»Stimmt. Der Tierarzt meint, er hätte schon viele Hunde namens Bär kennengelernt, aber Alvin sei der Einzige, der diesen Namen wirklich verdient.«
»Ach ja, die sind für Sie.« Er reichte ihr die Blumen, Tigerlilien, Cannas und Rosen in allen möglichen Pfirsich-, Pink- und Orangeschattierungen.
»Das sind die Farben vom Tag der Toten – el Día de los Muertos .«
»Tatsächlich?«
Sie nickte lächelnd. »Danke.«
»Ich habe auch Wein mitgebracht, wusste aber nicht, was
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