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Das Glücksrezept - O'Neal, B: Glücksrezept - The Lost Recipe for Happiness

Das Glücksrezept - O'Neal, B: Glücksrezept - The Lost Recipe for Happiness

Titel: Das Glücksrezept - O'Neal, B: Glücksrezept - The Lost Recipe for Happiness Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara O'Neal
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einer Liga, in deren Reichweite Ivan nie im Leben kommen würde, aber das schien nicht wichtig zu sein. Er musste ununterbrochen an ihn denken, und jeden Tag ertappte er sich dabei, wie ihn ein neues Detail an Patrick faszinierte. Seine hellgrünen Augen, die geschürzten Lippen, die ihn an eine Puppe erinnerten. Diese eleganten, sauberen Hände mit den exakt geschnittenen Nägeln.
    Ivan zog an seiner Zigarette und betrachtete seine eigenen Hände. Natürlich waren sie tadellos sauber und geschrubbt,
wie es sich für einen anständigen Küchenchef gehört, aber seine Nägel waren potthässlich. Er sollte sie besser pflegen.
    Vage nahm er das wachsende Gefühl der Ruhe in seinem Inneren wahr – ein Zustand, in dem er sich seit langer, langer Zeit nicht mehr befunden hatte. Kochen gab ihm dieses Gefühl. Ebenso wie die Liebe, auch wenn er in dieser Hinsicht in letzter Zeit kein großes Glück gehabt hatte. Wenn er ehrlich zu sich selbst war, wusste er, dass Abstinenz es ebenfalls auslöste. Die Albträume hörten auf, sobald er nicht mehr trank. Dafür sah er sich ein klein wenig zu viel Realität gegenüber.
    Ivan Santino – der jedes Mal einen Tritt bekommen hatte, wenn er versucht hatte, aus der Jauchegrube zu steigen, in die er hineingeboren worden war – fragte sich, ob sich ihm gerade eine weitere Chance bot, das Richtige zu tun.
    Ein ramponierter Chevy bog in die gekieste Einfahrt, und Ivan erkannte einen alten Kumpel aus dem White Horse, einer Kneipe im Nachbarort. Es war ihm ein wenig peinlich, high und von Patrick träumend erwischt zu werden, so als liefe seine Fantasie wie ein Film über seine Stirn. »Hey, Bruder«, sagte Ivan und öffnete die Tür. »Was gibt’s?«
    Damon, dessen fettiges Haar unter einer Mütze verborgen war, die er nie abnahm, betrat den Wohnwagen. »Ich hab heute Morgen einen Elch plattgemacht«, sagte er und zeigte auf eine gewaltige Beule in seinem Kühlergrill. »Ich hab ihn gleich an Ort und Stelle ausgenommen und mich gefragt, ob du heute Elchfleisch im Restaurant gebrauchen kannst.«
    Ivan zog die Mundwinkel nach unten. »Ich weiß nicht, Bruder. Kann sein. Wieso bringst du es mir nicht in einer Stunde rüber? Dann reden wir weiter.«
    »Geht klar.«
    »Wie viel willst du denn dafür?«
    Damon nannte einen Betrag, der ihm zu einem mehrwöchigen
Vorrat an Whiskey verhelfen würde. Ivan nickte. »Komm später im Restaurant vorbei. Und bring ein paar Knochen mit. Da hängt neuerdings ein Mischling herum, der ausflippt, wenn er die bekommt.«
     
    An einem Donnerstagnachmittag Anfang Oktober betrachtete Elena die Greencard eines dunkeläugigen jungen Mannes aus Mexiko. Ein Mann, von dem sie hoffte, dass er das letzte Mitglied ihrer Crew war – ein Spüler. Die Papiere sahen aus, als seien sie in Ordnung, andererseits war das bei gut gemachten Fälschungen immer so, oder?
    Was für ein Affentheater.
    Sie spürte, wie die Verärgerung über die Absurdität des Ganzen in ihr aufstieg. Ohne mexikanische Hilfsarbeiter würden die gesamte Gastronomie und die Landwirtschaft Colorados – vielleicht sogar ganz Amerikas – zusammenbrechen. Leider wurde so wenigen Mexikanern die legale Immigration gestattet, dass Millionen von ihnen über die Grenzen strömten und sie gezwungen waren, gefälschte Dokumente vorzulegen. Sie flogen erst auf, wenn das Finanzamt eine Steuerprüfung vornahm, woraufhin Millionen Arbeiter abgeschoben wurden, nur um zurückzukehren, sobald sie das Geld für die Reise wieder beisammenhatten.
    Es war sinnlos, demoralisierend und verursachte horrende Kosten. Viel besser wäre es, ein System einzuführen, nach dem eine bestimmte Anzahl von Arbeitern zeitlich begrenzt einreisen durften – et voilà ! Schon hätte sich der Nimbus des Verbrechens erledigt.
    Aber leider blieb ihr nichts anderes übrig, als sich mit den Gegebenheiten zu arrangieren. Zweifelsohne arbeiteten auch in ihrer Küche Illegale, abgesehen von denen, die wie durch ein Wunder an korrekte Papiere gekommen waren. Sie musste sehr vorsichtig sein – trotz der Tourismusindustrie
und der Landwirtschaft waren die Gesetze in diesem Bundesstaat knallhart. Zum einen käme im Fall einer Überprüfung durch die Steuerbehörde eine saftige Strafe auf sie zu, viel schlimmer wäre jedoch, dass sie auf einen Schlag einen beträchtlichen Teil ihrer Mannschaft verlieren würde.
    Die Greencard und der Führerschein des Mexikaners schienen in Ordnung zu sein. Elena stand auf und streckte ihm die Hand hin. »Sie sind

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