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Das Gluehende Grab

Das Gluehende Grab

Titel: Das Gluehende Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardottir
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isländischen Küste verschwunden ist.
Wir konnten die Männer alle anhand von Fotos ihrer Zähne
identifizieren.«
    »Was?«,
stieß Dóra hervor. Sie rief sich ins Gedächtnis,
was sie über die zwei Schiffbrüche in Unser Jahrhundert
gelesen hatte. In dem einen Fall hatte es sich um Isländer und
Färinger gehandelt, in dem anderen um vier Engländer, von
denen einer gefunden wurde. Sie hatte beide Ereignisse
ausgeschlossen. »Was für ein Schiff war das, und wann
ist es gesunken?«
    »Ich
denke, das kann ich dir ruhig sagen.« Stefán
blätterte in Papieren. »Es war ein Segelboot namens
Cuckoo, das zuletzt am 18. Januar vor der Südküste
gesichtet wurde.«
    »Darüber
habe ich eine alte Meldung gelesen«, hakte Dóra ein.
»Darin stand, dass nur ein Mann und irgendwelche Trümmer
an Land gespült wurden. Wenn die Männer im Keller zu
dieser Besatzung gehören, wer ist dann die vierte
Leiche?« Gab es am Ende vielleicht doch keine Verbindung
zwischen den drei Leichen und dem Kopf?
    »Es
besteht kein Zweifel daran, wer der vierte Mann im Keller
ist«, antwortete Stefán. »Es wurden
ausschließlich Körperteile an Land gespült –
ein Rumpf ohne Kopf. Man ist damals davon ausgegangen, dass er
abgerissen war. Die Leiche war übel zugerichtet, {293 }und es
fehlte noch mehr: ein Arm und das, was mit dem Kopf in der Kiste
war.« Er räusperte sich. »Also, was im Mund
steckte.«    

    Dóra
versuchte verzweifelt, sich darüber klar zu werden, was diese
Neuigkeiten für Markús bedeuteten. Die Mannschaft war
vor dem Vulkanausbruch verschwunden, und zu dem Zeitpunkt befand
sich Markús noch auf der Insel. Es musste sich um das
Segelboot handeln, das eine Nacht lang im Hafen gelegen hatte, aber
zu der Zeit war Markús beim Schulfest oder betrunken zu
Hause gewesen. »Hatten die Männer etwas mit
Alkoholschmuggel zu tun?«   
 
    Stefán
zögerte. »Tja ... Schmuggelei war schon mit im Spiel.
Was weißt du darüber?« Dóra erzählte
ihm von dem Alkoholschmuggel und ihrem Verdacht, dass die Morde
damit zusammenhingen. Sie betonte, dass sie Guðni bereits
darüber unterrichtet hatte. Stefán war nicht sehr
beeindruckt. »Nein, mit Alkoholschmuggel hatte das nichts zu
tun«, sagte er dann. »Diese Typen haben Vögel
gefangen und vor dem Frühjahr nach Nistplätzen Ausschau
gehalten.« 
    »Vogelschmuggel?«,
fragte Dóra. »Falken
vielleicht?«
    »Ja,
Falken und Adler und vielleicht noch andere Vogelarten«,
antwortete Stefán. »Für die werden im Ausland
hohe Summen gezahlt. Die Polizei hat damals ein paar Hinweise
bekommen, dass die Männer durchs Land fahren und sich nach
Nistplätzen erkundigen. Wahrscheinlich wollten sie im Sommer
wiederkommen und Eier und Jungvögel mitnehmen. Sie wären
in jedem Fall verhört worden. Die Narben an ihren Händen
stammen von Raubvogelkrallen. Diese Leute waren schon seit Jahren
im Geschäft.«
    »Weißt
du, ob sie einen Falken oder einen anderen Vogel
dabeihatten?« Dóra erzählte Stefán von
Magnús’ Andeutungen über
Falken.
    »Nein,
nicht dass ich wüsste. Du weißt ja, dass man
Alzheimerkranke nicht unbedingt beim Wort nehmen
kann.«
    »Aber es
deutet trotzdem darauf hin, dass Magnús in die Sache
verwickelt ist.« Dóra wurde langsam sauer, dass er so
verbockt war. »Er hat auch von einem Kuckuck geredet, auf
Englisch cuckoo. Er meint eindeutig das Segelboot.«
    »Wir
gehen selbstverständlich allen Hinweisen nach, aber dein
Mandant kommt nicht davon, nur weil sein Vater das eine oder andere
Wort... –«
    »Ihr
wollt euer Hauptaugenmerk also nicht auf Markús’ Vater
und Daði konzentrieren? Nur weil der eine in die Jahre gekommen
und der andere verstorben ist?«
    »Wie
gesagt, wir gehen selbstverständlich allen Hinweisen nach.
Unter anderem untersuchen wir das Messer und den Fischtöter,
die du im Keller gefunden hast. Es ist noch zu früh, um dazu
etwas sagen zu können. Kein Grund, unsere Arbeitsweise zu
kritisieren. Wir haben noch keine stichhaltigen Beweise, die deinen
Mandanten freisprechen. Im Gegenteil. Er ist der Einzige, der
eindeutig seine Finger im Spiel hat. Er bestreitet zum Beispiel
nicht, den Kopf versteckt zu haben.«
    »Seine
Erklärung dafür ist dir bekannt«, entgegnete
Dóra erregt. »Eine Erklärung, von der er trotz
zahlreicher Verhöre kein bisschen abgewichen
ist.«
    »Vielleicht,
weil er weiß, dass sonst niemand mehr dazu aussagen
kann«, meinte Stefán. »Und dazu hat er am Ende
womöglich selbst beigetragen.«
    Dóra
ging nicht auf die

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