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Das Gluehende Grab

Das Gluehende Grab

Titel: Das Gluehende Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardottir
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im Geschäft war und mehrere Angestellte
hatte. Offenbar eine großartige Belegschaft, denn
Markús war keinesfalls unentbehrlich, hatte noch kein
einziges {42 }Meeting verschieben oder wegen seines Jobs einen
Termin absagen müssen.
    »Das hat
niemand mitbekommen«, antwortete Markús mit fester
Überzeugung. »Alda und ich haben meistens telefoniert,
und dabei bin ich in der Regel alleine. Wir haben uns nur
unregelmäßig getroffen, meistens zu zweit. In den
seltenen Fällen, wenn jemand dabei war, haben wir nicht
über ... dieses Thema geredet. E-Mail verwende ich nur
beruflich. Ich bin nicht so einer, der Witzchen und Katzenfotos
verschickt.«
    Das hätte
Dóra auch nicht von ihm vermutet. »Es gibt also keinen
Zeugen?«
    Markús
schüttelte mürrisch den Kopf.
»Nein.«
    »Die
Polizei hat aufgehorcht, als du erzählt hast, Alda hätte
dich an dem Abend, bevor wir auf die Westmännerinseln geflogen
sind, angerufen. Daraus könnte man schließen, dass
dieses Telefonat kurz vor ihrem Tod stattgefunden hat.«
Dóra blätterte in dem Bericht, der ihr nach dem
Verhör ausgehändigt worden war. »Du hast gesagt,
Alda ist komisch gewesen, ungewöhnlich kurz angebunden und
unkonzentriert, weil sie sich entweder Sorgen wegen deiner
bevorstehenden Reise gemacht hat oder jemand bei ihr war und sie
nicht frei sprechen konnte.«
    »Das war
nur so ein Gefühl. Sie hat nicht gesagt, dass jemand bei ihr
ist, aber es klang ein bisschen so.«
    »Der
Grund, warum ich danach frage, ist, dass es möglicherweise
einen Zeugen eures letzten Telefonats gegeben hat. Das würde
uns helfen, besonders, wenn Alda die Kiste oder deren Übergabe
damals erwähnt hat.« Dóra lächelte
Markús aufmunternd zu.
    Er
legte seine Stirn in Falten. »Natürlich kann ich mich
nicht mehr an jedes Detail erinnern, aber ich bin mir ziemlich
sicher, dass sie nichts über damals gesagt hat. Sie hat mich
gebeten, vorsichtig zu sein, ich sollte eine Plastiktüte
mitnehmen, falls die Kiste vermodert wäre.«
Markús schüttelte sich. »Sie hätte mir
besser erzählt, was mich erwartet. Sie kann doch nicht gedacht
{43 }haben, ich würde den Kopf einfach in eine Tüte
stecken und mit raufbringen, so als wäre nichts passiert. Ich
hätte ihn noch nicht mal anfassen können.«
    »Wenn
man bedenkt, was du bis jetzt schon alles für sie getan hast,
ohne Fragen zu stellen, hat sie wohl geglaubt, es würde
nahtlos so weitergehen.«
    »Ich war
doch quasi noch ein Kind. Seitdem hat sich einiges
geändert.«
    »Ja, mir
ist das klar«, entgegnete Dóra, »aber Alda hatte
das vielleicht nicht ganz begriffen.« Markús setzte
sich im Stuhl auf. Er wirkte tatsächlich nicht wie ein dummer
Laufbursche. Der Mann hatte unbestreitbar einen maskulinen Charme.
Seine Gesichtszüge waren markant, aber nicht brutal.
Dóra vermutete, dass er seine Haare färbte – kein
einziges graues Haar war zu sehen, obwohl er fast fünfzig war.
Markús legte Wert auf sein Äußeres, was sich auch
durch seine tadellose, eindeutig teure Kleidung
ausdrückte.
    Dóra
legte den Bericht beiseite. »Ich frage die Polizei, ob Alda
an dem besagten Abend Besuch hatte. Vielleicht haben wir ja
Glück.« Sie sah Markús ins Gesicht.
»Außerdem geht es natürlich darum, dass du
behauptest, nichts von den drei Leichen gewusst zu haben. Wie gehen
wir da vor? Du bist der Einzige, der gegen eine Ausgrabung des
Hauses war. Klar, dass derjenige, der die Leichen dort versteckt
hat, die Ausgrabung irgendwie verhindern wollte.« Sie
wählte die folgenden Worte sehr sorgfältig. »Soweit
ich weiß, leben deine Eltern noch. Ist es möglich, dass
sie dich dazu gedrängt haben, die Ausgrabung verbieten zu
lassen?« 
    Markús
schwieg einen Moment und starrte Dóra an. »Wenn du
damit andeuten willst, dass sie irgendwas mit der Sache zu tun
haben, bist du auf dem Holzweg.«
     

    »Du hast
meine Frage nicht beantwortet«, erwiderte Dóra ruhig.
»Haben sie dich dazu gedrängt?«
    Markús
grinste sarkastisch. »Mein Vater hat Alzheimer. Er ist nicht
in der Lage, jemanden zu etwas zu drängen. Meine Mutter {44
}ist zwar bei vollem Verstand, aber sie war anderer Meinung als
ich. Sie fand die Ausgrabung sogar spannend. Hat gehofft, dass ein
altes Service wieder auftaucht. Vater hat damals zwar einen
Großteil der Einrichtung gerettet, aber nicht alles. Dieses
Service fand er wohl nicht so wichtig.«  
    Dóra
nickte. Der Alte hatte sich wahrscheinlich voll und ganz auf die
technischen Geräte konzentriert. »Irgendjemand

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