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Das Gluehende Grab

Das Gluehende Grab

Titel: Das Gluehende Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardottir
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muss die
Leichen in den Keller gebracht haben. Kannst du dir vorstellen, wer
es gewesen sein könnte?«
    Markús
schüttelte den Kopf. »Ich kann mich zwar nicht an jeden
einzelnen Inselbewohner von damals erinnern, aber es ist
völlig abwegig, dass jemand, den ich gekannt habe, die drei
Männer umgebracht hat. Das waren alles ganz normale Leute,
typisch isländische Seemannsfamilien.« Markús
massierte wieder seine Stirn. »Am besten erinnere ich mich an
meinen Freundeskreis, aber das waren natürlich alles junge
Burschen.«
    »Bist du
dir ganz sicher, dass dein Vater nichts damit zu tun hat?«,
fragte Dóra. »Es handelt sich schließlich um
dein Elternhaus, und ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass
jemand dort einbricht, um Leichen zu
verstecken.«
    »Einbricht?
Da musste man nicht einbrechen. Es war nicht verschlossen. Die
Bewohner sollten ihre Häuser nicht abschließen, damit
die Rettungskräfte ein und aus gehen können.« Er
wirkte plötzlich hoffnungsvoller. »Natürlich sind
in der Ausbruchsnacht jede Menge Leute von außerhalb
gekommen. Ich kenne keine Zahlen, aber die Rettungsarbeiten waren
sehr umfangreich; da haben bei weitem nicht nur Einheimische
mitangepackt. Unser Haus ist nicht sofort verschüttet
worden.«
    Dóra
überlegte einen Moment. »Du glaubst also, einer von den
Rettungsleuten hat die Leichen dorthin
gebracht?«
    Markús
zuckte mit den Schultern. »Was weiß denn ich! Das
Einzige, was ich hundertprozentig weiß, ist, dass ich nichts
damit zu tun habe.«
    Dóra
hoffte, dass das die Wahrheit war. Es war immer angenehmer, {45
}auf der richtigen Seite zu stehen. »Lass uns den
Obduktionsbericht abwarten.« Sie lächelte Markús
zu. Wie wohl die Obduktion eines Kopfes vonstatten ging?
»Vielleicht sind die Männer ja auch eines
natürlichen Todes gestorben oder im Keller erstickt. War das
nicht bei dem einzigen Todesfall während des Vulkanausbruchs
so?«
    »Bei dem
Ausbruch gab es keinen Todesfall«, antwortete Markús
verärgert, so als hätte Dóra ihn persönlich
beleidigt.
    »Nein?«,
sagte Dóra erstaunt. »Ich bin immer davon ausgegangen,
dass es einen Toten gab. Und zwar in einem
Keller.«
    »Ach,
der. Der zählt nicht. Er war Alkoholiker.« Dóras
verwunderter Gesichtsausdruck veranlasste Markús, ihr die
Sache etwas genauer zu erklären. »Er ist in den Keller
einer Apotheke eingebrochen, um Spiritus zu klauen. Hatte mit dem
Ausbruch überhaupt nichts zu tun.«
    Außer,
dass die giftigen Dämpfe, an denen er erstickt ist, von dem
Vulkanausbruch stammten. Dóra hatte keine Lust, darüber
zu diskutieren. Sie nahm wieder den Bericht zur Hand und
blätterte darin herum. »Wie war das nochmal –
wurdest du nicht gefragt, ob du einen dieser Männer schon mal
gesehen hast?«
    Markús
stutzte. »Nein, danach haben sie nicht gefragt. Der Zustand
der Leichen war auch nicht gerade so, dass man sie identifizieren
konnte. Und in dem Keller war es ziemlich
dunkel.«
    »Du
glaubst also, dass du sie noch nie gesehen
hast?«
    Markús
schüttelte langsam den Kopf. »Nein, ich denke nicht.
Aber, wie gesagt, ich müsste sie nochmal unter besseren
Bedingungen sehen, obwohl ich nicht glaube, dass das viel bringen
würde.«
    Dóra
sah die vermoderten, aschebedeckten Leichen vor sich und wusste,
dass sie ohne eine rechtsmedizinische Untersuchung kaum zu
identifizieren waren. »Es sind bestimmt Ausländer. Kommt
zwar vor, dass Isländer spurlos verschwinden, aber drei
Männer zur gleichen Zeit – ausgeschlossen. Besser
gesagt, vier.« Der Kopf erschien ihr immer noch so
unwirklich, dass sie vergaß, {46 }ihn mitzuzählen.
»Vielleicht waren’s Seeleute. Könnte die Besatzung
eines verunglückten Schiffes sein.«
    »Und wie
kommt diese Besatzung in unseren Keller?«
    »Gute
Frage. Warten wir die Obduktion ab. Ich gehe davon aus, dass die
Polizei dich erneut vorlädt, wenn der Obduktionsbericht
vorliegt. Bis dahin versuche ich, einen Zeugen ausfindig zu machen,
der deine Aussage über Alda und die Kiste bestätigen
kann.«
    Markús
stand auf und schnaubte spöttisch. »Sehr
unwahrscheinlich. Sie war die Einzige, die das hätte tun
können.«
    Dóra
wusste, es sah schlecht für ihn aus. Markús würde
nur dann ungeschoren davonkommen, wenn sich herausstellte, dass die
Männer im Keller erstickt waren. Wieder vergaß sie den
Kopf. Wie zum Teufel ließ sich der
erklären?
    Stefán
legte den Hörer auf, schloss die Augen und zählte bis
zehn. Er bebte. »Das war die Rechtsmedizin«, sagte er
zu dem

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