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Das Gluehende Grab

Das Gluehende Grab

Titel: Das Gluehende Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardottir
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anweist, mir die
Ermittlungsergebnisse auszuhändigen. Das, was ich gestern
bekommen habe, ist wirklich alles?«
    »
Ja!«, antwortete Stefán unwirsch.
    »Dann
müsst ihr also auch noch mit Aldas Kollegen aus der
Notaufnahme sprechen? Ich habe keine Zeugenaussagen von ihnen
gesehen. Aber ihr hattet natürlich genug andere Dinge zu
tun.« Dóra stand auf. »Soweit ich weiß,
ist dort nämlich etwas Wichtiges
vorgefallen.«
    In
diesem Moment betrat die Sekretärin das Büro und reichte
Stefán ein paar Blätter. Er sortierte die Originale aus
und reichte Dóra die Kopien. »Hier sind die Telefonate
von und zu Markús’ Handy sowie von und zu Aldas
Festnetzanschluss. Die Telefonate, auf die wir uns konzentrieren,
sind eingekreist, also die vom Sonntagabend, dem achten
Juli.«
    Dóra
blätterte die Liste durch. »Hier ist das
Telefongespräch von Alda zu Markús«, sagte sie,
»und hier sieht man, dass es an Markús’ Handy
angenommen wurde.« Sie lächelte zufrieden. »Hier
ist noch ein Gespräch zu einer ähnlichen Zeit. Davon
weiß ich ja noch gar nichts.« Sie warf Stefán
einen verärgerten Blick zu. »Du weißt ja wohl, was
das bedeutet?«
    »Wie du
siehst, ist die Nummer unbekannt. Könnte eine Geheimnummer
oder ein Anruf aus einem ausländischen Netz sein. {184 }Wir
können das vielleicht rauskriegen, aber das dauert. Solange
wir nicht wissen, wer der Anrufer ist, müssen wir davon
ausgehen, dass es sich um den eben erwähnten Komplizen
handelt.«
    »So ein
Unsinn!« Dóra wurde langsam wütend. Wenn der
Anrufer ausfindig gemacht werden könnte und bestätigen
würde, dass Markús mit ihm telefoniert hatte, wäre
das Alibi perfekt. »Habt ihr meinen Mandanten denn schon
danach gefragt, ob er sich an den Anrufer
erinnert?«
    »Ja,
haben wir«, sagte Stefán. »Markús kann
sich nicht erinnern, wer ihn angerufen hat, was ziemlich
merkwürdig ist.«
    »Könntest
du dich daran erinnern, wer dich vor einem halben Monat angerufen
hat?« Dóra hatte die Nase endgültig voll und
stand auf. Sie überlegte kurz, ob sie den Obduktionsbericht
von Markús’ ehemaliger Nachbarin erwähnen sollte,
ließ es aber bleiben. So wie sich das Blatt momentan gegen
Markús wendete, sollte sie sich die Unterlagen lieber noch
einmal etwas genauer ansehen. Sie würde bei ihrem
anschließenden Treffen mit Markús versuchen, ihm etwas
über diese Valgerður zu entlocken.
     
     
     

21
    FREITAG
20. JULI 2007
    »Mein
lieber Markús, so läuft das eben manchmal«, sagte
Dóra so aufmunternd wie möglich. »Es muss nicht
heißen, dass dich das Gericht für schuldig hält
– im Gegenteil. Ich habe das dumpfe Gefühl, dass das
Gericht die Schlussfolgerung der Polizei anzweifelt. Bei dem Urteil
geht es nicht ausschließlich darum, dass die Polizei dich im
Interesse der Ermittlungen festhalten will. Es geht auch um die
Schwere des Falls – schließlich findet man nicht jeden
Tag fünf Leichen.« Dóra hatte während der
Verhandlung ein sehr gutes Gefühl gehabt und war sich sicher
gewesen zu gewinnen – vor allem, als der Richter bei dem Foto
des femininen Mannes gestutzt und gefragt hatte, ob es üblich
sei, Fotos von beiden Geschlechtern vorzulegen.
    »Na,
toll«, sagte Markús verdrossen. Er kochte vor Wut.
»Ich sitze unschuldig im Knast und sollte mich wohl eher
fragen, ob ich mir einen neuen Anwalt suchen muss. Als ich dich
beauftragt habe, habe ich nicht im Traum daran gedacht, dass ich in
null Komma nichts als Mordverdächtiger in U-Haft sitzen
könnte. Geschweige denn wegen mehrfachen
Mordes.«
    Dóra
hielt seinem Blick stand: »Wenn du dir einen neuen Anwalt
suchen willst, ist das dein gutes Recht. Ich kann dir gerne
Kollegen empfehlen, die mehr Erfahrung mit Strafrecht haben als
ich. Das ist allein deine Entscheidung.«
    Markús
nickte nachdenklich und kratzte sich nervös. Offenbar {186
}war er sich sicher gewesen freizukommen. »Es sind ja nicht
so viele Tage«, sagte er widerstrebend. »Ich
weiß, dass du dich da richtig reingehängt hast. Ich bin
nur ziemlich fertig und weiß überhaupt nicht mehr, wo
mir der Kopf steht. Ich möchte gar keinen neuen Anwalt. Was
hat mein Sohn gesagt?«
    »Er war
natürlich erschrocken, aber er scheint ein kluger Junge zu
sein. Ich habe ihm erklärt, dass es nur um den Fortgang der
Ermittlungen geht und nicht mit einer Verurteilung vergleichbar
ist«, sagte Dóra. »Mach dir keine Sorgen um
ihn.«
    »Rufst
du ihn nochmal für mich an?« Dóra nickte.
»Warum haben sie das Telefonat nicht

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