Das Gluehende Grab
gesehen
hat. Wir suchen nämlich nicht nur nach Schuldbeweisen. Ich bin
zwar überzeugt, dass Markús {181 }der Täter ist,
aber ich brauche Beweise. Überzeugung allein reicht nicht ...
–«
»Hast du
jetzt die Liste oder nicht?«, fragte Dóra ungeduldig.
»Ich möchte sie vor der Verhandlung noch
durchgehen.« Sie hob die Brauen. »Oder willst du sie
mir etwa vorenthalten, weil daraus hervorgeht, dass Markús,
so wie er behauptet, mit Alda telefoniert
hat?«
»Selbstverständlich
bekommst du die Liste, sie wird gerade kopiert. Ich hab nicht so
früh mit dir gerechnet.«
»Markús
hat also mit Alda gesprochen?« Dóra ließ sich
ihren Triumph nicht anmerken.
Stefán
zeigte keine Gefühlsregung. »Nein, nicht direkt. Er
wurde von Aldas Apparat aus angerufen, aber das heißt gar
nichts. Jeder hätte diesen Anruf entgegennehmen können.
Ich vermute, dass er dadurch versucht hat, sich ein Alibi zu
verschaffen. Wir wissen noch nicht, wer ihm dabei geholfen hat,
aber das wird sich zeigen. Ich glaube, Markús hat von Aldas
Festnetzanschluss sein eigenes Handy
angerufen.«
»Hast du
überprüfen lassen, wo sich Markús’ Handy zu
dem Zeitpunkt befunden hat?« Dóra war
äußerst zuversichtlich. Es entwickelte sich alles viel
besser als erhofft, auch wenn Stefán versuchte, die gute
Neuigkeit ins Gegenteil umzudrehen.
»Ja«,
sagte Stefán widerwillig. »Kurz vor Hella.« Er
räusperte sich. »Aber das beweist, wie gesagt, gar
nichts. Jeder Idiot weiß heutzutage, dass es möglich
ist, Handys zu orten. Es wäre ziemlich dumm von Markús
gewesen, in Aldas Haus an sein eigenes Handy zu gehen. Deshalb hat
jemand anders den Anruf für ihn entgegengenommen.
Womöglich wusste der noch nicht einmal was von dem kriminellen
Hintergrund.«
»Das ist
aber ziemlich weit hergeholt. Markús’ Name stand schon
in der Presse, und jeder weiß, dass er unter Mordverdacht
steht. Glaubst du wirklich, dass derjenige sich nicht schon
längst mit euch in Verbindung gesetzt
hätte?«
»Ich
habe gesagt, der Komplize war womöglich nicht eingeweiht. {182
}Wenn er es war, würde er natürlich niemals die
Aufmerksamkeit auf sich lenken«, entgegnete Stefán
prompt. »Vielleicht hat Markús ihn dafür bezahlt,
und jetzt hat er Angst, dass ihm eine Mitschuld unterstellt
wird.«
»Falls
ihr das vor Gericht vorbringen wollt, solltet ihr dieses Phantom
erst mal finden. Du weißt so gut wie ich, dass solche
Theorien ohne Beweise nichts wert sind.« Dóra
ärgerte sich darüber, dass Stefán dermaßen
überzeugt von Markús’ Schuld war. »Wie
läuft es mit der Identifizierung der Kellerleichen? Ich nehme
an, ihr steht in Kontakt mit den Behörden in
England?«
»Sie
konnten bis jetzt noch nicht identifiziert werden«,
antwortete Stefán. »Aber wir haben vielversprechende
Hinweise erhalten. Ich möchte mich zum jetzigen Zeitpunkt
nicht näher dazu
äußern.«
»Wie
geht so was vonstatten?«, fragte Dóra neugierig.
»Hat Interpol eine Liste vermisster
Personen?«
»Wir
haben unter anderem Kontakt zu Interpol aufgenommen,
ja.«
»Ich
habe gehört, dass ein paar Soldaten bei den Rettungsarbeiten
mit angepackt haben. Könnten die Leichen Soldaten vom
Stützpunkt sein?«
»Nein«,
antwortete Stefán, »das ist ausgeschlossen, das haben
wir überprüft. Wie gesagt, wir hoffen, sehr bald ein
Ergebnis zu haben.«
Dóra
konnte Stefáns Diskretion auf gewisse Weise verstehen
– sie erzählte ihm über ihre Nachforschungen
schließlich auch nicht mehr als nötig. »Apropos
Ausland, gibt’s was Neues von dem Labor, das die Kiste mit
dem Kopf untersucht?«
Stefáns
Gesichtsausdruck nach zu urteilen, waren die Laborergebnisse
eingetroffen und passten ihm nicht in den Kram. Zögernd
bejahte er.
»Und?
Was ist dabei herausgekommen?«
»Es
wurden ziemlich viele uralte Fingerabdrücke auf der Kiste
gefunden. Die meisten von Unbekannten. So eine Kiste geht ja {183
}durch viele Hände.« Stefán hüstelte.
»Ein Abgleich hat ergeben, dass sowohl Alda als auch
Markús seinerzeit die Kiste angefasst haben.«
Dóra
grinste breit. »Was Markús’ Aussage voll und
ganz bestätigt.«
»Alda
muss die Kiste nicht unbedingt angefasst haben, als der Kopf drin
war. Vielleicht hat sie sie Markús zufälligerweise
geliehen.«
»Und
vielleicht ist der Mond aus Käse«, sagte Dóra.
»Also, dann hoffe ich, dass ich in Zukunft alle Informationen
unverzüglich bekomme. Es ist ziemlich albern, jedes Mal darauf
zu warten, dass der Richter euch
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