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Das Gluehende Grab

Das Gluehende Grab

Titel: Das Gluehende Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardottir
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lächelte ihn freundlich an, erntete aber nur einen
leeren, fragenden Blick. »Klara, deine
Frau.«
    »Das
arme Kind.« Magnús schüttelte langsam den Kopf.
»Das arme Kind, bei solchen Leuten zu
landen.«
    »Meinst
du Alda?«, fragte Dóra verzweifelt, denn Magnús
schien wieder in seine eigene Welt abzudriften. »Hat Alda es
als Kind schwer gehabt?«
    »Hoffentlich
hat der Falke überlebt«, sagte Magnús und schloss
die Augen.
     
     
     

24
    SAMSTAG
21. JULI 2007
    Bella wirkte
restlos zufrieden, wie sie dort in der Hotellobby saß und an
ihrem Getränk nippte, das ebenso gut Cola wie Cuba Libre
hätte sein können. Als Dóra sich zu ihr setzte,
stieg ihr ein süßlicher Alkoholgeruch in die Nase.
»Du weißt ja, dass du alkoholische Getränke selbst
bezahlen musst.« In den Lautsprechern säuselte
Calypsomusik, die die Sekretärin womöglich zu dem Drink
verführt hatte. Dóra hätte selbst nichts gegen
eine Piña Colada einzuwenden gehabt.
    »Ach,
stell dich doch nicht so an«, entgegnete Bella und trank mit
verzücktem Gesichtsausdruck einen Schluck. »Ich hab
schon Quittungen von Bragis Geschäftsreisen gesehen ...«
Dóra musste zugeben, dass ihr Kompagnon keine Hotelbar
ausließ, unabhängig davon, ob er auch in dem Hotel
übernachtete. »Willst du gar nicht wissen, was ich im
Stadtarchiv gefunden hab?« Bella sog genüsslich an ihrem
Strohhalm. »Sie haben mir aufgeschlossen. Dieser Leifur hat
ja echt den ganzen Ort in der Tasche. Ich musste nur seinen Namen
erwähnen, da haben sie schon den Schlüssel
gezückt.«
    »Ja,
hier will sich jeder gut mit ihm stellen«, entgegnete
Dóra. »Und was hast du entdeckt? Hauptsache, eine von
uns hat was rausgekriegt; der Besuch bei Markús’
Eltern war nämlich nicht sehr ergiebig. Sein Vater ist geistig
völlig verwirrt und seine Mutter so unterkühlt, dass die
Raumtemperatur auf null sinkt. Das {210 }Einzige, was aus ihm
rauszukriegen war, war irgendein Gebrabbel über Falken und
Kinder, und außerdem hab ich Kopfschmerzen von ihrem
Parfüm. Du bist nicht zufällig auf ... etwas über
Falken gestoßen?«
    »Falken?
Da stehen Millionen von Akten. Man muss schon wissen, wonach man
sucht.« 
    Dóra
seufzte. »Ach, wahrscheinlich war es völlig
unwichtig.« Auf einmal musste Dóra an Leifurs Frau
María denken, die ihren Schwiegervater pflegte. Sie hatte
ihn bestimmt schon oft so vor sich hin reden hören.
Dóra beschloss, María vor ihrer Abreise noch einmal
aufzusuchen. Gut möglich, dass Magnús irgendwann einmal
etwas Verständliches über Falken oder das arme Kind von
sich gegeben hatte. Die Kopfschmerzen wurden stärker, und
Dóra strich sich mit der Hand über die
Stirn.
    »Also.«
Bella stellte ihr Glas ab. »Ich hab rausgefunden, dass
Daði und Valgerður das Haus gebaut haben. Also hat vor
ihnen niemand dort gewohnt.« Bella wunderte sich
darüber, dass Dóra keinerlei Reaktion zeigte.
»Und sie hatten keine Kinder.« Immer noch keine
Reaktion von Dóra. »Nach dem Vulkanausbruch haben sie
allerdings einen Sohn bekommen, den sie Adolf getauft
haben.«
    »Adolf?
Wer nennt sein Kind denn Adolf?«
    Bella war
froh, dass Dóra zumindest Interesse signalisierte.
»Tja, sie haben es jedenfalls gemacht. Er wohnt in
Reykjavík. Ich hab versucht, im Internet was über ihn
rauszukriegen und bin auf einen Blog gestoßen, in dem vor ihm
gewarnt wird – er ist ein Vergewaltiger! Das Ganze war
ziemlich unzusammenhängend. Die Bloggerin, eine Freundin des
Opfers, beschimpft ihn. In einem anderen Eintrag ein paar Tage
später schreibt sie, dass er endlich angeklagt worden
ist.«
    Dóra
massierte ihre Stirn. »Wegen
Vergewaltigung?«
    »Das
ging nicht explizit daraus hervor, aber ich vermute es. Im Archiv
vom Morgunblaðið habe ich eine kleine Meldung gefunden, die
vom Datum her passen könnte«, erklärte Bella.
»Sie war {211 }nur ganz kurz – es ging darum, dass der
Vergewaltiger dem Mädchen nach der Tat ein
Verhütungsmittel verabreicht hat.«
    »Was?
Meinst du die Pille danach? Kann mich nicht erinnern, das gelesen
zu haben.«
    »Es war
nur eine winzige Meldung, und ich glaube nicht, dass sie die
überhaupt abgedruckt hätten, wenn der Vergewaltiger nicht
zu dieser ungewöhnlichen Vorsorgemaßnahme gegriffen
hätte.«
    Dóra
winkte der Bedienung, bestellte eine Piña Colada und pfiff
auf ihre Kopfschmerzen und den Steuerprüfer.
»Erzähl mal«, sagte sie zu Bella, »was stand
da genau?«
    »Dieser
Adolf soll das Mädchen bei sich zu Hause vergewaltigt

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