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Das Gluehende Grab

Das Gluehende Grab

Titel: Das Gluehende Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yrsa Sigurdardottir
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dem
Regal.«
    Dís
verdrehte die Augen. »Du hast sie nicht gefunden. Aber ich
war als Erste am Tatort.« Sie lehnte sich wieder im Stuhl
zurück, {235 }als sie merkte, dass sie fast vornüber auf
der Tischplatte gelegen hatte. »Deshalb haben sie dir nicht
so unangenehme Fragen gestellt wie mir.«
    Ágúst
wusste nicht, was er dazu noch sagen sollte. Er ärgerte sich,
dass er die Gelegenheit nicht genutzt und sich nach der letzten
Patientin aus der Praxis geschlichen hatte. »Was waren das
denn für Fragen?«
    »Es ging
um das Botox und wo Alda es sich hätte besorgen können,
was genau ich vor Ort gemacht habe, wie viel Zeit vergangen ist,
bis ich Hilfe geholt habe und so weiter. Vielleicht gibt es einen
Zeugen, der gesehen hat, wann ich ins Haus gegangen bin, und daraus
schließen sie dann, dass ich etwas gemacht habe, was ich
ihnen verschweige.«
    Ágúst
fixierte sie. »Dís, was ist los mit dir? Wie lange hat
es denn gedauert, das Zeug vom Nachttisch zu nehmen? Eine halbe
Minute? Zwanzig Sekunden? Die Polizei kann das gar nicht wissen.
Jetzt komm mal runter und beruhige dich.«
    Dís
musste zugeben, dass er nicht ganz unrecht hatte. Aber das
ärgerte sie noch mehr als seine Gleichgültigkeit.
»Und woher soll Alda das Botox haben? Die wollen das
unbedingt rauskriegen. Auf den Flaschen steht natürlich eine
Nummer, anhand derer man den Händler ausfindig machen kann,
und dann ist man schon beim Käufer. Was sagst du dazu? Dann
nehmen sie dich genauso unter die Lupe wie mich. Das kannst du mir
glauben.« Gespannt wartete sie darauf, dass er in Panik
ausbrechen würde. Er hatte das Medikament gekauft, nicht sie.
Die Medikamente, die sie bestellt hatte, lagen im Lager und wurden
nicht einfach so herausgegeben. »Und wenn sie dich in die
Mangel nehmen, wird so einiges ans Licht kommen, das weißt du
genau.« Sie starrte ihn erwartungsvoll an.
    Dís
wurde enttäuscht. Ágúst zuckte nur mit den
Schultern und grinste verächtlich. »Ach was«,
sagte er, »die werden mich nicht in die Mangel nehmen.
Außerdem hab ich mir schon genug Erklärungen
zurechtgelegt.« Ágúst wirkte unglaublich
selbstzufrieden. {236 }»Ich hab der Polizei gesagt, dass wir
das Lager vielleicht nicht ausreichend kontrolliert haben, weil so
viel zu tun war.« Ágúst grinste Dís an.
»Und weißt du was? Es fehlt Botox.«
    Langsam wurde
ihr klar, dass Ágúst sich herausreden könnte,
während sie immer noch verdächtig wäre. »Und
dann glauben sie vielleicht, ich hätte es genommen.« Sie
wunderte sich darüber, dass ihre Stimme kein bisschen
wütend klang. »Ich hab der Anwältin dieses Mannes,
der in U-Haft sitzt, gesagt, dass wir das Lager sorgfältig
kontrollieren. Sie wird Verdacht schöpfen, wenn du was ganz
anderes erzählst.«
    »Aber
hör mal, diese Anwältin erfährt doch nie im Leben,
was ich der Polizei gesagt habe.« Er schaute Dís
ernüchtert an. »Das hättest du ihr nicht sagen
sollen.«
    Dís
ärgerte sich darüber, dass sie in die
Verteidigungsposition geriet. »Ich dachte, ich könnte
sie und die Polizei dazu bringen, es für Selbstmord zu halten,
oder den Verdacht auf die Notaufnahme lenken.« Im selben
Moment, als sie den Satz gesagt hatte, merkte sie, wie dumm das
klang.
    Ágúst
stand auf und legte seine Hand auf ihre. »Es wird schon
gutgehen, Dís. Mach dir keine unnötigen Sorgen, und tu
nichts Unüberlegtes.« Er lächelte sie
kameradschaftlich an, aber Dís hatte trotzdem ein ungutes
Gefühl. Und sie behielt recht. »Wo hast du es
hingetan?«
    Sie versuchte,
ihre Enttäuschung zu überspielen. »Es ist bei mir
zu Hause.« Sie presste die Lippen aufeinander. Sie würde
es nicht herausgeben.
    »Und was
willst du damit machen?«, fragte Ágúst ruhig.
»Wäre es nicht besser, es verschwinden zu
lassen?« 
    »Nein.«
Dís wich seinem Blick aus. »Das kann ich nicht.
Vielleicht sind wichtige Fingerabdrücke auf der
Spritze.« Sie erhob sich. »Als ich das Botox vom
Nachttisch genommen hab, habe ich schon vermutet, dass Alda es von
dir hat. Ich wusste, dass sie sich und ihre Bekannten selbst
spritzt, und ich wusste auch, dass du es ihr nicht verweigern
würdest, obwohl mir deine Interessen {237 }zu dem Zeitpunkt
noch nicht klar waren.« Sie verschränkte die Arme vor
der Brust, damit er nicht sah, wie ihre Hände zitterten.
»Ich hab angenommen, sie hätte irgendwas falsch gemacht
und wäre deshalb gestorben. Herzinfarkt oder so. Ich hab an
dich gedacht, dich wollte ich schützen, falls herauskommt,
dass du fahrlässig

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