Das Götter-Opfer
heute morgen keinen guten Tag, als wir uns gemeinsam mit anderen Kollegen einen Vortrag anhören mußten. Da überfiel ihn eine Unruhe, die sich im Nachhinein als richtig herausgestellt hat.«
»Bleibt er noch lange draußen?«
»Er redet noch mit den Kollegen.«
»Und wie sahen die beiden Männer aus?«
Suko winkte ab. »Schlimm. Ich möchte sie nicht eben als Mumien bezeichnen, doch John hat mir erklärt, daß der eine erst knapp über Dreißig war.
Wenn du ihn jetzt siehst, kannst du dir das nicht vorstellen. Er sieht aus wie ein Greis.«
»Was dich nicht besonders überrascht hat.«
»Richtig, Sarah, denn ich bin damals in Ägypten mit dabeigewesen. Ich weiß, wozu ein Succubus fähig ist. Auch John stand auf Fatimas Liste. Er hätte ausgesaugt werden sollen, aber das Ankh hat Fatima einen Riegel vorgeschoben. Sie hat sich dann wieder zurückgezogen, um durch die Zeiten zu wandern.«
»Daß es so etwas überhaupt gibt«, flüsterte Sarah. »Da kommt mir der Gedanke, daß die alten Ägypter viel mehr wußten, als uns bisher überhaupt bekannt ist.«
»Ich gebe dir recht.« Suko war ein paar Schritte vorgegangen. Er stand jetzt am Beginn der Treppe und deutete die Stufen hoch. »Die beiden sind oben?«
»Ja. Jane wollte eine Adresse heraussuchen, und Selima ist ihr nachgegangen.«
»Gut«, sprach Suko vor sich hin. »Bis John hier ist, wird es noch etwas dauern. Ich gehe mal hoch und schaue mir diese geheimnisvolle Selima an. Hoffentlich erkennt sie mich als Freund, denn ich möchte nicht unbedingt zu Staub werden.«
»Treib damit keine Scherze, Suko.«
Er lächelte. »Bis gleich, Sarah…«
***
So uralt sah sie nicht aus.
Fatima war eine Person, die als zeitlos eingestuft werden konnte. Blonde lange Haare, ein sehr schönes Gesicht mit weichen Zügen. Sie sah fraulich aus, und auf ihrem Mund mit den weichen Lippen zeichnete sich ein Lächeln ab. Der Blick ihrer hellen Augen war auf Selima gerichtet, während sie Jane ignorierte.
Bekleidet war sie mit einem Gewand aus grünlichem Stoff, der in mehreren Bahnen übereinanderlag. Das Material war nicht sehr dick. An manchen Stellen sogar durchsichtig, so daß sich die Brüste darunter wie zwei Vollreife Apfel abmalten und diese Frau so mehr Erotik ausstrahlte als die meisten Nackten auf irgendwelchen Postern.
Sie hatte noch kein Wort gesprochen. Sie war einfach da, sie war präsent und hatte sich aus dem Unsichtbaren gelöst.
Jane Collins tat nichts. Sie saß weiterhin auf ihrem Stuhl und beobachtete die Fremde, die sie zum erstenmal sah. Gehört hatte sie schon davon. Sie aber so plötzlich vor sich zu sehen, das war schon mehr als ungewöhnlich.
Obwohl Fatima so geheimnisvoll und überraschend erschienen war, bestand sie trotzdem aus Fleisch und Blut, denn etwas anderes konnte sich Jane nicht vorstellen.
Selima schaffte es, sich wieder zu fangen. Ihre Worte waren nur schwer zu verstehen. »Was willst du?«
»Dich…«
Die Antwort erschreckte sie. Eine heftige Bewegung mit dem Kopf, weil Selima von Jane Hilfe erwartete, doch die Detektivin wußte auch nicht, was sie antworten wollte.
Sie fühlte sich von diesem fremden Zauber ebenfalls gefangen, denn dieses Fluidum hatte Fatima von ihrer fernen Reise her mitgebracht.
»Nein, nein, du kannst mich nicht haben. Das… das… geht doch nicht. Ich kann nicht mit dir gehen. Ich gehöre hierher, verstehst du?«
»Nein!« wiederholte sie. »Nein, ich habe mich entschlossen, dich zu holen.«
»Wie das?«
»Denke an die Vergangenheit, Selima.«
»Als ich…«
Fatima ließ sie nicht ausreden. »Ja, als du das Götter-Opfer gewesen bist.«
»Da starb ich.«
»Du wurdest wiedergeboren. Und das hat man gemerkt. Deine Feinde gibt es noch. Die Diener des Seth sind eine verschworene Gemeinschaft, und sie haben schon versucht, dich zu holen. Einmal hast du Glück gehabt, da kamen deine Kräfte voll durch, auf die sogar ich ein wenig neidisch bin. Leider bist du nicht in der Lage, sie zu kontrollieren, und das ist überhaupt nicht gut. So etwas macht dich schwach. Deine Feinde aber werden jede Schwäche ausnutzen. So bin ich erschienen, um dich stark zu machen, damit du nicht zum zweitenmal zu einem Götter-Opfer wirst. Es ist fraglich, ob es für dich je eine Wiedergeburt geben wird. Du mußt sie jetzt bekämpfen, und du hast mich an deiner Seite.«
Selima schüttelte den Kopf, weil sie nicht begriffen hatte. »Wie soll ich sie bekämpfen?«
»Es ist mit meiner Hilfe möglich. Ich habe dich schon vor
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