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Das göttliche Dutzend

Das göttliche Dutzend

Titel: Das göttliche Dutzend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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wütend-finsterer Blick auf ihn fiel. »Eben saß ich noch an meinem Schreibtisch, dann mußte ich … ähm … urplötzlich mitmachen.«
    Byrernst fletschte die Zähne. »Sie haben gesessen?« Er holte zischend Luft. »Gesessen?« brüllte er und ließ seine Krallen klicken. Zwei Knochenbrecher packten den Wächterdämon in einem Gewirbel von Schuppen und schleiften ihn bis auf einen Zoll an Byrernsts qualmende Nüstern heran. »Warum haben Sie nicht gearbeitet?« knurrte der Obertotengräber.
    »Tja, ich … ähm … Eigentlich hatte ich nichts zu …«
    »Sie haben sich gelangweilt, da haben Sie gedacht, spiel ich doch ’n bißchen auf der Trommel«, schnaubte Byrernst bissig. »War’s so?«
    »Ähm, man könnte es so sagen, aber …«
    Der Obertotengräber ließ seine Krallen erneut klicken. Die beiden Knochenbrecher-Ungeheuer ließen den Wächterdämon unfeierlich fallen, wobei sich seine Nase in den Dreck bohrte.
    Byrernst packte Asmodeus’ Gurgel und führte ihn die Treppe hinauf und durch die Drehtür.
    »Sehen Sie, was geschieht, wenn man Leistungsfähigkeit in die Branche einführt?« knurrte er. »Ist das der Dank, den man dafür kriegt? Sobald diese verdammten Kreaturen Zeit haben, kommen sie auf die Idee, sie für sich zu verbrauchen – um sich zu vergnügen. Man kann mich, wenn man will, zwar altmodisch und puritanisch nennen, aber … Ich möchte nicht, daß derartig schmutzige Dinge in meinem Reich passieren! VERSTANDEN?«
    Asmodeus nickte, so gut er es in dieser Stellung konnte, denn er war sozusagen am Ende von Byrernsts bebenden Armen an die Wand genagelt.
    »Die Arbeitslast verdoppeln!« befahl Byrernst und ließ den Finanzverwalter sinken. »Nein, verdreifachen! Solange ich an der Macht bin, nennt niemand Mortropolis glücklich! Und jeder, der zu grinsen wagt, geht sofort in die Schwefelminen! Ist das klar?«
    Die am Boden liegenden Überreste des Finanzverwalters nickten.
    Byrernst fuhr auf dem Absatz herum und rannte die Treppe hinauf. Bei jedem Schritt schlugen seine Hufe Funken.
    Asmodeus rappelte sich stirnrunzelnd auf. Im Augenblick hatte er wohl die geringsten Chancen, in den Schwefelgruben von Miefingen zu landen. Trotzdem war er weit davon entfernt, glücklich zu sein. Irgend etwas am Gesichtsausdruck der herumtollenden Teufel war ihm nicht geheuer erschienen. Er wußte genau, daß ihr Ausdruck nicht nur einfachen Frohsinn gezeigt hatte. O nein. Es war schlimmer. Viel schlimmer. Er hoffte verzweifelt, daß die Ereignisse, deren Zeuge er gerade geworden war, nicht das bedeuteten, vor dem ein alter Dokumentenstapel sie vor Jahrhunderten gewarnt hatte. Es gab nur eine Möglichkeit, es in Erfahrung zu bringen. Sein Schritt wurde schneller, als er durch den Korridor klapperte und durch einen kaum bekannten Seiteneingang in die Intimsphäre seiner privaten Höhle ging.
    Inzwischen wetzten die Paktisten minus Ölyg viele Gassen weiter vor sich hin. Sie waren mit dem Unternehmen ganz zufrieden, obwohl Fiddels Spiel als Ablenkungsmanöver noch nie so wirkungsvoll gewesen war. Trotzdem, sie hatten ihr Ziel erreicht. Sie hatten drei dicke Stapel Nimmerbrenn-Pergament organisiert. Quack würde zufrieden sein.
    Er war es aber nicht. Schade.
    Quack zockelte hinter den Paktisten her, sein Gesicht bot ein Bild leerer Verzweiflung. Er jammerte leise und schmerzlich und zog an den fünfzig Blatt der beiden ersten Drittel seiner Neunten Sinfonie für Violine, Kamm und Pergament. Sie waren nicht gut. Es war ungerecht.
    Im Stillen hatte er zwar gewußt, daß der Sinfonie noch etwas fehlte, aber er hatte sich eingeredet, es sei nur eine Sache der Orchestrierung und der Noten. Doch nun wußte er, was ihr fehlte. Er hatte es gehört, als sei in seinem Geist irgendeine Offenbarung eruptiert.
    Von diesem Augenblick an hatte Quack gewußt, daß er die Neunte Sinfonie für Violine, Kamm und Pergament außerdem noch für ein komplettes Ensemble von Schepper- und Klapperinstrumenten würde schreiben müssen.
    Sie würde ein Schlager werden.
    Sie mußte ein Schlager werden.
     
    Asmodeus stürzte keuchend in seine Höhle, fegte um den Türrahmen, schnappte sich einen Marmorsessel und schob ihn gegen die geschlossene Pforte. Für diese Sache brauchte er Privatsphäre. Keine Störungen.
    Er eilte, vor Entsetzen gespannt, durch die Höhle, schob den großen Garderobenschrank drei Fuß nach links, sank auf die Knie und kratzte in dem so enthüllten Geheimspalt herum. Seine Krallen berührten und verschoben einen

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