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Das göttliche Dutzend

Das göttliche Dutzend

Titel: Das göttliche Dutzend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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wählen. Sobald die Straße von vorbeischlurfenden gequälten Seelen wimmelte, wollte er sich auf die Socken machen. Er peilte aus der Finsternis heraus und wartete den Augenblick ab, wobei er sich auf die dichte Seelenmenge auf der Straße konzentrierte. Es war sein Pech, daß er nicht zu einem fernen Balkon hochblickte, auf dem ein hochgewachsener Soutanenträger gerade eine weitere nötige Predigt in Angriff nahm.
    In genau der gleichen Sekunde äugten zwei Schlitzpupillen in einem anderen Stadtteil von Mortropolis nach vorn und analysierten die Lage. Der rülpsende, von infernalischen Verbrennungsmotoren angetriebene Leib von Kapitän Nörglpytters Fähre schwenkte unter dem wachsamen Blick eines fröhlich schnaubenden Passagiers über das letzte Stück der Schleimau.
    Sobald die Mole in Reichweite war, sprang Byrernst über die Kluft schmutzigen Schleims und landete mit lautem Hufgeklapper. Er schlitterte voran, dicht gefolgt von einer Knochenbrechergruppe und dem Finanzverwalter Asmodeus.
    Byrernst war nicht in der Stimmung, am Fluß Zeit zu verschwenden. Er mußte in den Felsenkratzer des Dämonischen Dienstes zurück und seine Unterlinge mit der guten Nachricht erfreuen, daß die Lava- und Schwefelminen von Miefingen wieder eröffnet und betriebsbereit waren. Wenn er den dort tätigen Faulpelzen mit einigen sorglos hingeworfenen Drohungen über die dort existierenden freien Stellen kam, arbeiteten sie bestimmt noch effizienter, dessen war er sich gewiß. Eine Produktivitätssteigerung von fünfzig Prozent mußte allemal drin sein. Für den Anfang. Und so wandte Byrernst dem glückseligen Geräusch der noch in seinen Ohren klingenden Schwerarbeit und den Leiden der Schleimau den Rücken zu und beschleunigte.
    Die Straße vor dem Felsenkratzer des Dämonischen Dienstes wogte. Mietprediger Zorn holte tief Luft, hob die Hände und … sein Blick fing in der unter ihm stehenden Menge eine eigenartig verstohlene Bewegung ein. Mit einem heftigen Schwenken des Handgelenks zeigte Ölyg dem Rest der Paktisten drei, zwei, einen, keinen Finger. Los!
    Zorn blinzelte überrascht auf dem fernen Balkon, als Fiddel der Geiger mit einem Schwall eleganter Noten auf ein passendes Hüttendach sprang und wie ein Blöder anfing zu fiedeln. Erschreckt wie immer stierten die gequälten Seelen zu dem ihr Gehör beleidigenden Mißtonorkan hinauf, und eine Frage brannte im Vordergrund ihrer hoffnungslosen Geister: Was für eine neue Qual war dies?
    Ihre Kinnladen sanken herab, sie blieben stehen und stierten den verzückt die Geige quälenden Violinisten an. Der Berufsverkehr kam zum Erliegen. Teufel, Dämonen und kreischende Seelen waren gefangen wie Hornissen in Sirup. Und Fiddel geigte weiter.
    Ölyg grinste in der Dunkelheit. Es lief genau so ab, wie er es erhofft hatte. Nun mußte er ein scharfes Auge auf den Eingang des Dämonischen Dienstes richten. Sobald der Wächterdämon herauskam, um zu überprüfen, was dort vor sich ging, würden er, Phaust und Krubb wie geölte Frettchen hineinjagen. Er war wild entschlossen, und …
    Plötzlich veränderte sich etwas. Der Klang von Fiddels Fiedel veränderte sich, klingelte, bimmelte, als hätte man ihm etwas hinzugefügt. Ölygs Aufmerksamkeit wurde von der Tür abgelenkt. Er schaute erstaunt zu, als plötzlich ein Dämon zwei Wendepunkt-Willi-Seelenretterzymbeln aus der Tasche zog und sich zu dem ersten gesellte. Ihre Klauen klopften leise klingelnde, mystische Rhythmen, die das begleiteten, was Fiddel für eine Melodie hielt. Dann eruptierte ein kurzes, irgendwie hölzernes Geratter vor jedem siebenten Takt, und zwei von Papst Ronibalds Rumbakugeln fielen in die Musik ein.
    Oben auf dem Balkon kicherte Zorn vor sich hin.
    Und tief eingegraben im Foyer des Felsenkratzers des Dämonischen Dienstes, an einer Stelle, die etwa drei Zoll nördlich von der Milz des Wächterdämons entfernt war, wuchs ein Drängen. Es propagierte eine Reaktion auf die satten Rhythmen, die durch die Spalten der Eingangstür hereinwehten. Es schwoll stolz an, dehnte sich aus und erblühte zu tausend frohlockenden Freudenblüten, als der Wächterdämon unter den Schreibtisch griff, eine pergamentbespannte Trommel unter seinen Arm klemmte und zur Tür hinaus eilte, um sich zu dem zunehmenden Lärm zu gesellen.
    Ölygs Augenbrauen konnten kaum höher auf seine staunende Stirn hinauf, als er sah, daß der massige Wächterdämon sich in die nun tanzende Meute mischte und seine frisch gestrichene Mantratrommel

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