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Das göttliche Dutzend

Das göttliche Dutzend

Titel: Das göttliche Dutzend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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arrangieren, wenn …«
    »Schnauze!« raunzte Happa über das allgemeine Kauen und Schmatzen hinweg.
    Pyngel sank leicht empört und grollend auf seinen Stuhl zurück. Er schluckte. »Also wenn es hier an einem mangelt, dann eindeutig an Organisation.«
    Er verschob den folgenschweren Gedanken in seinen Hinterkopf und nahm eine Pizzaecke von seinem Teller.
    An der anderen Seite von Manna Ambrosia kaute ein Gott automatisch vor sich hin. Seine Gedanken waren fern von der Pizza in seinem Mund. Syffel dachte nach. Konnte es wirklich ein Zufall sein, daß ein halbes Dutzend Gottheiten nach dem Tag nicht auftauchte, an dem er den Mitprediger Zorn rekrutiert hatte? Er hatte Zorn hinsichtlich der Methode der Bekehrung so ziemlich alle Freiheiten gewährt. Hatte er ihm zu viele Freiheiten gelassen? Hatten die beiden Ereignisse etwa miteinander zu tun? Es war doch wohl nicht seine Schuld, oder?
    Mit einem nervösen Frösteln verschluckte er einen Klumpen Pepperoni.
     
    Ansätze von Schatten. Pfützen dunkelroten Lichts. Hin und wieder helle Blitzschläge. Das konstante Strömen Botschaften befördernder Mhodemms, die durch eine Ansammlung von Pforten ein- und aussummten. Ein typischer Tag in der Finsternis des Felsenkratzers des Dämonischen Dienstes. Ausgenommen für die Gruppe der in der Dunkelheit herumschleichenden Paktisten.
    »Beeilt euch, beeilt euch, sonst vergeß ich sie«, bat der Komponist Quack und zerrte am Ärmel der Soutane Ölyg des Dritten.
    »Geduld«, warnte Ölyg sich selbst. Sein Blick tastete die vor ihnen liegende Gasse ab und suchte verzweifelt nach irgendwelchen Anzeichen des Predigers Zorn.
    »Brauch keine Geduld«, knurrte Quack durch zusammengebissene Zähne. »Ich brauche Pergament; ich muß es haben, bevor ich sie vergesse!« Seine rechte Hand schwebte rhythmisch durch die Luft, seine Zehen tappten auf den Boden, und aus seiner Kehle war ein leises Summen zu vernehmen.
    »Na schön, na schön.« Ölyg hob abwehrend die Hände. Quack war in den letzten paar Stunden unerträglich geworden, und er nörgelte pausenlos nach Pergament. Er hatte seinen ganzen Vorrat aufgebraucht und jeden überzähligen Fetzen Kassos an sich genommen. Nun war er unerträglich.
    Quacks Erleichterung darüber, daß Fiddels Verhaftung und Freilassung seine Finger nicht beschädigt hatten, hatte ihn zum Komponieren inspiriert. Es hatte ihn wie ein klebendes Fieber gepackt und durchströmte seinen Leib mit alarmierender Heftigkeit. Er hatte urplötzlich stark gezittert, war auf die Beine gesprungen, hatte aufgeregt gequiekt und ein Stück Holzkohle und ein Blatt Pergament an sich gerissen. Dann hatte man seine rechte Hand nur noch hin- und herfegen sehen. Streifen von fünf parallelen Linien waren über die Nimmerbrenn-Flächen gekritzelt und mit Massen winziger sich reformierender Kaulquappen bevölkert worden, von denen manche an anderen hingen und wieder andere nur aus Wackelschwänzchen bestanden.
    Für jeden außer den beiden Paktisten wäre all dies nur kompletter Quatsch gewesen.
    Sie hätten Quacks gelegentliche Ausbrüche inspirierender Töne frohen Herzens ignorieren können, wenn er versuchte, die aufsteigende atonale Tonleiter eines abgeflachten Akkordes zu summen oder ein trillerndes Glissando zu pfeifen. Doch sie konnten ihn nicht ignorieren, wenn die Krise zuschlug. Mitten im dritten Satz seiner Neunten Sinfonie für Solovioline, Kamm und Pergament, als er gerade das kontrapunktuale Hauptthema unterstreichen und die Tonlagen für den anschwellenden Höhepunkt spicken wollte, war ihm das Nimmerbrenn ausgegangen.
    Es war ein Wunder, daß er sich nicht permanent taub machte, als er aufschrie, sich in die Knöchel biß und den Pergamentstapel umkippte, verzweifelt nach weiteren Fetzen suchte und die Harmonien in seinem Hinterkopf abspeicherte.
    Es hatte nur zweier Stunden seines Stöhnens bedurft, um die restlichen Paktisten zu überzeugen, daß sie wirklich Nachschub brauchten. Und zwar sofort.
    Und deswegen waren sie hier, duckten sich in den Schatten des Felsenkratzers des Dämonischen Dienstes und waren zum Zuschlagen bereit.
    Ölyg lugte auf die Straße hinaus, die vor der riesigen von Stalagmotten genagten Fassade verlief – und er sprang beinahe aus den Falten seiner toten Haut, als lärmend das Schichtwechselhorn ertönte. Obwohl er damit gerechnet hatte, überraschte ihn das in ganz Mortropolis hörbare Blöken.
    Nun war er an der Reihe, aufgeregt herumzuzappeln. Er mußte den Augenblick sorgfältig

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