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Das göttliche Dutzend

Das göttliche Dutzend

Titel: Das göttliche Dutzend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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Haufen Schachteln, die mehrere tausend Hundert-Obuli-Münzen enthielten und ignorierten ein Dutzend Döschen mit purer achthundert Jahre alter Einzelverwerfungslava. Dann fand er es. Seine Klaue fuhr über die Oberfläche, packte es und öffnete es blitzschnell. Er zog die Kralle ächzend und fluchend zurück, schüttelte sie und klemmte sie in seine Achselhöhle.
    Er hatte vergessen, wie kalt es war.
    Er band winselnd ein Handtuch um seine Klaue und machte einen erneuten Versuch. Sekunden später hatte er es herausgeholt und legte es in der Mitte der Höhle auf den Tisch.
    Kondenswasser löste sich von der aufgerollten Pergamentbroschüre und lief wie ein geisterhafter Wasserfall in Zeitlupe über den Tischrand.
    Asmodeus musterte den geheimen Index nervös und fragte sich, ob er ihn aufschlagen und hineinschauen sollte. Angenommen, es stimmte, daß die Prophezeiungen angefangen hatten? Wollte er es wirklich wissen? Sollte er das Ding nicht einfach wieder wegstecken und mit den anderen das Risiko eingehen?
    Die Krämerseele in seinem Inneren fuhr zwei Zangen aus, um die erste Seite umzublättern. Er mußte wissen, ob es so geschah, wie die Prophezeiung es verheißen hatte.
    Na ja, es ging um die Frage der Investitionen!
    Warum sonst hätte er sich alle fünf Bände des streng geheimen Werkes Malleus Nugae – ›Der tödliche Hammer des Frohlockens‹ kaufen sollen? Schließlich mußte er seine Geschäftsinteressen schützen. Denn was hatte man davon, wenn man mehrere Jahrhunderte damit zubrachte, echte Obuli-Fabriken aufzubauen, die in einer Sekunde vernichtet wurden? O nein, vorgewarnt heißt vorbewaffnet. Und er hatte das Handbuch. Den Malleus Nugae.
    Die graphisch dargestellten Gefahren, die es nicht enthielt, waren auch nicht der Rede wert. Jeder der fünf Bände zeigte das vollständige und erschreckende Szenarium einer feindlichen Übernahme. Alle möglichen Schrecken, und alle erschreckend realistisch. Jeder einzelne war von tödlich detaillierten Alternativplänen begleitet.
    Jeder in Höllien wußte, daß das Hymmelreich eine schreckliche Bedrohung darstellte, eine reale und brütende Körperschaft, die nur darauf wartete, sich bei ihnen einzuschleichen und alles mit Frohlocken zu unterwandern und zu vernichten. Doch vor dem Abfassen des Malleus Nugae waren sämtliche Diskussionen zu diesem Thema auf nicht zu beantwortende Fragen wie diese reduziert gewesen: Wie? Wo würde der Angriff beginnen? Welche Waffen würde man einsetzen? Und wie würde man sie einsetzen?
    Kurz nachdem die grauenhafte Erkenntnis sich in der Bevölkerung Hölliens festgesetzt und panische Steppenbrände hervorgebracht hatte, nahm man sich vor, dagegen aber nun wirklich etwas zu unternehmen. Auf dem Höhepunkt der Paranoia – das Entsetzen über Schwärme von in Höllien eindringenden Religionären, die sich durchs Felsenfirmament abseilten und unschuldigen Säuglingen und Kindern die Frohe Botschaft verkündeten, hatte damals am heißesten gekocht –, war das Handbuch in Auftrag gegeben worden.
    Einige Jahrzehnte später – man hatte sich fünf Jahre darüber gestritten, wie man es betiteln sollte – war Der Tödliche Hammer des Frohlockens in der geheimen alt-tallischen Sprache publiziert worden. Er war so prächtig wie entsetzlich gewesen: Fein geschnörkelte Leuchtbuchstaben beschrieben fünf akribisch detaillierte Angriffsszenarien und schilderten in herrlichem Grauen, wie die Truppen des Hymmels den Versuch machten, die Bürger Hölliens dem Willen des Frohlockens zu unterwerfen.
    Und wenn der Übernahmeversuch erfolgreich war? Wenn das Hymmelreich siegte? Welche Alpträume kamen dann auf sie zu?
    Es war schrecklich, darüber nachzudenken.
    In diesem Fall wäre jeder Teufel zum Häkeln gezwungen worden. Jeder Dämon mußte dann stricken, und alle waren dazu verurteilt, ihre Kekse zu essen, ohne beim Morgenkaffee zu krümeln. Bingospielen war dann Pflicht, Fang-den-Hut ein Muß, und dann … Dann gab es noch Flohmärkte und Basare für die Armen. Anwesenheit war natürlich Vorschrift. Dann mußten alle kommen, um ihr flauschiges Stalagmottenklo zurückzugeben, das sie beim letzten Mal erstanden hatten. Niemand würde wagen, so etwas zu verpassen – denn keiner wollte die gefürchtete Tombola erleiden.
    Asmodeus schüttelte sich, als er an all dies dachte, und er bebte in namenlosem Grauen. Natürlich war alles nur hypothetisch. Eine einfache Extrapolation gegenwärtiger Vorstellungen und Informationsfetzlein. Natürlich

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