Das göttliche Dutzend
würde es nie dazu kommen.
Oder doch?
Vor Jahrhunderten hatte Fürst d’Eibele, als er erfuhr, daß das Handbuch in Alt-Tallinisch geschrieben worden war, diese Schrift mit einem beiläufigen Krallenschnippen verworfen und zu den Akten legen lassen. Und dort hatte es gelegen, bis ein Bekannter und Anti-Frohlockens-Genosse es Asmodeus zum Kauf angeboten hatte.
Wann immer der Finanzverwalter nun, sich der stetigen Gefahren von oben stets bewußt, eine neue Investition in Betracht zog, sorgte er dafür, daß diese nicht in ein mögliches strategisches Zielgebiet gelangte. Denn wenn es zu einer Revolution kam, stünde er ohne einen Obulus da.
Kam nun die Zeit, in der sein Programm getestet wurde? Er wußte nur eins: Einer der streng geheimen Bände enthielt etwas über das scheinbar spontane Auftreten von Massenfrohlocken, so wie er es vor dem Felsenkratzer des Dämonischen Dienstes gesehen hatte. Aber welcher war es?
Asmodeus schlug den pergamentenen Index auf, glotzte den alt-tallischen Text an und kniff die Augen zusammen, um seinen Blick an die eigenartige Schrift anzupassen.
Innhallth
Bannt Einntz …
Khlerikhahle Krieghsfüührunng
Eihnnfüührunng
Nee, in dem Band stand es nicht. Das wußte er genau.
Bannt Zwoyh …
Opperatzjon Pahppstmurx
Nee, das war das komplette Ausradierungsszenarium. Keine Gefangenen machen. Wie finster. Völlige Dezimierung durch Frohlockensbomben. Teufel, die sich totlachten. Dämonen, die sich kitzelten, sich Witze erzählten und spontane Wohltätigkeitsbasare organisierten. Band drei und vier waren auch nicht die richtigen.
Und dann sah er es, und seine Erinnerung klickte.
Bannt Fühmf …
Hymmlisches Uiberlastungstzenarjum
Das war es. Es fiel ihm wieder ein. Bau und Einsatz von Anti-Personen-Gebetsminen. Strategische Geschützstände. Angriffswellen. Gegensturmtruppen. Die Symptome der Betroffenen.
Es war eine Unterabteilung der Klerikalen Kriegführung, aber subtiler und bösartiger. Die brutalen Klosterbombenattacken kamen hierin nicht vor, o nein. Hier ging es um Guerillataktik. Man verließ sich auf den Dominum-Effekt – Bewahrung und Unterwerfung. Indem man Personen in Amt und Würden sowie großmächtige Geschäftsteufel mit Anti-Personen-Gebetsmienen ins Ziel nahm, wurde die ganze höllische Gesellschaft vollkommen schmerzlos und ohne Blutvergießen unterminiert.
Es war einfach. Hatten die obersten zehn Prozent erst mal das Licht einer Anti-Personen-Gebetsmine gesehen, waren sie bereit, alles zum Nutzen des Hymmelreiches zu tun. Und wenn der Spaltpilz erst mal aktiv war, ging alles den Bach runter.
Asmodeus wußte, daß er ihn haben mußte. Band fünf. Aber wo hatte er ihn versteckt?
Wie alle gerissenen Krämerseelen war auch er nicht das Risiko eingegangen, sämtliche Bände an einem Ort zu verstecken. Er hatte sie überall in Mortropolis versteckt, an finsteren Orten, unzugänglichen Plätzen, fern von neugierigen Blicken.
Er schielte ein Pergamentzettelchen an, das von Klauen gekritzelte Buchstaben aufwies, grunzte und wußte, wohin er gehen mußte. In einem Wirbel von Zangen, Handtüchern und Möbelverrückungen wurde in seiner Höhle alles wieder normal. Er zog den Marmorsessel von der Tür, fegte auf die Straße hinaus und eilte in die Richtung, in der sich der hoch aufragende Felsenkratzer des Dämonischen Dienstes befand.
Nabob schüttelte in hektischer Ablehnung den Kopf und schwenkte hilflos seine Klauen. »Das ist doch wohl nicht dein Ernst?« sagte er zu Schoysal. »Los«, heulte er auf. »Sag schon! Du hast es erfunden!«
»So’n Fehler kann einem doch mal passieren …«
»Fehler?« würgte Nabob. »Du entführst sechs Gottheiten, weil du sie für Waffenhändler hältst und meinst, so ein Fehler kann einem schon mal passieren? – Na ja, klar, so was kommt doch jeden Tag vor! Gibt es etwas Natürlicheres?«
Schoysal kam nicht zu einer Antwort. Nabob krakeelte einfach weiter.
»Du mußt irgendwas mit ihnen machen. Sie können nicht hier bleiben. Nicht in meiner Höhle. Sie sind gefährlich, bergen zuviel Risiko, und … Außerdem nehmen sie zuviel Platz weg. Es war ein Fehler, daß ich dich überhaupt ins Vertrauen zog. Ich hätte einfach bleiben sollen, wo ich war. Ich hätte leiden und mich knechten lassen sollen. Ich hätte mich von Byrernst anspucken, angiften und demütigen lassen sollen. Da wußte ich wenigstens, woran ich war.« Ihm standen fast die Tränen in den Augen.
»Hast du dich jetzt genug in
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