Das göttliche Dutzend
in die Runde. »Tut mir leid, Fluthi. Es war sogar für die eifrigsten Gläubigen etwas zu feucht, um nicht an deinem guten Willen zu zweifeln. – Raus. Und …«
Die verbliebenen fünf schluckten nervös und fragten sich, ob sie noch schnell eine Brotstange nach Spezialrezept verschlingen sollten, bevor es dafür zu spät war.
»Und woran haben die Sterblichen im vergangenen Monat wieder am meisten gedacht? Ich kann euch sagen, was es nicht war. – Sitzam? Steh bitte auf.«
In der hintersten Ecke des Restaurants richtete sich eine kleine und ausgesprochen schmächtige Gottheit ungelenk auf und blickte sich verängstigt um.
»Mein lieber Sitzam«, stimmte Happa an. »Du solltest dich schämen. Nicht einen einzigen neuen Anhänger hast du auf deinen eigenwilligen Weg geführt. Ich weiß ja, daß Keuschheit heutzutage alles andere als beliebt ist, aber … Was hast du zu deiner Verteidigung vorzubringen?«
Sitzam schaute auf seine Füße und gab ein schräges Wimmern von sich, bevor er antwortete. »War nicht meine Schuld«, stieß er hervor. »Einen hätt ich beinahe erwischt.«
Gelächter machte sich in Manna Ambrosias Restaurant breit.
»Und ich hätt’s auch geschafft, wenn nicht … wenn nicht …« Plötzlich hob Sitzam den Kopf und richtete einen anklagenden Zeigefinger auf Lechtz, die Obergottheit des Ehebruchs, der grinsend in einer Wolke flatternder Kellnerinnen saß. »Er hat meinen Jünger gestohlen!« quengelte Sitzam anklagend.
Lechtz warf den Kopf in den Nacken und lachte. »Wie bitte? Ich hab ihn nicht gestohlen! Er ist freiwillig zu mir gekommen.«
»Das ist nicht wahr! Nachdem seine Freundin so mies mit ihm umgesprungen war, hat nicht viel gefehlt, und er hätte den Frauen für den Rest seines Lebens abgeschworen.«
»Jetzt mach aber mal einen Punkt«, sagte Lechtz gähnend. Er verspeiste eine Traube, die ihm eine Kellnerin schüchtern anbot. »Hast du noch nie gehört, daß manche Frauen sich einfach nur zieren?«
»Nennt man das jetzt so? Erst schäkert sie mit ihm von ihrem Balkon im Feindesland, bis er sich genötigt sieht, einen Selbstmord vorzutäuschen, woraufhin sie sich in heuchlerischer Trauer selbst das Leben nimmt? Mit sechs Fuß Erde über sich ziert sie sich wirklich etwas übertrieben, findest du nicht? Ich schwör’s dir, er hätte nie wieder einer Frau vertraut, ob sie nun aus gutem Hause ist oder nicht, wenn du ihn nicht mit all den Blumenmädchen verführt hättest. Armer Romeo …«
Wildes Gelächter toste in Manna Ambrosias Restaurant auf und schickte Sitzam wimmernd auf seinen Platz zurück. Er wußte, daß er mit seinem Anliegen auf weitgehend verlorenem Posten stand. Wäre es ihm doch nur gelungen, aus dem Keuschheitsgürtel einen Modeartikel zu machen!
»Wer sonst noch, höre ich euch fragen«, fuhr Happa an der Hohen Tafel fort, »muß seinen Platz räumen?« Sein Blick schien auf einem besonders haarigen Wesen zu ruhen, das gerade einen letzten Schluck Wein aus einem Kristallglas nahm. Er hatte gewußt, daß es nicht ewig dauern würde. Eine zufällige Phase wilder, schwererziehbarer Lamas am Anfang von Kruffs Gehorsamkeitsdressur, und die Gläubigen waren ihm regelrecht zugelaufen. Doch als die neuen Rekruten auf dem Weg der Erleuchtung mit Lamadressur keine Pokale gewonnen hatten, hatten sie unausweichlich anderswo Erlösung gesucht. Zu Syffels Freude meist in der Kneipe an der Ecke.
»Jo, ihr habt’s erraten!« Happa legte die Hände auf seinen Bauch und musterte Galoppy, die verantwortliche Gottheit der Huftierdressur. »Raus!«
Mit der Spannung stieg auch die Lautstärke im Saal. Die beiden gestürzten Gottheiten standen auf und begaben sich niedergeschlagen in den hinteren Bereich des Restaurants, um darauf zu warten, daß zwei Plätze für sie frei wurden.
»Also, drei von uns haben in diesem Monat herausragende Leistungen gezeigt, so daß sie fast gleichermaßen würdig wären, hier oben Platz zu nehmen …«
Lyblich warf Syffel ein übertrieben selbstbewußtes Grinsen zu. Syffel feixte zurück.
»Und wer sind die drei? Ich weiß, daß ihr es kaum noch erwarten könnt«, fuhr Happa fort, der wie immer versuchte, dem Vorgang eine gewisse Spannung zu geben. »Die Kandidaten für die Beförderung sind – in keiner besonderen Reihenfolge – an Tisch Nummer drei, Asprina …«
Eine dünne und überraschend kränklich wirkende Göttin sprang unsicher auf und hielt sich den Kopf.
»An Tisch Nummer fünf haben wir jemanden, der zum ersten Mal die
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