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Das göttliche Dutzend

Das göttliche Dutzend

Titel: Das göttliche Dutzend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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nicht hier sind. Sie sind es nämlich, die erschauern werden, wenn sie erkennen, wieviel Ruhe sie verschwenden, und welchen Seelenfrieden sie verloren haben, da sie heute morgen nicht hierher gekommen sind.«
    Hausyrrer grinste und empfand ein erwartungsvolles Zucken der Erleichterung in seinen Eingeweiden. Zorn war wirklich gut. Er hatte zwar schon gehört, daß er der beste Missionar der Heiligen Laudatia war, aber bis jetzt hatte er noch gezweifelt. Die Geldmengen, von denen er sich getrennt hatte, um ihn dazu zu bringen, die frohe Botschaft seines neuesten Produkts zu verkünden, hatten sich wohl doch gelohnt. Er wußte, daß Erfahrung einen Aufpreis kostete, aber davon hatte Zorn reichlich: Er hatte zwanzig Jahre damit zugebracht, Nomaden und Heiden zum wahren Glauben zu bekehren. Drei Jahre später war er zu ihnen zurückgekehrt und hatte sie zu einem neuen, überarbeiteten und noch erlösenderen Glauben überredet. Doch nun lagen die Dinge anders. Vorbei war die Zeit, in der man einfach nur die Sparflamme des Glaubens zur Feuersbrunst der Hingabe anfachen mußte, sich zurücklehnen konnte und ein paar Groschen als dankbare Spende erhielt. Anbetung war heute schlanker, härter und kommerzieller.
    Vor zwei Jahren hatte die Mission der Heiligen Laudatia den finanziellen Selbstmord des Handels mit Göttlichem feierlich auf den Müll geworfen und sich an den Trend diskontierbarer Taufen und ökonomischer Kommunionen gehängt. Über Nacht waren sie zu Mietpredigern geworden, zu ›Maschinengewehren Gottes‹, wie sie sich gern nannten. Sie stürmten mit ihrer frohen Botschaft dorthin, wohin man sie schickte. Und machten ein Heidengeld.
    Und nun war der Mietprediger Gottfried Zorn voll dabei. Wirbelnd und rotierend spuckte er Worte aus, wie ein Derwisch mit akuten Verbalbauchschmerzen.
    »Ihr müßt euch nur diese Bilder anschauen!« verkündete er und zeigte auf die Hochglanzdarstellungen draller Mädels und sonnengebräunter Prachtexemplare der Männlichkeit, die alle scharfe Reizwäsche trugen. »Ich weiß, was ihr jetzt denkt: Wörter wie Fleisch, Lust und Sex drängen sich einem auf, oder etwa nicht?« Mit einem Hauch von Genugtuung bemerkte er ein Sammelsurium schuldbewußter Mienen.
    »Lüsterne Gedanken an schweißglänzende Körper, die sich auf einem Bett aus Federn und Verlangen wälzen. Es ist ekelhaft, wirklich! Hört gut zu! Ihr alle seid Opfer eurer tiefsten und finstersten Gelüste! Allesamt geleitet vom irreführenden Teufel Sex!« Erschrockene Kinnladen klappten herunter.
    Zorn lockerte kurz seine donnergerührte Haltung und senkte die Stimme zu einem etwas versöhnlicheren Ton. Mit verschränkten Armen beugte er sich über die Säule des Predigerecks. »Habt ihr euch je die Zeit genommen, darüber nachzudenken, wie gefährlich es ist? Jawohl, gefährlich! Nur ein unaufmerksamer Augenblick, in dem man sich einem wohlgeformten Körper in Seide und Trägern widmet – wer weiß, was dann alles geschehen kann? Ein geistesabwesendes Abbiegen in eine schlecht gewahrsagte Straße, und man schaut ungeahnten Gefahren ins Auge … Wer weiß denn, ob nicht eins der vielen unheilverkündenden Wesen im Finsteren darauf lauert, euren Weg zu kreuzen, um Verhängnis und Elend in euer Leben zu bringen? Jawohl, liebe Leute, es ist wahr! Der Teufel schickt uns keine größere Bedrohung als … Unterwäsche!«
    Sein Zeigefinger flog hektisch himmelwärts, als sich sein Redeschwall weiter über die Masse der erschütterten Axoloten ergoß. »So ist es! Und die Risiken sind um so größer, wenn die besagte Unterwäsche nicht ordentlich befestigt ist. Denken Sie nur an das drohende Unheil, wenn ein schlecht befestigtes Riemchen im falschen Augenblick in empfindliche Regionen emporrutscht.«
    Mehrere jüngere Männer im Publikum zuckten zusammen. Ha! dachte Zorn mit einem erleichterten Aufatmen. Er war korrekt informiert worden. Fetischistische Unterwäsche war noch immer groß in Mode. Er konnte an der Reaktion der Leute ablesen, daß er sie jetzt in der Tasche hatte.
    »Aber verzweifelt nicht, Bürger von Axolotl. Ich kann euch vor dem Übel der Unterwäsche bewahren. Nie wieder wird ein lüsterner Gedanke durch euren Kopf gehen, nie wieder werdet ihr verrutschende Riemchen riskieren. Nehmt eure Zukunft selbst in die Hand und hüllt euch in flauschig gefütterte, bequeme Wärme. Jawohl! Für die milde Gabe von nur fünfeinhalb Groschen pro Stück biete ich euch den befriedigend stützenden Sitz hiervon!«
    Mit einer

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