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Das göttliche Dutzend

Das göttliche Dutzend

Titel: Das göttliche Dutzend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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und ewig ruiniert waren. »O seine Akkorde! Was für ein Alptraum! Wir müssen ihn unbedingt retten!«
    Plötzlich meldete sich in Ölyg der winzige Teil, der zum Ränkeschmieden verantwortlich war, leise, doch bestimmt, zu Wort und erteilte seinem Sprachzentrum mit ungezügelter Wildheit einen Befehl. »Quack hat recht. Wir können keine Gefangenen der Willkür der Knochenbrecher überlassen«, bestimmte er, wobei er nur an Zorn dachte. »Ich persönlich könnte nicht mehr mit mir leben!«
    »Hast du etwa ›leben‹ gesagt?« fragte Thussi erbsenzählerisch.
    »Ach, du weißt schon, was ich meine«, erwiderte der Prediger. »Ich könnte nicht mehr mit mir tot sein – das klingt einfach nicht so gut, oder?«
    »Hört auf, euch zu streiten!« rief Quack. »Wir brauchen einen Plan!«
    »Einverstanden«, stimmte Ölyg mit einem heimlichen Lächeln zu. Es wäre wirklich zu schade, wenn bei diesem Plan zufällig auch ein gewisser soutanetragender Gefangener befreit würde.
    Kasso grinste, glättete einen Bogen Nimmerbrenn-Pergament, rollte die Ärmel hoch und leckte an einem frisch gestohlenen Stück Kohle.
     
    Die Fußbodenheizung zischte und blubberte in Nabobs Höhle, als Schoysal das Licht einer Lavalampe auf das Bündel mysteriöser Dokumente richtete. Kalte Dampfzungen zuckten von seiner Oberfläche und rannen an den Beinen des Obsidianschreibtisches herab.
    Kiesela knabberte in der Ecke zufrieden an einem Felsbrocken, wobei sie geräuschvoll die Amethyste aus der Mitte herausschlürfte.
    Schoysal grunzte nachdenklich und blätterte mit einer Zange um.
    »Und?« fragte Nabob ungeduldig.
    Schoysal machte eine wegwerfende Klauenbewegung und starrte noch angestrengter auf die den Dunst durchscheinende Schrift. Kiesela biß ein weiteres Stück Stein ab, was Nabob einen angewiderten Schauer über den Rücken jagte.
    »Hast du schon irgendwas Nützliches herausgefunden?« quengelte er.
    Schoysal drehte sich zu ihm um und öffnete das Maul, als wolle er eine beruhigende Weisheit von sich geben. Doch dann gähnte er, kratzte sich am Kinn und schüttelte seinen Kristallbecher. Nabob fauchte, verstand den Wink mit dem Zaunpfahl und schlurfte zur Bar.
    »Du brütest jetzt schon seit Stunden darüber«, beschwerte er sich, als er gereizt den nächsten Lava-Martini mixte. »Weißt du immer noch nichts?«
    »Na ja«, grunzte Schoysal, richtete sich auf und rieb sich die Augen. »Eins weiß ich.«
    »Ja, ja, ja?« fragte Nabob.
    »Ich weiß, daß ich einen steifen Hals habe.« Er massierte seine schmerzenden Halswirbel.
    »Ich hab ja gleich gewußt, daß ich dich deine gemeinnützige Arbeit in voller Länge machen lassen sollte, du undankbares …«
    »Beeil dich mit dem Getränk. Dann erzähl ich dir, was ich schon weiß«, wies Schoysal ihn an und rotierte mit seinem Drehstuhl.
    »Du belügst mich also die ganze Zeit. Du weißt doch, was es ist.«
    Schoysal schnappte sich den kochenden Lava-Martini und kippte sich die Hälfte in den Rachen. Er massierte noch einmal seinen Hals, stand auf und schritt bedeutungsschwer auf die andere Wand zu, wie belgische Detektive, wenn sie eine dramatische Ankündigung planen: die Hand auf dem Rücken und dergleichen.
    »Und? Was ist es?« stöhnte Nabob, nachdem Schoysal zwei Minuten lang auf und ab gegangen war.
    »Seltsam.«
    Nabob schlug sich vor die Stirn und schluchzte. »Das hätte ich dir auch sagen können!« keifte er. »Gib mir was Bestimmtes. Zum Beispiel, warum es so dampft!«
    »Ach, das weiß ich. Dein Fund ist, von seinem Inhalt abgesehen, für bestimmte Leute von großem Sammlerwert.«
    »Was?«
    »Er ist uralt. Aus der Zeit vor der Erfindung des Nimmerbrenn-Pergaments (feuerfest bei Zimmertemperatur, knittert, verrußt und kristallisiert nicht – ehrlich) und der Glühfederhalter, mit denen man es beschreiben kann. Damals mußte man das Zeug hier benutzen.« Er deutete auf die Dokumente. »Gewöhnliches brennbares Pergament in einem angebundenen Kühlfeld. Es ist mindestens ein paar hundert Jahre alt.«
    Zum ersten Mal seit sehr langer Zeit war Nabob sprachlos.
    Es hielt nicht lange vor.
    »Wunderbar«, sagte er und klatschte nach einem Schluck Lava-Martini in die Hände. »Dann schaue ich einfach beim richtigen Händler vorbei und verdiene mir ein paar Kröten. Ich hab gerade Lust auf ’ne ordentliche Feilscherei.«
    Schoysal riß die Augen auf. »Wenn du das Dokument für ein Trinkgeld verscherbeln willst, dann tu es. Ich biete dir fünfzig Obuli dafür.«
    »Fünfzig?«

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