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Das göttliche Dutzend

Das göttliche Dutzend

Titel: Das göttliche Dutzend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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heiraten, haben Sie gesagt. Jetzt soll’s schnell offiziell gemacht werden, bevor man es ihr ansieht, was? Das ist widerlich. Die Jugend von heute hat kein bißchen Anstand mehr.«
    »Nein … Das heißt, ich glaube nicht.« D’Mol kratzte sich gedankenverloren am Kinn. »Der alte Schwerenöter«, dachte er laut.
    »Na, dann wollen wir mal sehen, was wir tun können, ja?« Zuphall stand mühsam auf, schüttelte die angemessen vorgewärmten mystischen Knochen in seiner runzligen Faust und schlurfte zum oberen Ende des Tisches. Dieser war etwa zwanzig Fuß lang und wies komischerweise einen achtzehn Zoll hohen Rand am anderen Ende auf. Er blies auf die Knochen in seiner knorrigen Hand, stützte sich auf den Tisch und warf die drei Runenwürfel zu Lyndors Überraschung vollkommen unfeierlich über den Tisch. Sie rollten los, prallten vom hinteren Rand ab und blieben in gespannter Stille liegen, die nur von Hauptmann Zuphalls ständigem Gebißpfeifen unterbrochen wurde.
    Er schlurfte zum anderen Ende des Tisches und starrte die Runen an. Während er über ihre Bedeutung nachgrübelte, nuckelte er an seinen Zähnen. »Möglichst günstig, haben Sie gesagt?«
    Lyndor nickte.
    »Hmmm … Und so bald wie möglich?«
    »Ja, wir wollen das Ereignis noch möglichst frisch im Gedächtnis der Leute wissen und so schnell wie möglich mit dem Kartenvorverkauf beginnen.«
    »Das Paar soll glücklich werden?«
    »Ja, äh … Ich nehm’s an.«
    Zuphall zog die Nase hoch, nahm die Runenwürfel und stopfte sie in die Tasche. »Nächste Woche Dienstag«, schniefte er und schlurfte zurück zu seinem Stuhl.
    »Was?« quietschte Lyndor. »So bald schon?«
    »Sie wünschten es, so bald es geht. Haben Sie selbst gesagt. Hier so unangemeldet hereinzuplatzen! Zu meiner Zeit haben die Leute noch geklopft. Nächste Woche Dienstag oder gar nicht!«
    Und in Lyndors Kopf tat sich ein ganzer Haufen von Problemen auf. Kleidung … Geschenke … Gästeliste … Kostüme, äh, Garderobe …
    Die Liste wurde immer länger. Die Panik saß ihm im Nacken, als er sich auf dem Absatz umdrehte und aus dem Prophetensaal hastete. Er schlitterte ganze fünf Schritte, bevor seine Füße Halt fanden.
    »Das ist das Problem der Jugend von heute«, murrte Hauptmann Zuphall melancholisch. »Hektisch. Können es nie abwarten. Zu meiner Zeit ist man mit einem Mädchen wenigstens ein- oder zweimal ausgegangen, bevor man gleich das schmutzige Wort ›heiraten‹ in den Mund nahm.«
     
    »Das ist so nicht richtig. Er hat mir ein gefesseltes Publikum versprochen – nicht, daß ich selbst gefesselt werde«, beschwerte sich der Mietprediger Gottfried Zorn niedergeschlagen bei sich selbst, als er in Handfesseln von der Wand des Gefängnisses von Mortropolis herabhing.
    »Du hättest weglaufen sollen, solange du noch konntest«, grunzte der neben ihm baumelnde Fiddel. Seine Worte waren halb an Zorn und halb an ihn selbst gerichtet.
    »Niemals«, erklärte Zorn. »Ich werde nie aufgeben. Dies ist meine Mission, mein …«
    »Beschweren Sie sich etwa immer noch?« grunzte Schuftus. Der sechs Fuß und neun Zoll große Teufel saß gelangweilt hinter einem Stapel Nachschlagewerke und kümmerte sich um den obligatorischen Pergamentkrieg.
    »Ich gehöre hier nicht hin!« rief Zorn. Die kahlen Wände ließen seine Stimme trocken widerhallen.
    »Keine Sorge, sobald ich die richtige Qual gefunden habe, kommen Sie hier raus.« Schuftus senkte den Blick wieder auf die Martertabellen. Er fuhr mit der Klaue über die linke Spalte, während seine Lippen sich beim Lesen bewegten. »Perversion, Prahlerei, Prostitution. Verdammt, kein Predigen! Warum steht Predigen hier nicht drin? Vollkommen nutzlos ist das alles. Wie kann ich denn rauskriegen, welche Qual ich Ihnen verpassen soll, wenn hier kein Predigen steht?«
    »Raten?« schlug Zorn vor.
    Fiddel ließ sich dankbar hängen. Er war froh, daß Zorn so schwierig war. Um so länger würde es bis zu seiner Verurteilung dauern, und an die Wand gekettet sein war im Vergleich zu dem, wo sie wohl hinkamen, fast schon so etwas wie Urlaub.
    »O nein. Darf nicht raten. Das kann mich meinen Job kosten. Nichts da. Die Qual muß dem Verbrechen angemessen sein, klar? Ach, Teufel. Ich kann es wirklich nicht ausstehen, euch Paktisten zu verurteilen. Verfluchte illegale Einwanderer.«
    »Wie haben Sie mich gerade genannt?« quietschte Zorn überrascht.
    »Illegaler Einwanderer. Das sind Sie doch schließlich, oder? Sind nicht so hergekommen, wie es sich

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