Das göttliche Dutzend
was tut man doch nicht! Gut, daß Sie nicht weit gekommen sind, sonst hätten wir Ihnen vielleicht den Schädel eingeschlagen, was, Schurkus?«
Zorn wehrte sich erbärmlich. »Nein, Sie verstehen mich nicht. Ich bin in göttlicher Mission unterwegs …«
»Na, das ist aber mal was Neues, was, Schurkus? Das haben wir ja noch nie gehört!« Er drehte sich um und brüllte die beiden Teufel an, die Fiddel festhielten. »Er sagt, er ist in ’ner göttlichen Mission unterwegs! Habt ihr schon mal so was Doofes gehört? Ich jedenfalls noch nicht.« Die Dämonen hinter ihm brachen in wildes Gelächter aus.
»Ich würde an deiner Stelle ganz ruhig sein«, grollte Schuftus dumpf. »Du hast schon genug Probleme am Bein, weil du Ausschreitungen angestiftet hast. Also quassel jetzt nicht auch noch von Göttern und so was.«
»Es waren keine Ausschreitungen«, protestierte Zorn, dessen Beine wirkungslos zwischen den beiden Riesen hin und her schwankten. Irgendwie kam ihm diese Szene verdächtig bekannt vor. »Es war eine ruhige Versammlung einiger …«
»Schnauze«, fauchte Schuftus und zog ihn weiter. »Es waren Ausschreitungen, klar? Und ich sag dir auch, warum: Wir sind nämlich ein Einsatzkommando für Ausschreitungen. Man hat uns gerufen. Würde man uns rufen, wenn es keine Ausschreitungen gibt? Nein! Ist doch ganz logisch.«
Weit entfernt von Zorn und seinen Bewachern liefen Schoysal und Nabob tief beschämt davon. Sie hatten nicht die Absicht, peinliche Fragen zu beantworten.
Als Schoysal mit dämonisch klappernden Hufen durch die abgelegenen Seitenstraßen von Mortropolis hetzte, schwirrte ihm der Kopf.
Etwas sehr Seltsames war gerade geschehen. Einen Augenblick lang hatte er die Kontrolle über seinen Willen verloren. Und das war noch nicht alles. In diesen Momenten war das gesamte, von Natur aus diktatorische System Hölliens außer Kraft gesetzt gewesen. Byrernst hatte für einen Augenblick die Kontrolle über einen kleinen Teil von Mortropolis verloren.
Obwohl Schoysal nicht wußte, was dies bedeutete, war ihm doch klar, daß es ein Kratzer war. Eine kleine Delle in Byrernsts Rüstung.
Ein Saatkorn der Rache ließ sich in seinen Gedanken nieder und schlug Wurzeln.
Als eine Hufsalve die Tür zu seiner Werkstatt auftrat, schnellte Molochs Kopf reflexhaft nach oben und kollidierte schmerzhaft mit einem Mustererkennungsfilter.
»Ja, und? Wo sind Sie?« rief eine beunruhigend vertraute Stimme. »Es ist wieder so weit!«
Moloch stöhnte leise vor sich hin und zwängte sich aus dem neuesten, besonders komplizierten analytischen Kristall.
»Ich warte!« fauchte die Stimme.
Moloch wischte sich die Klauen am Kittel ab, stand auf und hetzte zur Vorderseite des riesigen Obsidianblocks.
»Sie verstecken sich wohl vor mir?« sagte Byrernst vorwurfsvoll zu dem kleinen Dämonen, der seinen schmerzenden Hinterkopf rieb. »Ist Ihr Fortschrittsbericht noch immer nicht fertig?«
Asmodeus, der neben Byrernst stand, hielt lächelnd einen großen Abakus in den Klauen. Es war immer wieder schön zu sehen, wenn jemand heruntergemacht wurde. Ach, schon in Byrernsts Nähe zu sein, wenn dies passierte, war so aufregend. Außerdem schien es seinem Ansehen alles andere als abträglich. Sich im Dunstkreis des Obertotengräbers von Mortropolis zu bewegen, verlieh einem Finanzverwalter ein gewisses Maß an Macht. Wenn Byrernst seine Untergebenen erst mal zur Schnecke gemacht hatte, machten sie auch ihm keinen Ärger mehr.
»Ach … Na ja, ich habe noch ein paar Einstellungen am …« setzte Moloch an.
»Hoppla!« rief Byrernst kopfschüttelnd und starrte Moloch noch vorwurfsvoller an. »Falsche Antwort!« Die Faust des Obertotengräbers kam aus dem Nichts angeflogen und schlug heftig auf die Schnauze des bekittelten Dämons. Es sah ganz danach aus, als hätte sich eine noch nicht allzu lange zurückliegende Begegnung mit einem Haufen randalierender Fährschiffer nicht gerade förderlich auf Byrernsts Wohlbefinden ausgewirkt. ›Stinkig‹ wäre in der Tat eine schamlose Untertreibung seiner Gemütslage gewesen.
Asmodeus rieb sich zufrieden die Hände. Dies war eine weitere Investition in seine boshafte Zukunft. Noch ein paar Attacken dieser Art, und Moloch zuckte jedesmal zusammen, wenn Asmodeus an seiner Werkstatt vorbeikam.
»Es gibt im Augenblick nur eine einzige richtige Antwort«, knurrte Byrernst Moloch an. »Sie lautet: ›Der MAK ist einsatzbereit.‹ Verstanden?«
Moloch nickte mit bebender Unterlippe.
»Sehr
Weitere Kostenlose Bücher