Das göttliche Dutzend

also konnte er nicht tot sein. Eine der Sondervergünstigungen der Göttlichkeit war … Man war unsterblich!
    »Wo sind die Anti-Personen-Gebetsminen?« fauchte Schoysal erneut. Ihm platzte allmählich der Kragen. Er hatte nie damit gerechnet, daß es sich als so schwierig erweisen würde. Seine Gefangenen hatten sich beinahe pervers darauf verschworen, ihn ins Leere laufen zu lassen. Wenn sie die Existenz der Gebetsminen unbedingt geheimhalten mußten, mußten sie wirklich leistungsfähig sein.
    Er brauchte nur ein Dutzend von den Dingern, dann konnten Nabob und er ganz Mortropolis beherrschen. Zwei Teufel gegen das System … Ahhh, all diese Macht! Er wußte genau, wo er sie, um maximale Störungen zu erzeugen, installieren mußte. Die geheimen Dokumente hatten es ihm gesagt. In dem Säckchen, das mußte er mit ergötzlicher Zufriedenheit zugeben, befanden sich einige sehr hilfreiche Landkarten.
    »Sag mir, wo sie gelagert werden!« befahl er und maß Elli Vithal mit einem wütenden Blick. »Sag es sofort, oder es ist aus mit meiner Nettigkeit!« Ohne daß er es bemerkte, fuhr eine Purpurzunge aus Dunst aus Ellis undeutlich sichtbarem lockengewickelten Schopf und streichelte seine Stirn.
    »Ach, bitte, starren Sie mich nicht so an«, murmelte. Elli. »Es ist mir ohnehin schon peinlich genug. Schauen Sie sich bloß meine Frisur an! Und die trockene Hitze hier … Sie wird sie noch völlig ruinieren. Es dauert nicht mehr lange, dann hab ich Spliß, und alles kräuselt sich … Sie werden es erleben. Ich werde wahnsinnig viel Formbalsam brauchen, um mein Haar wieder hinzukriegen, wenn ich mit dem Frühstück fertig bin … Ach, ja, das Frühstück. Ach, Hasi, könnten Sie mir vielleicht, wenn es Ihnen nichts ausmacht, einen klitzekleinen Imbiß reichen? Ich bin so furchtbar hungrig. Ich hab nämlich noch nicht gefrühstückt.«
    Schoysal wirbelte ohne nachzudenken herum und ließ seine Krallen in Nabobs Richtung klicken, doch dieser schnarchte gelangweilt auf seinem Kieselsack. »Besorg ihr ein Steinofenbrot«, fauchte er. Kieselas Fühler richteten sich interessiert auf, und sie fing an zu sabbern.
    »Kann ich auch eins haben?« fragte Plast.
    »Ahhh ja, und ich auch«, flötete der nächste.
    »Und ich!«
    »Hol sieben Stück«, knurrte Schoysal Nabob zu und knirschte mit den Reißzähnen. Die Sache war nun wirklich nicht so effektiv, wie er erhofft hatte. Aber für diese Zeitverschwendung würden sie bezahlen … O ja … Darum wollte er sich persönlich kümmern.
    »Ich weiß aber nicht, ob ich so viele tragen kann«, begann Nabob.
    Schoysal fuhr herum und stampfte in eine Nebenhöhle. Dabei packte er Nabob grob an einem Horn und zerrte ihn mit sich. Mit einer gemurmelten Reihe von Flüchen, die im wesentlichen darin gipfelten, daß man sich auf niemanden verlassen könne und es am besten sei, gleich alles selbst zu erledigen, verschwanden sie.
    »Tja, Matrosen, das ist ja wirklich eigenartig«, grunzte Klabautha, die Obergottheit für Schiffe und allen dazugehörigen Kram. »Hat irgend jemand eine Ahnung, was hier eigentlich los ist?«
    »Ich weiß nicht mal, wo wir sind«, murmelte Flychtha, die Obergottheit des Mückemachens, denn es war ihm noch immer sehr peinlich, daß man ihn in einem von der Decke herabgeworfenen Netz gefangen hatte. Er hätte doch wirklich in der Lage sein müssen, ihm zu entgehen. Es war einfach unsportlich. Nicht mal eine Pistole oder so was hatte man auf ihn abgefeuert.
    Gottfried Zorn, der ganz am Ende der Reihe der gefesselten Gottheiten hockte, konnte sich nicht länger zusammenreißen, und so platzte er mit einer Antwort heraus. »In Höllien! Sie befinden sich in Höllien!«
    Die Gesichter der sechs Gottheiten wandten sich zu ihm um. Ihre Mienen wirkten fragend und vorwurfsvoll.
    »Wer ist das denn?« kreischte Elli Vithal. »Ein Fremdling! Ich bin doch nicht gekämmt! Au weia.«
    »Weiß auch nicht, wer er ist, meine Lieben«, sagte Klabautha, wobei die Spitze seines Dreispitzes wackelte. »Er war schon hier, als ich ankam.«
    »Ich bin Mietprediger Gottfried Zorn von der Mission der Heiligen Laudatia«, sagte Zorn.
    »Deswegen habe ich ihn nicht erkannt«, grunzte Nockauth, das für Kinnhaken und aufgeplatzte Brauen zuständige hymmlische Wesen. »Er ist gar keine Gottheit.« Dann fügte er hinzu: »Ich vergesse nie ein Gesicht. Zeigt mir eine Nase, die ich gebrochen habe, und ich sage euch sofort, wo und wann es war!«
    In Zorns Kopf kreiste alles. Gottheiten? Was machten denn