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Das göttliche Dutzend

Das göttliche Dutzend

Titel: Das göttliche Dutzend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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entkommen versuchten.
    Nabob eilte schlotternd in die Küche und knallte die Tür hinter sich zu.
     
    In den letzten Sekunden seines Mittagsschläfchens war ›Schnüffi‹ Löschler von der Axolotischen Brandvorhersage stöhnend und um sich tretend in den allzu realen Bildern eines entsetzlichen Alptraumes gefangen. Er zuckte hilflos in der Hängematte herum, warf die Decke quer durch den Raum und führte eine waghalsige, sich in seinem Inneren abspielende Rettungsaktion aus.
    Erneut schrie ein brennender Balken in der Agonie der Selbstopferung auf, löste sich vom Turmdach und raste Schnüffi brüllend entgegen. Seine gesamte Alptraumwelt wurde zu dem flammenverzehrten, auf ihn zufliegenden Deckenbalken. Schnüffi schrie auf, sprang zurück und spürte, daß die sengende Hitze ihn für eine, sein Herz zum Stillstand bringende Sekunde einhüllte, dann fiel der brennende Balken an ihm vorbei und stürzte in das von Rauch erfüllte Treppenhaus.
    Warum hatte er es nur geschehen lassen? So unvorstellbar es auch war, irgendwie war es Schnüffi Löschler in diesem Alptraum ganz und gar mißlungen, seiner Pflicht für die axolotische Gesellschaft nachzukommen. Weshalb hatten seine Nasenlöcher nicht prophezeiend gebebt und ihn vor dem bevorstehenden Brand gewarnt? Hatte er das Talent verloren, Feuersbrünste unfehlbar vorherzusehen? War dies das Ende seiner Laufbahn bei der Axolotischen Brandprävention?
    Das Alptrauminferno tobte unaufhaltbar um ihn herum und brüllte wie ein tollwütiger Drache mit starkem Sodbrennen. Dann vernahm er es trotz des Lärms des vernichtenden Brandes erneut: Das schlechte Gewissen überwand die Panik und jagte ihn die Treppe hinauf, denn er vernahm das verschreckte Gewimmer seines treuen Esels Erwin.
    Sie waren seit Jahrzehnten ein Team, hatten keine bevorstehende Feuersbrunst verpaßt und waren jedesmal in der sprichwörtlichen letzten Sekunde aufgekreuzt, hatten ihren Ledereimer über den schmorenden Eicheln einer gewaltigen, in der Entwicklung befindlichen Infernoeiche geleert und ihre Hoffnungen für immer in Dampf gelöscht. Er mußte Erwin erreichen, bevor es zu spät war.
    Wieder ratterte ein adrenalingetränktes Quäken durch Schnüffis Hirn, stärkte seine Entschlußkraft und jagte ihn die scheinbar endlos nach oben führende Treppe hinauf. Zwei weitere Balken fegten auf Wagen mit feuriger Zunge aus dem Nichts herab und nagelten ihn an die Wand. Sie krachten auf die Treppe, prallten ab, flogen ins Treppenhaus hinunter, überschlugen sich und verspritzten Feuerzungen.
    Mit einem Aufbrüllen gingen jene achtzig Fuß des Treppenhauses in Flammen auf, die seinen Rückweg sichern sollten.
    Schnüffi knirschte mit den Zähnen. Nun gab es keinen Rückweg mehr. Er mußte weiter nach oben, die Angst vor der Gefahr heldenhaft beiseite schieben und alles, was gegen ihn war, bekämpfen, um seinen treuen Esel zu retten. Und als wolle Erwin ihn ermutigen, ertönte schon das nächste Quäken, wenn auch gedämpft, denn es kam hinter einer Holztür hervor.
    Schnüffi zwang seine Beine zum Handeln und eilte über die endlose Treppe mutig weiter nach oben. Dann war er auf dem obersten Absatz, und nur noch eine Eichentür trennte ihn von dem treuen Tier. Und eine Wand heldenverbrennender Flammen. Ach, und natürlich auch ein dichter Rauchvorhang, der seine Sicht erheblich einschränkte.
    Für jeden außer Schnüffi wäre dies eine Katastrophe gewesen. Aber darüber konnte er nur lachen. Es bedurfte schon etwas mehr als einer solchen Barriere, um Schnüffi Löschler von seinem zottigen Grautier fernzuhalten. Besonders jetzt, da er schon so weit gekommen war.
    Schnüffi schnaubte, scharrte wie ein geiles Rhinozeros mit den Füßen, nahm Anlauf und stürmte los.
    Die Tür flog beim Ansturm seiner Schulter knallend auf, Holzsplitter sausten in alle Richtungen. Mit einem Satz hatte er den Raum durchquert und sprang auf Erwins Rücken. Der treue Esel wieherte vor Freude, als er das vertraute Gefühl der sich um seine Wampe legenden Beine spürte. Er galoppierte voran und sprang aufs Fenster zu. Dann flogen sie, eingerahmt von einer Milchstraße wirbelnder Glassterne, in die Nachtluft hinaus.
    Um genau zu sein, einhundert Fuß in die Nacht hinaus.
    Das hungrige Gestein grinste ihnen erwartungsvoll entgegen, und Schnüffi erkannte, wie wenig aerodynamisch ein durchschnittlicher Esel war.
    Der Boden raste ihnen mit dem grenzenlosen Enthusiasmus eines verdreckten Labradorhundes entgegen.
    Schnüffi schrie,

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