Das göttliche Dutzend
Tafel begeben«, sagte er. »Wir sind im Augenblick leider … ähm … anderweitig gebunden.«
»Was erwartet ihr von mir?« schrie Schoysal. »Daß ich euch füttere?«
Drei Gottheiten rollten erfreut mit den Augen. Soviel Aufmerksamkeit genoß nicht mal die Hohe Tafel. Es sah immer besser aus.
Zu ihrer Enttäuschung verschwand Schoysal hinter ihnen und begann knurrend ihre Flammstabil-Hanfbindungen zu lösen.
»Bringt uns ein paar Rosinenbrötchen«, knurrte er. »Kann im Moment nicht an die Tafel kommen. Pah! Ihr seid jämmerlich, und was bekomme ich dafür? Nichts! Also, wenn ich nicht bald ein paar Antworten kriege, setzt es was. Dann bin ich gezwungen, sehr, sehr böse zu werden, darauf könnt ihr euch verlassen.«
Etwas später schlugen die Gottheiten ihre Zähne in das harte, aber nachgebende Steinofenbrot Hölliens und grinsten sich beim Kauen eins. Wogen von Beifall strahlten von ihnen aus, verbreiteten sich, streichelten Schoysals fiebernde Stirn und kühlten seine schlechte Laune ab.
»Ich sag’s euch, ich kann echt gemein werden. Wirklich. Es wird euch noch echt leid tun, daß ich euch geschnappt habe, wenn ihr nicht nett seid und mir wenigstens eine Kleinigkeit darüber erzählt, wo die Anti-Personen-Gebetsminen so ungefähr sein könnten.«
Die sechs Gottheiten futterten pausenlos; sie schenkten Schoysals Gequengel nicht die geringste Beachtung. Was die Einzelheiten betraf, so konnten sie sich auch später darum kümmern. Wenn es etwas an diesem Kursus gab, das sie nicht verstanden, konnten sie schließlich auch fragen. Es mußte schließlich irgendwelche Regeln geben oder so was.
Schoysal löste grollend auch Zorns Fesseln.
»Also, wenn ihr mir nicht sagt, wo die Anti-Personen-Gebetsminen sind«, quatschte er, »könnte ich wirklich leicht sauer werden und …«
Zorn atmete tief ein, rutschte vom Stuhl, richtete sich zu voller Größe auf und rieb seine Handgelenke. Sein Blick stierte fest auf Schoysals Brustkorb.
»Kann ich dann jetzt gehen?« fragte er. »Ich hab meinen Teil des Abkommens doch erfüllt, oder? Ich hab den ganzen Text übersetzt, und …«
»Ja, ja, hau ab«, murmelte Schoysal in Gedanken, da er sich mit den sechs anderen Gefangenen beschäftigte.
Nabobs Kinnlade klappte herunter, als er Schoysals Worte hörte. Er hatte wirklich sein Wort gehalten! Das war ja noch nie dagewesen! Fühlte er sich etwa nicht wohl?
»Durch die Tür da«, sagte Schoysal und deutete mit einer krummen Kralle in die entsprechende Richtung. Wogen von Beifall leckten an seiner Wut, sie kamen von den fröhlich mampfenden Gottheiten.
»Mach schon, verschwinde«, sagte Schoysal.
Zorn verschwendete nicht die geringste Zeit; er wetzte mit freudig erregter Miene zur Tür, packte die Klinke und drückte sie …
»Zorn!« schrie Schoysal.
Der Mietprediger wandte sich um. Er rechnete mit einer bösartig grinsenden Visage, einer Kralle, die ihn zurückriß und wieder auf dem Hocker festband.
Schoysal schaute ihn an, eine Woge von Frohlocken durchschleimte ihn zufrieden, wie warmer Sirup ein frisch getoastetes Hefeküchlein. Ein eigenartiger Ausdruck legte sich auf sein Gesicht, er war fast friedlich, fast glücklich. Es war sehr verstörend. »Ich wollte nur sagen, ähm … Was die Übersetzung und so angeht … Na ja … Da-danke.«
Nabobs Kinnlade lag auf seinem Brustkorb, als er Schoysal musterte. Was war nur mit ihm los? War er krank? Hatte er irgendwas Unrechtes gegessen? Er maß die Steinofenbrote mit einem vorwurfsvollen Blick.
Zorn grinste und verschwand hinter der Tür. Er wußte zwar nicht im geringsten, was hier vor sich ging, hatte sich aber vorgenommen, den Vorteil der Situation gnadenlos auszunutzen. Die Tür knallte hinter ihm zu.
»Mann, ist das lecker!« rief Plast aus und wischte sich den Mund ab. »Genau die richtige Zuckermenge, um einem Leib ein Wohlgefühl zu verschaffen! Kann ich noch eins haben?«
»J-ja …« antwortete Schoysal verträumt. »Wie viele wollt ihr noch? Ich geh dann mal eben, und …«
Er drehte sich um und fegte über den Boden zur anderen Höhle hinüber, beschleunigt von einer zunehmenden Purpurwoge der Erleuchtung, die von den Gottheiten ausstrahlte.
Er hätte wirklich mal einen Blick auf seinen Gebetsminendetektor werfen sollen. Der hätte ihn vor der Gefahr gewarnt. Die beiden sechszölligen Nägel, auf denen die löffelartigen Zeiger standen, beugten sich nach hinten, als die theophobischen Zellen dem zunehmenden Ansturm der Gebetsminenwellen zu
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