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Das göttliche Dutzend

Das göttliche Dutzend

Titel: Das göttliche Dutzend Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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sechs Gottheiten hier? Es hatte doch wohl nichts mit den Dokumenten zu tun, die er übersetzt hatte? Oder doch? Arbeiteten sie etwa auch für Syffel?
    Flychtha musterte Zorn argwöhnisch und finster. »Wenn er nicht zu uns gehört, warum ist er dann hier, allein mit uns, und nach all diesen Fragen? Es gefällt mir nicht. Es gefällt mir überhaupt nicht. Ich glaube, wir sollten so schnell wie möglich von hier verschwinden. Uns davonmachen, sozusagen.«
    »Was? Glaubst du etwa, er ist ’n Spitzel?« grunzte Nockauth spöttisch.
    »Ja, er ist ’n Spitzel, der unsere Gespräche belauschen soll …«
    »Und wozu?« konterte Nockauth. »Das ist doch völlig unlogisch.«
    »Er wird mir meine Kreationsgeheimnisse stehlen!« winselte Elli Vithal.
    »Nein, nein«, sagte Flychtha mit einem Anflug von Paranoia. »Ich habe davon gehört. Erinnert ihr euch noch an den Tagungspunkt Verschiedenes vor ein paar Tagen? Erinnert ihr euch noch an Spylers abgefahrene Ideen? Glaubt mir, nur er steckt dahinter!«
    »Was? Der Typ am dritten Tisch?« platzte Nockauth hervor. »Der Typ, der das Todesmanagement und die Krisenleitung unter sich hat? Ich kenn ihn von irgendwoher. Hmmm, wenn alles seine Schuld ist, werd ich’s mit ’n paar gutgezielten Haken richten, darauf könnt ihr euch verlassen.«
    Flychtha nickte. »Ja, der war’s. Er sucht willkürlich irgendwelche Gottheiten aus, und Schwupp, bevor man sich versieht, ist man in einem seiner Kurse. Ich hab von ein paar Leuten gehört, die sich mit einem Kompaß und dreiundzwanzig Seilen irgendwo im Nichts wiederfanden und sich den Weg nach Hause selbst suchen oder ein Zelt aufstellen mußten. Oder so was. Soll angeblich den Teamgeist stärken. Aber meist endet es nur damit, daß sie sich in die Hose machen.«
    »Klingt lustig«, sagte Nockauth grinsend.
    »Aber was sollen wir denn hier?« fragte Elli Vithal verzweifelt. Eine Locke fiel ihr in die Augen. »Teamgeist ist doch wohl nicht wichtiger als Haarpflege, meine Lieben. Und was hat der nur immer mit seinen Anti-Personen-Sowiesos?«
    Niemand bekam eine Gelegenheit, ihr zu antworten, denn in diesem Augenblick trat ein Huf die Tür auf und Schoysal erschien mit einem großen Tablett voller Steinofenbrote. Er kämpfte sich zum Tisch durch und knallte es ungeduldig auf die Platte. »Da, seid ihr jetzt zufrieden?«
    Alle Augen stierten die sieben klumpiggrauen Stücke an. Und die Gottheiten grinsten. Vielleicht war Spylers neuer Kursus gar nicht so übel. Na schön, die Qualität der Nahrung deckte sich nicht unbedingt mit der Norm, an die sie Dank des Wohlwollens des unvergleichlichen lieben alten Luitschi Fabritzi in Manna Ambrosias Restaurant gewöhnt waren, aber, Mann, es wurde wirklich von einem Kellner gebracht. Fast wie an der Hohen Tafel. Fast.
    »Wo sind die Anti-Personen-Gebetsminen?« schnaufte Schoysal schon wieder, wie ein Verhörpapagei, der nur eine Frage kannte und sich am Klang der eigenen Stimme ergötzte.
    »Ähm, ich weiß nicht genau, ob es schon mal jemand gefragt hat«, wandte Flychtha ein und sprach damit eine Frage an, die man schon vor fünf Stunden hätte stellen sollen, als Schoysal zum ersten Mal das Thema Anti-Personen-Gebetsminen in Angriff genommen hatte.
    »Um was geht’s denn?« fauchte Schoysal ungeduldig und funkelte ihn aus eng zusammengezogenen Schlitzpupillen finster an. Dampfwölkchen stiegen aus seinen Nüstern auf.
    »Ähm, nun ja …« erwiderte Flychtha. »Was ist es? Ich hab nicht die geringste Ahnung, um was es sich bei diesen Anti-Personen …«
    Der Brüll- und Fluchausbruch, der sich auf Schoysals Miene abzeichnete, wurde nur durch Nabobs Rückkehr abgelenkt. Er brachte einen dampfenden Topf Schwefel herein.
    Eine Woge der Anerkennung schleimte bei der willkommenen Ankunft weiterer Erfrischungen aus den versammelten Gottheiten hervor. Unbemerkt schwollen die kleinen Purpurpilotlichter, die über ihren Köpfen schwebten, an, und fuhren drängend auf Schoysal und Nabob zu.
    Nabob stellte den Topf auf den Tisch und überraschte sich selbst, indem er die Reihe der sieben Gäste lieb anlächelte. Ähm, die Reihe der sieben Gefangenen. Es sind Gefangene! redete er sich schnell ein und trat mit einer höflichen Verbeugung zurück.
    Schoysal funkelte die Gefangenen an, musterte mit finsterer Miene das Steinofenbrot und fauchte: »Es ist alles da, also bedient euch.«
    Niemand rührte sich.
    »Na? Worauf wartet ihr?«
    Plast bewegte schüchtern seine Handgelenke. »Wir können uns nicht an die

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