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Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen

Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen

Titel: Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Carter
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gegeben?“
    „Ja“, erwiderte er und reichte mir ein Glas Wasser. Mit bebenden Händen nahm ich es entgegen und verschüttete mehr, als ich trank. Henry füllte es wieder auf, und diesmal hielt er mir das Glas an die Lippen. „Du warst tot, und ich konnte dich nicht heilen. Das war ihr letztes Geschenk an dich.“
    Mir entfuhr ein Schluchzen, als der Kummer mich übermannte. Jetzt war sie fort, und daran war ich schuld. Weil ich Calliope zu nah an mich herangelassen hatte. Weil ich der falschen Person vertraut hatte. Ich fühlte mich, als würde ein Stück von mir fehlen, als hätte ich etwas Lebenswichtiges verloren, das ich niemals zurückbekommen würde. Ich war gleichzeitig leer und erfüllt von einem herzzerreißenden Schmerz. Alles fühlte sich verkehrt an.
    Es vergingen mehrere Minuten, bevor ich Henry wieder ansehen, geschweige denn sprechen konnte. Als ich mich schließ-lich zusammennahm, sah ich alles verschwommen, und meine Stimme klang heiser und gepresst.
    „Was ist passiert, nachdem ich im Fluss umhergetrieben bin?“
    Sein Griff um meine Hand wurde fester.
    „Ava hat dich gefunden. Sie hat sehr lange alles versucht, um dich zu retten, doch trotz all ihrer Anstrengungen war es hoffnungslos.“
    Mir wurde die Kehle eng. Nach allem, was ich ihr angetan hatte, hatte Ava trotzdem versucht, mich zu retten.
    „Und Calliope?“
    Henrys Gesicht nahm einen harten Ausdruck an. „Nicholas hat sie festgenommen. Sie wird sich für ihre Taten verantworten müssen und verurteilt werden. Und ich verspreche dir, solange die Hölle meinem Befehl untersteht, wirst du sie niemals wiedersehen müssen.“
    Ich erschauderte, und sorgsam zog Henry die Decke wieder über mich. Ich brachte es nicht fertig, ihm zu sagen, dass ich nicht fror.
    „Sie hat dir diese Albträume geschickt“, erzählte er. „Und sie war es, die versucht hat, euch von der Straße abzubringen. Wie wir alle hat sie das Potenzial in dir erkannt, und ich vermute, in ihren Augen blieb nur die eine Möglichkeit: dich auszuschalten, bevor du überhaupt nach Eden Manor gekommen bist.“
    Und beinah hätte sie das auch geschafft. Wenn ich mir bisher nicht sicher gewesen war, so war ich jetzt überzeugt, dass wir allein deshalb nicht gegen die Bäume geprallt waren, weil Henry uns beschützt hatte.
    „Was wird mit ihr passieren?“
    „Ich weiß es noch nicht. Sie muss gewusst haben, dass sie diesmal nicht unentdeckt davonkommen würde, denn sie hat nicht versucht, wegzulaufen oder ihre Schuld abzustreiten, aber …“ Er zögerte. „Ich vermute, sie hat geglaubt, sie stünde über jeder Strafe. Angesichts all der Dinge, die geschehen sind, halte ich es für angemessen, wenn du über ihr Schicksal mit entscheidest.“
    Ich setzte an zu fragen, warum sie glaubte, sie würde nicht bestraft werden, doch ein Teil von mir wusste es bereits.
    „Sie liebt dich so sehr, dass sie den Gedanken nicht ertragen konnte, dich mit jemand anderem zu sehen. Sie hat geglaubt, sie wäre die Einzige, die dich glücklich machen könnte.“
    „Und stattdessen ist sie diejenige, die fast den Rest meiner Existenz zerstört hat.“ Henry beugte sich herab und küsste meine Fingerknöchel. „Ich bin es, der versagt hat, nicht du. Und ich werde den gesamten Rest unserer gemeinsamen Zeit alles tun, was nötig ist, um das wiedergutzumachen.“
    „Du hast nicht versagt.“ Ich versuchte mich auf die Seite zu drehen, um ihn anzusehen, doch alles, was diese Bewegung mir einbrachte, waren brennende Schmerzen. „Ich bin diejenige, die dich enttäuscht hat.“
    Er musste wissen, dass ich die Prüfung meinte, trotzdem schüt-telte er den Kopf.
    „Du könntest mich niemals enttäuschen. Ich hätte die Zeichen schon viel früher erkennen müssen und sie niemals in deine Nähe lassen dürfen. Das Ganze tut mir so unendlich leid.“
    Für einen langen Moment blieb ich still, und schließlich fragte ich zaghaft: „Ist zwischen uns alles gut? Ich meine nicht … nicht das hier, sondern die Sache mit dem Kakao und …“
    „Ja“, beruhigte er mich sofort. „Ich entschuldige mich dafür, wie ich an jenem Morgen reagiert habe. Ich war nicht wütend auf dich, sondern …“ Er hielt inne, und für eine Sekunde wirkte er zornig. „Es war nicht deine Schuld. Es war ein vergiftetes Getränk, sonst nichts.“
    „Auch wenn ich versagt habe: Ich liebe dich immer noch, okay?“ Einige Augenblicke verstrichen, und als offensichtlich wurde, dass er darauf nicht antworten würde, schloss ich die

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