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Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen

Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen

Titel: Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Carter
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kam, begann ich mich zurückzu-lehnen. Ihr Überschwang war einschüchternd.
    „Oh.“ Calliope trat einen Schritt zurück und wurde wieder rot. „Entschuldige. Hast du Hunger?“
    Tief Luft holen, dachte ich. Einatmen, ausatmen, einatmen, ausatmen, und vielleicht würde das hier irgendwann einen Sinn ergeben.
    „Erst muss sie eingekleidet werden“, bestimmte Ella und ging auf den Kleiderschrank zu. „Katherine, was ist deine Lieblingsfarbe?“
    „ Kate . Nennt mich Kate“, presste ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Es war entschieden zu früh am Morgen für das hier. „Und ich hab keine.“
    „Du hast keine Lieblingsfarbe?“, rief Calliope ungläubig, wäh-rend sie zu Ella ging und ihr half. Ich stand auf und reckte mich, konnte aber nicht erkennen, was die beiden da genau taten. Sie standen vor dem Schrank, der aussah, als wäre er zum Bersten voll mit Klamotten.
    „Heute nicht“, entgegnete ich gereizt. „Nur zur Info, ich kann mich schon selbst anziehen.“
    Ella und Calliope befreiten etwas langes, weiches Blaues aus dem Kleidergewühl. Triumphierend lächelnd drehten sie sich zu mir um …
    Oh nein.
    „Falls du nicht irgendeine übermenschliche Fähigkeit besitzt, dir selbst ein Korsett zu schnüren, brauchen wir gar nicht darüber zu diskutieren, ob du dich allein ankleidest“, gab Ella zurück, ein Glitzern in den Augen. Ich konnte mich nicht entscheiden, ob es amüsiert oder boshaft aussah. Wahrscheinlich beides.
    In den Händen hielten sie ein blaues Kleid, das so tief ausgeschnitten war, dass nicht einmal Ava es angefasst hätte. Die Ärmel waren lang und schmal geschnitten und wurden zum Handgelenk hin weiter, und es war mit Spitze besetzt. Spitze .
    Mit großen Augen sah ich die beiden an. „Das kann nicht euer Ernst sein.“
    „Es gefällt dir nicht?“ Calliope runzelte die Stirn und strich über den weichen Stoff. „Was hältst du von etwas in Gelb? Du würdest gut aussehen in Gelb.“
    „Ich trage keine Kleider“, erklärte ich mit zusammengebissenen Zähnen. „Nie.“
    Ella stieß einen verächtlichen Laut aus. „Ist mir egal, jetzt tust du’s. Für die Garderobe bin ich zuständig, und wenn du das, was du am Körper trägst, nicht so lange anbehalten willst, bis dir vor Gestank niemand mehr zu nahe kommen will, ziehst du das hier an.“
    Ich starrte die blaue Monstrosität an. „Ich bin nicht deine Anziehpuppe. Du kannst mich nicht zwingen, mich hier zu verkleiden.“
    „Und ob ich das kann“, entgegnete Ella. „Und das werde ich auch. Ich kann aus Jahrtausenden von Mode auswählen, und ich kann dir das Leben zur Hölle machen, wenn du meinst, dagegen ankämpfen zu müssen. Schon mal versucht, dich mit einem Reifrock hinzusetzen?“ Sie bedachte mich mit einem vielsagendenBlick. „Benimm dich, und ich könnte in Erwägung ziehen, dir ab und zu einen Tag freizugeben. Aber das hier ist meine Entscheidung, nicht deine. Die hast du in dem Moment aufgegeben, als du dich bereit erklärt hast hierzubleiben.“
    „Davon abgesehen tragen hier alle Kleider“, warf Calliope fröhlich ein. „Du kannst nicht behaupten, du würdest es nicht mögen, bevor du’s ausprobiert hast.“
    Ella hielt mir das Kleid hin. „Deine Entscheidung. Teure, bequeme Kleider, die du in ein oder zwei Tagen gar nicht mehr bemerken wirst, oder deine Jeans, die in einer Woche von allein stehen bleibt.“
    Wütend riss ich es ihr aus der Hand und stürmte ins Bad. Sie konnte mich zwingen, es zu tragen, aber das hieß nicht, dass ich es mögen musste.
    Mich in das Kleid zu zwängen dauerte fast zwanzig Minuten, und das ohne Korsett. An diesem Punkt hatte ich die Grenze gezogen, und Ella war schlau genug, nicht zu versuchen, mich auch noch dort reinzuzwängen. Das Kleid passte gut, auch ohne dass ich mich freiwillig erstickte, und das reichte, wie ich fand. Au-ßerdem musste ich meine Brüste auch nicht unbedingt bis ans Kinn hochgeschnürt haben.
    Als sie endlich damit fertig waren, mich anzuziehen, setzte Calliope mich auf einen Stuhl und fummelte ein paar Minuten lang an meinem mausbraunen Haar herum. Während der Arbeit summte sie, und jegliche Fragen meinerseits wurden ignoriert oder von willkürlichen Gesangsausbrüchen übertönt. Gerade als ich begann, mich zu fragen, ob es jemals enden würde, erklärte Calliope, ich sei fertig und das Frühstück stehe bereit.
    Frühstück. Ich war so ausgehungert, dass ich nicht einmal protestierte, als sie meine Füße in High Heels zwängten.

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