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Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen

Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen

Titel: Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Carter
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Darüber würden wir später noch sprechen, vor allem wenn sie von mir erwarteten, Treppen zu steigen. Aber fürs Erste würde ich es mal so hinnehmen.
    Immer noch etwas verloren, folgte ich ihnen aus meiner Suiteund wünschte, ich würde mehr von dem verstehen, was hier passierte. Würde so jeder Morgen ablaufen, oder würde man mir irgendwann erlauben, mich selbst anzuziehen? Sollten die beiden meine Freundinnen sein, wie Calliope es sich offensichtlich wünschte, oder sollten sie ein Auge auf mich haben und sicherstellen, dass ich nicht entkam?
    Das waren nicht einmal meine dringendsten Fragen, aber ich hatte den Verdacht, dass mir die Antworten darauf nur Henry geben konnte. In der Zwischenzeit gab es jedoch noch etwas, auf das Calliope und Ella mir eine Antwort schuldeten.
    „Calliope?“, begann ich, während sie und Ella mich durch das Labyrinth von Zimmern und Gängen führten. Angeblich gab es in dem riesigen Anwesen auch einen Frühstücksraum, aber ich war mir nicht sicher, ob ich ihnen das glaubte. Es fühlte sich an, als würden wir schon seit Stunden durch das Haus wandern. „Was hast du gemeint, als du gefragt hast, ob ich besser wäre als die Letzte?“
    Ausdruckslos sah sie mich an. „Die Letzte?“
    „Als ihr zwei dachtet, ich würde noch schlafen – da hast du etwas davon gesagt, dass ich besser wäre als die Letzte. Was meintest du damit?“
    Calliope grübelte einen Augenblick, bevor die Erkenntnis dämmerte.
    „Oh! Die Letzte. Das letzte Mädchen meinte ich. Die Letzte, die Henry hier bei sich hatte.“
    Es gab ein anderes Mädchen? „Wie lange ist das her?“
    Calliope tauschte einen Blick mit Ella, die stumm blieb. „Vielleicht zwanzig Jahre?“
    Henry war also beim letzten Mal anscheinend ein Kleinkind gewesen. Außer er sagte die Wahrheit darüber, dass er über die Toten herrschte, aber das zu akzeptieren war ich noch nicht bereit.
    „Warum muss ich dann hier sein? Warum ist sie weg?“
    „Weil sie gest…“
    Ella schlug die Hand so fest vor Calliopes Mund, dass das Klatschen durch den Raum hallte. „Es ist eben so“, versetztesie scharf. „Es ist nicht unsere Aufgabe, dir das zu erklären, Katherine. Wenn du wissen willst, warum du hier bist, frag Henry. Und du …“ Mit einem wütenden Blick strafte sie Calliope ab.
    „Oh“, entwich es mir, als mir noch ein anderer Gedanke kam. „Er … er hat gesagt, jeder hier wäre tot. Stimmt das? Seid ihr zwei …?“
    Weder Ella noch Calliope schienen überrascht von meiner Frage. Stattdessen zog Ella ihre Hand weg und ließ Calliope antworten.
    „Ja, jeder hier ist tot“, erklärte die, rieb sich die Wange und warf Ella einen mordlüsternen Blick zu. „Oder wie Henry niemals lebendig gewesen.“
    „Wann seid ihr, äh … geboren?“
    Calliope zog die Nase kraus. „Eine Lady enthüllt ihr Alter nicht.“
    Im gleichen Moment stieß Ella einen verächtlichen Laut aus, und wieder sah Calliope sie böse an.
    „Ella ist so alt, dass sie nicht mal weiß, in welchem Jahr sie geboren ist“, verriet Calliope, als wäre das etwas, wofür man sich schämen müsste. Sprachlos schüttelte ich den Kopf und wusste nicht, ob ich das alles hier wirklich glauben sollte oder nicht.
    Ella sagte nichts. Stattdessen drückte sie eine weitere Tür auf und enthüllte endlich einen langen Raum mit einem so riesigen Tisch, dass locker dreißig Personen daran Platz gefunden hätten. In meinem Kopf drehte sich noch alles wegen Calliopes Geschichte, und ich brauchte einen Moment, um zu realisieren, dass der Raum bereits voller Leute war.
    „Dein Hofstaat“, informierte mich Ella trocken. „Diener, Lehrer, jeder, mit dem du jemals Kontakt haben wirst. Sie wollten dich alle sehen.“
    Abrupt blieb ich an der Tür stehen und fühlte das Blut aus meinem Gesicht weichen. Dutzende Augenpaare starrten mich an, und plötzlich war ich mir meiner selbst peinlich bewusst.
    „Bleiben die hier, während ich esse?“, flüsterte ich. Mir wärekein besserer Weg eingefallen, sicherzustellen, dass ich keinen Bissen aß.
    „Ich kann sie wegschicken, wenn du möchtest“, beruhigte mich Calliope, und ich nickte. Sie trat vor, und als sie zweimal laut klatschte, begannen die meisten von ihnen zu gehen. Einige, die sich um das Essen kümmerten, blieben, zusammen mit zwei Männern, die unauffällig an der Seite standen, beide mit beeindruckenden Waffen ausgestattet. Der große Blonde stand so still, dass er genauso gut eine Statue hätte sein können, und der

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