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Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen

Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen

Titel: Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Carter
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imaginären Kuh gesehen hatte. Den Abend am Fluss und wie er Ava augenscheinlich wieder zum Leben erweckt hatte. Den Handel, den ich abgeschlossen hatte, und wie James versucht hatte, mich daran zu hindern. Den Besuch von Henry und wie Ava am nächsten Tag gestorben war. Meine Entscheidung, nach Eden Manor zu gehen, um zu versuchen, sie zu retten – und schließlich den Handel mit Henry, dem ich das hier zu verdanken hatte. Auf einmal erschien mir die Aussicht, sechs Monate lang bei ihm zu bleiben, längst nicht mehr so schlimm. Nicht wenn ich jede Nacht meine Mutter sehen konnte.
    „Seltsam“, sinnierte sie, doch in ihren Augen lag ein amü-siertes Funkeln. Ich konnte an unserer Situation nichts Amü-santes finden. „Ich wünschte, du hättest mir das alles früher erzählt, Kate.“
    „Tut mir leid“, murmelte ich und spürte, wie ich errötete, wäh-rend ich auf meine Hände starrte. „Ich hab geglaubt, ich werde verrückt oder so was.“
    „Wohl kaum.“ Sie streckte die Hand aus und legte sie unter mein Kinn, hob es an, bis ich sie ansah. „Versprich mir, dass du mir von jetzt an alles erzählst, was passiert, ja? Ich möchte nichts verpassen.“
    Ich nickte. Mehr Zeit mit ihr – mehr konnte ich mir nicht wün-schen.
    „Mom?“, sagte ich leise. „Ich liebe dich.“
    Sie lächelte. „Ich weiß, Liebes.“
    Als ich früh am nächsten Morgen aufwachte, wusste ich anfangs nicht, wo ich war. Ich spürte noch die Wärme der Sonne ausmeinem Traum auf der Haut und öffnete die Augen, halb in der Erwartung, meine Mutter über mich gebeugt zu sehen, doch es war nur der Himmel über meinem Bett.
    Stöhnend setzte ich mich auf und blinzelte mir den Schlaf aus den Augen. Irgendetwas stimmte nicht, und ich konnte nicht herausfinden, was es war. Dann, nach einem langen Moment, kam die Erinnerung an den vergangenen Tag zurück – der Deal, den ich mit Henry gemacht hatte –, und mein Herz setzte einen Schlag aus. Es war also doch kein bloßer Traum gewesen.
    „Glaubst du, sie ist jetzt wach? Sollte sie ja wohl, oder?“
    „Falls sie es nicht war, ist sie es jetzt mit Sicherheit.“
    Ich erstarrte. Das Flüstern kam von der anderen Seite meiner zugezogenen Vorhänge, und keine der Stimmen kam mir bekannt vor. Die erste klang hell und übermütig, die zweite erweckte den Eindruck, als wollte derjenige, dem sie gehörte, an jedem anderen Ort lieber sein als hier. Ich konnte ihm keinen Vorwurf daraus machen.
    „Was glaubst du, wie ist sie so? Besser als die Letzte, oder?“
    „Jede wäre besser als die Letzte. Jetzt halt die Klappe, bevor du sie wirklich aufweckst.“
    Einen langen Moment saß ich da und versuchte zu begreifen, was ich da hörte. Ich hatte am vergangenen Abend die Tür abgeschlossen, da war ich mir sicher. Also wie waren die hier reingekommen? Und was meinten sie mit „die Letzte“?
    Bevor ich etwas sagen konnte, knurrte mein Magen. Laut. Die Art von sagenhaft laut, bei der sich jeder im Klassenraum umdreht und kichert, während man in seinem Stuhl nach unten rutscht und versucht, nicht rot zu werden. Dank meines verräterischen Bauchs war jede Chance zu lauschen dahin.
    „Sie ist wach!“ Die Vorhänge wurden aufgerissen, und gegen das Morgenlicht hielt ich mir schützend die Hand vor die Augen. „Oh! Sie ist hübsch!“
    „Und brünett. Davon hatten wir seit Jahrzehnten keine.“
    „Danke“, murmelte ich, doch gegen die Sonne konnte ich nicht erkennen, mit wem ich sprach. „Wer seid ihr?“
    „Calliope!“ Das war die, die mich hübsch genannt hatte. Ich zwang meine Augenlider weit genug auf, um sie richtig erkennen zu können. Kleiner als ich, mit blondem Haar, das ihr bis über die Hüfte hing, und einem runden Gesicht, das vor Freude rosig leuchtete. Sie sah so aufgeregt aus, dass ich Angst hatte, sie würde gleich kollabieren.
    „Ella“, sagte das zweite Mädchen wenig begeistert. Die Augen immer noch zusammengekniffen, betrachtete ich es und spürte einen Stich der Eifersucht. Dunkles Haar, hoch gewachsen, unglaublich schön – und sie sah zu Tode gelangweilt aus.
    „Und du bist Katherine“, stellte Calliope fest. „Sofia hat uns alles über dich erzählt, wie du hergekommen bist, um deiner Freundin zu helfen, und dass du sechs Monate bei uns wohnst und …“
    „Calliope, krieg dich ein, du machst ihr Angst.“
    Ich wusste nicht, ob Angst das richtige Wort war, aber fürs Erste funktionierte es. Während Calliope auf und ab hüpfte und mir mit jeder Bewegung näher

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