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Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen

Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen

Titel: Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Carter
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kann nicht die Ewigkeit damit verbringen, mich zu bemühen, deiner Erinnerung an sie gerecht zu werden. Momentan bin ich für dich niemand, das ist mir klar …“
    „Das ist nicht wahr“, unterbrach er mich überrascht. „Denk das nicht.“
    „Lass mich ausreden.“ Ich schlang die Arme fester um mein Kissen. „Mir ist klar, dass ich nicht sie bin und es auch niemals sein werde. Ich will auch gar nicht sie sein, so sehr, wie sie dir wehgetan hat. Aber wenn das hier klappt – wenn ich bestehe –, dann muss ich wissen, dass du mich siehst, wenn du mich ansiehst. Nicht bloß die Zweitbesetzung für Persephone. Ich muss wissen, dass es in meiner Zukunft mehr gibt, als im Schatten zu stehen, während du dich für den Rest deiner Existenz in Selbstmitleid suhlst. Denn wenn James die Wahrheit sagt, kann ich gehen, wannimmer ich will. Und wenn du das hier in dem vollen Bewusstsein machst, dass es dich – egal, was ich tue – unglücklich machen wird, die Hälfte vom Rest der Ewigkeit mit mir zu verbringen, dann sag’s mir jetzt, und ich erspar’s uns beiden.“
    Die Sekunden verstrichen, und Henry schwieg. Es war unfair, dass er bereit war, die Ewigkeit wegzuwerfen, wenn es da draußen Menschen gab – meine Mutter eingeschlossen –, die leben wollten, es aber nicht konnten. Während ich stur weiter aus dem Fenster blickte, wuchs mein Zorn. Doch wenn ich Henry nicht anschreien wollte, bevor er eine Gelegenheit gehabt hatte, zu antworten, blieb mir keine Wahl – ich musste warten.
    „Ich hab dir ein Geschenk mitgebracht.“
    Ein winziges Stück zuckte mein Kopf in seine Richtung, bevor ich mich zurückhalten konnte.
    „Das ist keine Antwort.“
    „Doch, ist es“, widersprach er. „Ich würde dir kein Geschenk wie dieses machen, wenn ich nicht wollte, dass du bleibst.“
    Ich runzelte die Stirn.
    „Was für ein Geschenk soll das denn sein?“
    „Wenn du dich umdrehst, wirst du es sehen.“
    Bevor ich seinem Vorschlag folgen konnte, stupste mich etwas an der Schulter an. Etwas Kaltes, Nasses und sehr Lebendiges.
    Ich fuhr herum, strampelte mich in eine sitzende Position und starrte auf das schwarz-weiße Fellbündel, das neben mir auf dem Bett saß. Mit glänzenden Augen sah es zu mir auf und wedelte mit dem winzigen Schwanz. Ich schmolz dahin, und für den Augenblick war aller Ärger und Frust vergessen.
    „Wäre ich nicht der Überzeugung, dass du die Dinge ändern kannst, hätte ich gar nicht erst dein Leben in Gefahr gebracht“, sagte Henry. „Es tut mir leid, dass du das Gefühl hast, für mich wärst du niemand, Kate. Denn in Wahrheit ist es das genaue Gegenteil. Und ich könnte niemals von dir erwarten, Persephone zu sein“, fuhr er fort, wieder mit diesem Hauch von Schmerz in seiner Stimme. „Du bist du, und sobald ich es kann, werde ich dir alles erzählen. Ich versprech’s.“
    Ich starrte den Welpen an und traute mich nicht, etwas zu sagen, das seine Meinung doch noch ändern könnte. War er bloß wie James und sagte die Dinge, von denen er dachte, ich wollte sie hören? Oder meinte er es ernst?
    „Meinetwegen hast du heute einen Freund verloren, und ich wollte nicht, dass du einsam bist“, erklärte er, während er den kleinen Hund streichelte, dessen Schwanz eifrig auf die Matratze klopfte. „So, wie ich es verstehe, schafft man sich kein gemeinsames Haustier mit jemandem an, wenn man nicht erwartet …“ Er zögerte. „Wenn man nicht hofft, mit dieser Person zukünftig einiges an Zeit zu verbringen.“
    Erwarten. Hoffen. Welches von beiden hatte er wirklich gemeint?
    Ich wollte ihm sagen, wohin genau James sich unsere sogenannte Freundschaft schieben konnte, doch ich brauchte einen Moment, bis ich mich wieder erinnerte, wie man sprach. Meine gesamte Kindheit hatte ich damit verbracht, meine Mutter um einen Hund anzubetteln, doch sie hatte sich immer geweigert. Nachdem sie krank geworden war, hatte ich es aufgegeben. Ich wäre nicht in der Lage gewesen, mich gleichzeitig um sie und ein Haustier zu kümmern.
    Woher hatte Henry das gewusst? Oder hatte er einfach geraten?
    „Ist es – ist es ein Mädchen oder ein Junge?“
    „Ein Junge.“ Er lächelte. „Ich möchte Cerberus nicht auf dumme Gedanken bringen.“
    Ich zögerte.
    „Er gehört mir?“
    „Dir ganz allein. Du kannst ihn im Frühling sogar mitnehmen, wenn du möchtest.“
    Ich hob den kleinen Hund hoch und schmiegte ihn an meine Brust. Die Hinterbeine auf meinen Arm gestemmt, reckte er sich nach oben und

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