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Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen

Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen

Titel: Das göttliche Mädchen - Carter, A: Das göttliche Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aimée Carter
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wieder, wenn die richtige Zeit gekommen ist.“
    „Meine Mutter nicht.“ Schwer ließ ich mich in den Schnee plumpsen. Es war mir egal, ob meine Jeans dabei nass wurde. „Seit ihrer ersten Diagnose haben wir jedes Jahr ihren letzten Geburtstag gefeiert. Aber diesmal ist es wirklich so weit.“
    „Es tut mir leid.“ Er setzte sich neben mich und legte mir den Arm um die Schultern. Die Wärme seines Körpers bewahrte mich davor, taub vor Kälte zu werden. „Kann ich irgendetwas tun?“
    Ich schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht, was ich ohne sie machen soll.“
    Henry blieb für einen langen Moment still, und als er das Wort ergriff, klang seine Stimme wie von weit her.
    „Darf ich dir etwas zeigen?“
    „Was denn?“
    „Schließ die Augen.“
    Ziemlich sicher, was geschehen würde, gehorchte ich und wartete auf das Gefühl der Luftveränderung. Statt eines Wechsels von der Kälte draußen ins warme Innere spürte ich jedoch plötzlich Sonnenstrahlen und eine laue Brise auf meinen Wangen. Wir befanden uns immer noch draußen.
    Ich öffnete die Augen, halb in der Erwartung, immer noch im Garten zu sitzen, und musste mich an Henry festhalten, als ich mich umsah. Wir saßen mitten im sommerlichen Central Park,genau wie meine Mutter und ich in meinen Träumen, außer dass der Park jetzt leer war. Meine Mutter war nirgends zu entdecken.
    „Henry?“, fragte ich unsicher, während ich mich weiter umblickte. Ganz in der Nähe lag der See, und von irgendwo weiter weg hörte ich ein paar Zeilen eines vertrauten Songs, doch wir waren allein. „Was machen wir in New York?“
    „Wir sind nicht in New York.“ Er klang sehnsüchtig. Ich rückte näher an ihn heran, gleichzeitig ängstlich und fasziniert von diesem Ort. „Dies ist dein Jenseits.“
    Sprachlos starrte ich ihn an, während seine Worte sich ihren Weg in meinen Kopf bahnten.
    „Du meinst, das hier ist … wir sind …“
    „Dies ist deine eigene Ecke der Unterwelt.“ Als er meinen Gesichtsausdruck sah, hob er eine Augenbraue. „Keine Sorge, wir sind nur vorübergehend hier. Ich wollte, dass du es siehst.“
    Verwirrt sprang ich auf, blickte wild umher und hoffte, gleich würde meine Mutter auftauchen, doch hier waren nur Henry und ich.
    „Warum?“
    „Ich wollte, dass du es siehst, damit du weißt …“ Er hielt inne, doch er musste nicht zu Ende sprechen. Ich verstand auch so, was er nicht sagte. Er wollte mir zeigen, wohin ich gehen würde, wenn ich starb. Mir wurde übel, und wütend starrte ich ein unschuldiges Grasbüschel an. Also kämpfte er gar nicht wirklich.
    Doch er fuhr fort, den Blick auf den Boden gerichtet.
    „Ich zeige dir das hier, damit du eine Erfahrung aus erster Hand hast, wenn du die Prüfungen bestehst.“ Eine Lüge, doch ich versuchte, ihm zu glauben. „Sobald du unsterblich bist, wird die Unterwelt um dich herum immer die Gestalt annehmen, die sie für den Sterblichen hat, der sich darin befindet.“ Mehrere Sekunden verstrichen, und leiser fügte er hinzu: „Außerdem möchte ich mir sicher sein, dass du am Ende zufrieden sein wirst, falls der Rat nicht zu deinen Gunsten entscheidet.“
    Zu meinen Gunsten, nicht zu seinen. Nicht zu unseren.
    Abrupt wirbelte ich zu ihm herum.
    „Warum lässt du dich von denen so gängeln? Der Rat, deine Familie, was auch immer die sind – wenn du denkst, dass ich gut genug bin, warum sagst du denen nicht einfach, sie sollen den Rand halten und deine Entscheidung respektieren?“
    Henrys Gesichtsausdruck war nicht zu deuten, als er sich erhob.
    „Ich bin nicht allmächtig.“ Vorsichtig trat er auf mich zu. Ich wich nicht zurück. „Es liegt in der Macht des Rats, solche Entscheidungen zu treffen, nicht in meiner.“
    „Aber du könntest es wenigstens versuchen, und in letzter Zeit sehe ich davon nicht besonders viel“, gab ich wütend zurück. Sein Gesicht nahm einen gequälten Ausdruck an, doch ich redete weiter. „Bist du nicht selbst in diesem Rat?“
    „Ja und nein.“ Er bedeutete mir, mich wieder mit ihm ins Gras zu setzen, doch ich weigerte mich und blieb mit vor der Brust verschränkten Armen stehen. „Die meiste Zeit verbringe ich von ihnen getrennt. Wenn sie meine Meinung wünschen oder eine Entscheidung direkten Einfluss auf meine Pflichten hat, nehme ich an ihren Beratungen teil. Aber ihre Entscheidungen betreffen die Welt der Lebenden. Das ist nicht mein Reich.“
    „Warum sagst du denen dann nicht einfach, sie sollen sich das sonst wo hin schieben und es

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