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Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Das Gold der Lagune: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerit Bertram
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Freundes gefolgt. »Die sind schon verkauft. Werden heute oder morgen abgeholt.«
    »Schade. Dann mach mir genau solche, ja?«
    »Die kosten aber mindestens zehn Witten.«
    »Einverstanden.« Während Baldo seine Füße wieder in die alten Stiefel quetschte, kam ihm plötzlich ein Gedanke. »Sag mal, Veit … Wäre es möglich, die Schuhsohlen hohl zu machen? Bekommst du das hin?«
    »Natürlich. Du hast es hier schließlich nicht mit irgendeinem Flickschuster zu tun, sondern mit einem der besten Schuhmacher seiner Zunft. Aber sag, wozu brauchst du den Hohlraum?« Der Mann kratzte sich am Hinterkopf. »Das ist wirklich eine ungewöhnliche Bitte. Raus damit, ich sehe dir doch an, dass du etwas im Schilde führst!«
    »Tatsächlich?« Baldo erhob sich und setzte eine möglichst gleichmütige Miene auf. »Ich will eine Gnippe darin verstecken, verstehst du? Schließlich kann man nie wissen, oder? Und mein liebes Weib würde sich zu Tode erschrecken, wenn es das Schnappmesser zu sehen bekäme.«
    »Ja, die Weibsbilder, die ängstlichen«, schmunzelte der Schuster. »Meine Frau geht jeden Abend bewaffnet mit unserem Besen ums Haus, aus Angst vor Dieben oder Räubern.«
    Die Männer lachten herzlich, um sich dann voneinander zu verabschieden.
    Am Nachmittag machten sich Cristin und Baldo auf den Weg zur Goldspinner-Zunft. Sie hatten Glück, Hinrick Hohusen, der Zunftmeister, kannte tatsächlich einen jungen Mann, der erst vor kurzem die Gesellenprüfung abgelegt hatte und nun auf der Suche nach einer Anstellung war. Hohusen empfahl ihnen den Burschen als zuverlässig. Die beiden suchten den Gesellen in seiner Kammer am Rödingsmarkt auf und wurden sich rasch einig. Friedhelm Weber würde die Goldspinnerei weiterführen, solange seine Herrin und ihr Mann außer Landes waren. Elisabeth wussten sie bei Minna in guten Händen, auch wenn allein der Gedanke, das Kind in Hamburg zu lassen, Cristin einen Stich ins Herz versetzte.
    So kam der Tag, an dem Baldo und Bastian Landsberg je einen, von einem kräftigen Pferd gezogenen Planwagen durch die Straßen lenkten, vorbei an St. Catharinen und schließlich durchs mächtige Winsertor aus den Mauern der Hansestadt hinaus. Cristin und die beiden Männer wussten, eine anstrengende Reise von vielen Wochen lag vor ihnen, bis sie die prächtige, für ihren Tuchhandel berühmte Stadt jenseits des gewaltigen Alpengebirges erreichten.
    Cristin saß neben ihrem Mann auf dem Kutschbock und betrachtete die Felder, an denen sie vorüberfuhren. Es war Erntezeit, und jeder, der alt genug war, um laufen zu können, half tatkräftig mit. Sie ließ die friedlichen Bilder auf sich wirken und spürte einen Hauch von Wehmut in sich. Wenn wir wieder zu Hause sind, werden die Bäume kahl und die Erde frostig sein, überlegte Cristin, während sie versuchte, sich den Anblick mit den letzten rot leuchtenden Früchten der Apfelbäume einzuprägen, die die Straße säumten.
    Sie dachte an die vergangene Nacht. Baldo und sie waren durch das stille Haus gelaufen, auf der Suche nach einem geeigneten Versteck für Jadwigas Juwelen.
    »Warum bringen wir sie nicht einfach zu Ludewig, Liebes?«, hatte er geflüstert. »Ihm können wir vertrauen. Er würde niemals …«
    »Kommt nicht infrage. Wir verstecken sie hier.«
    »Wieso nicht beim Bader?«
    »Was glaubst du, was passieren würde?« Manchmal war ihr Mann wirklich schwerfällig im Denken. »Wir müssten ihm alles von der Reise erzählen. Und ich kann mir Ludewigs Reaktion lebhaft vorstellen.«
    »Du fürchtest seinen Wutausbruch, weil schwangere Frauen an den heimischen Herd gehören?« Er grinste bis zu den Ohren. »Das geschähe dir recht, Cristin Schimpf.«
    Sie knuffte ihn in den Bauch, ersparte sich eine Erwiderung, und zog ihn stattdessen über den dunklen Flur.
    Cristin musste schmunzeln, als sie das Bild von vergangener Nacht vor Augen hatte. Nun lagen die Juwelen, gut in Tücher eingewickelt und verschnürt, unter einer Holzbohle im Vorratsraum. Baldo hatte ihr gesagt, er habe einen Sack mit getrockneten Früchten daraufgestellt, um die kleine, kaum sichtbare Öffnung im Fußboden vor den Blicken Neugieriger zu verbergen.

32
    Hamburg
    G oldspinnerei Schimpf « , verkündete das Schild über der Eingangstür des roten Backsteinhauses. Die grünen Augen in Mirke Pöhlmanns rundem Gesicht wurden schmal. Es war so leicht gewesen, Emmerik zu belügen.
    »Ich muss nach Ahrensborg. Ein Bruder meines Vaters hat mich eingeladen«, hatte sie behauptet. »Er

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